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Bauforschung und Denkmalpflege

1. August 2007

Universitätsmuseum Heidelberg zeigt Aufgabenfeld von Bauforschern – Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und des Arbeitskreises Hausforschung entstanden – Heidelberger Studierende beteiligt


18 großformatige Tafeln illustrieren und informieren im Universitätsmuseum in Heidelberg über das Aufgabenfeld von Bauforschern. Die im Universitätsmuseum vorgestellten Objekte stammen aus ganz Baden-Württemberg. Die Dokumentation der Gebäude im Zuge von Bauaufnahmen ist ganz unterschiedlich begründet. So reichen die Untersuchungen von Bauaufnahmen bei zum Abriss vorgesehenen Häusern über die Erfassung regionaler Bautechniken, etwa dem Übergang von Eichen- zu Nadelholz als Baumaterial in Tübingen im 15. Jahrhundert bedingt durch die Universitätsgründung und eine damit verbundene stärkere Bauarbeit, bis hin zur Betreuung eines Weltkulturerbes, wie am Beispiel Maulbronn in der Ausstellung dargestellt. Dass bei den  Untersuchungen auch modernste Techniken eingesetzt werden, illustrieren Tafeln zu geophysikalischen Bodenuntersuchungen in Reichenau-Mittelzell am Bodensee.

Die Ausstellung zeigt anhand der Beispiele das große Spektrum, bei dem Bauforschung zum Einsatz kommt. Ergänzt werden die Tafeln durch Exponate, die aus den in Heidelberg vorgestellten Bauten stammen. So zeigen Fensterrahmungen aus Stuck aus Rottweil, dass ein Material, das wegen seiner schlechten Witterungsbeständigkeit normalerweise auf die Innengestaltung von Räumen beschränkt ist, dort auch an Fassaden verwendet wurde. Eine Vorstellung, wie bunt Städte im Mittelalter gewesen sein können, vermitteln glasierte Ziegel aus Ravensburg und Konstanz, die teilweise schon aus dem 12. Jahrhundert stammen. "Diese Stücke sind aufgrund ihres Alters beziehungsweise ihres Materials äußerst selten. Sie im Universitätsmuseum in Heidelberg zeigen zu können, gleicht einer kleinen Sensation, waren sie doch noch nie in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich", erläutert Professor Dr. Matthias Untermann, Institut für Europäische Kunstgeschichte, der die Ausstellung nach Heidelberg geholt hat.

Wie Bauforschung funktioniert, wird am Beispiel Maulbronn deutlich. Hier arbeiten Studierende des Instituts für Europäische Kunstgeschichte unter der Leitung von Prof. Untermann seit mehreren Jahren an der Erfassung des Baubestandes. So konnten die Kirche und Teile der Klausurbauten intensiv untersucht und neue Erkenntnisse über Bauabfolge und ursprüngliches Aussehen sowie verschiedene Planungsstadien gewonnen werden. In der Ausstellung ist exemplarisch das Vorgehen für die Untersuchung eines Jochs des südlichen Kreuzgangflügels dargestellt. So konnten die Heidelberger Studierenden nachweisen, dass sich entlang der Kreuzgangrückwand an der Kirchenmauer eine Bank entlang zog, die nachträglich angebracht wurde. Hierfür kartierten die Bauforscher die unterschiedlichen Bearbeitungsweisen der Steine, woraufhin sie im Vergleich mit anderen Klöstern den ehemaligen Zustand plausibel machen konnten. Somit werden Erkenntnisse gewonnen, die wiederum im übergeordneten Zusammenhang – hier des Zisterzienserordens – von Bedeutung sind. Bauaufnahmen sollen also helfen, das Gebäude in seiner Entstehung zu verstehen, zu bewahren und neue Nutzungen daran anzupassen.

Für die Heidelberger Studierenden ist die praktische Bauaufnahme vor Ort eine wesentliche Ergänzung zum Studium der Kunstgeschichte, werden dabei  Kenntnisse erlangt, die im Universitätsalltag nicht vermittelt werden können.

Die Ausstellung ist im Universitätsmuseum in Heidelberg bis Mitte Oktober zu den üblichen Öffnungszeiten auf ihrer ersten Station zu sehen. Danach wird sie in weiteren Städten in Baden-Württemberg präsentiert werden.

Rückfragen bitte an:
Charlotte Lagemann, M.A.
Museum der Universität Heidelberg
museum@rektorat.uni-heidelberg.de

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Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
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