Konstanzer Erklärung der Südschiene-Universitäten
1. Oktpber 2007
Unterschiede zwischen akademischer und beruflicher Ausbildung müssen sichtbar bleiben – Stellungnahme der Universität Bayern e.V. und der Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg zum Hochschulzugang und Bachelor/Master Professional
Die Landesuniversitäten Bayerns und Baden-Württembergs, die sog. "Südschiene", haben in einer Abschlusserklärung ihres Treffens am 27./28. September in Konstanz entschieden alle Bestrebungen zurückgewiesen, die Unterschiede zwischen akademischer und beruflicher Ausbildung zu verwischen, indem Meistertitel in einen akademischen Grad ("Bachelor Professional") umgewandelt werden. Hierin sehen sie sich einig mit der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeber, die sich ebenfalls gegen die Einführung nicht-akademischer Bachelorgrade ausgesprochen hat. Die Einlassung der Wirtschafministerkonferenz am 4./5. Juni in Eisenach, die Meister- und Technikerabschlüsse befänden sich auf dem gleichen akademischen Niveau wie Hochschulabschlüsse, ist schlicht falsch.
Die Politik wird aufgefordert, mehr staatliche Haushaltsmittel in die akademische Ausbildung und damit die Erhöhung der Zahl der Hochschulabsolventen zu investieren, statt mit einer Umetikettierung beruflicher Abschlüsse in akademische Grade für ein besseres Abschneiden in internationalen Statistiken zu sorgen.
Hier die Stellungnahme im Wortlaut:
Stellungnahme der bayerischen und baden-württembergischen Universitäten zum
Hochschulzugang und Bachelor/Master Professional
Der Besorgnis, dass Deutschland im internationalen Vergleich eine zu niedrige Akademikerquote aufweist, kann nur mit konsequenten Investitionen in die Hochschulen begegnet werden. Versuche, Berufsausbildungen mit akademischen Titeln zu versehen oder die bereits bestehenden Möglichkeiten des Hochschulzugangs für Berufstätige noch weiter auszuweiten, führen nicht dazu, das Qualifikationsniveau insgesamt zu erhöhen.
Die von der Wirtschaftsministerkonferenz am 4. und 5. Juni in Eisenach aufgestellte Behauptung, Meister- und Technikerabschlüsse befänden sich auf dem gleichen akademischen Niveau wie Hochschulabschlüsse, ist schlicht falsch.
Das duale System liefert eine qualitativ hochwertige Berufsausbildung, die in Europa führend und einzigartig ist. Das dadurch entstandene Problem der Einordnung in einen europäischen Qualifikationsrahmen ist jedoch nicht dadurch zu lösen, dass man einen Meistertitel in einen akademischen Grad umwandelt, um den Träger von weniger qualifiziert Ausgebildeten in anderen europäischen Ländern zu unterscheiden. Hier muss auf europäischer Ebene eine andere Lösung gefunden werden, die den tatsächlichen Gegebenheiten gerecht wird.
Auch der immer wieder zu lesende Verweis darauf, dass in anderen Ländern, insbesondere der USA, Ausbildungen als Bachelor-Studiengänge akademisiert sind, die in Deutschland dem dualen System angehören, ist so nicht zutreffend. Die Community Colleges, verleihen für einen Teil ihrer Ausbildungen ein Zertifikat, ein Diplom oder ein so genanntes "Asscociate Degree". Letzteres erlaubt es, in ein vierjähriges Bachelorprogramm einer anderen Hochschule zu wechseln, stellt aber nicht schon selbst einen solchen Abschluss dar.
Ein weiterer Teil der Ausbildung an Community Colleges wird als "Training" bezeichnet, die auf eine staatliche Prüfung vorbereitet. Erst in den letzten Jahren ist es in den USA ebenfalls zu einem Trend gekommen, dass Community Colleges selbst einen Bachelorgrad verleihen. Es verhält sich jedoch keineswegs so, dass für alle oder die Mehrzahl der deutschen Handwerksberufe in den USA einem akademischer Abschluss äquivalent sind.
Die bayerischen und baden-württembergischen Universitäten wenden sich daher mit aller Entschiedenheit gegen Bestrebungen, die Unterschiede zwischen akademischer und beruflicher Ausbildung unkenntlich zu machen. Sie sehen sich hier im Einklang mit der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeber, die sich ebenfalls dagegen ausgesprochen haben, einen nicht-akademischen Bachelorgrad einzuführen.
Aus Sicht der Universitäten sind die gegenwärtigen Regelungen hinsichtlich des Hochschulzugangs für Berufstätige ausreichend. In Baden-Württemberg gibt es hier zudem eine Neuregelung, aufgrund welcher der Inhaber eines Meisterbriefes nach vierjähriger Berufspraxis in einem affinen Studiengang auch ohne Abitur zugelassen werden kann.
Die Universitäten fordern die Politik auf, statt einer Umbenennung beruflicher Abschlüsse in akademische Grade konsequent Maßnahmen zu ergreifen, um die Zahl der Hochschulabsolventen zu erhöhen. Dies kann jedoch nicht bedeuten, lediglich mehr Studierende zuzulassen, sondern die Bedingungen an den Hochschulen so zu verbessern, dass die Abbrecherquoten deutlich reduziert werden. Die Einführung von Studiengebühren, die zur Verbesserung der Lehre verwendet werden, war hierfür ein notwendiger erster Schritt. Dabei darf es jedoch nicht bleiben, sondern es müssen weitere Strukturverbesserungen für eine bessere Beratung vor und während des Studiums und eine intensivere Betreuung der Studierenden geschaffen werden. Dies erfordert den Mut der Politik, größere Teile der staatlichen Haushalte hierfür zur Verfügung zu stellen, statt mit einer Umetikettierung beruflicher Abschlüsse für ein besseres Abschneiden in internationalen Statistiken zu sorgen.
Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
06221/542310, fax: 54317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Irene Thewalt
06221/542310, fax: 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Die Politik wird aufgefordert, mehr staatliche Haushaltsmittel in die akademische Ausbildung und damit die Erhöhung der Zahl der Hochschulabsolventen zu investieren, statt mit einer Umetikettierung beruflicher Abschlüsse in akademische Grade für ein besseres Abschneiden in internationalen Statistiken zu sorgen.
Hier die Stellungnahme im Wortlaut:
Stellungnahme der bayerischen und baden-württembergischen Universitäten zum
Hochschulzugang und Bachelor/Master Professional
Der Besorgnis, dass Deutschland im internationalen Vergleich eine zu niedrige Akademikerquote aufweist, kann nur mit konsequenten Investitionen in die Hochschulen begegnet werden. Versuche, Berufsausbildungen mit akademischen Titeln zu versehen oder die bereits bestehenden Möglichkeiten des Hochschulzugangs für Berufstätige noch weiter auszuweiten, führen nicht dazu, das Qualifikationsniveau insgesamt zu erhöhen.
Die von der Wirtschaftsministerkonferenz am 4. und 5. Juni in Eisenach aufgestellte Behauptung, Meister- und Technikerabschlüsse befänden sich auf dem gleichen akademischen Niveau wie Hochschulabschlüsse, ist schlicht falsch.
Das duale System liefert eine qualitativ hochwertige Berufsausbildung, die in Europa führend und einzigartig ist. Das dadurch entstandene Problem der Einordnung in einen europäischen Qualifikationsrahmen ist jedoch nicht dadurch zu lösen, dass man einen Meistertitel in einen akademischen Grad umwandelt, um den Träger von weniger qualifiziert Ausgebildeten in anderen europäischen Ländern zu unterscheiden. Hier muss auf europäischer Ebene eine andere Lösung gefunden werden, die den tatsächlichen Gegebenheiten gerecht wird.
Auch der immer wieder zu lesende Verweis darauf, dass in anderen Ländern, insbesondere der USA, Ausbildungen als Bachelor-Studiengänge akademisiert sind, die in Deutschland dem dualen System angehören, ist so nicht zutreffend. Die Community Colleges, verleihen für einen Teil ihrer Ausbildungen ein Zertifikat, ein Diplom oder ein so genanntes "Asscociate Degree". Letzteres erlaubt es, in ein vierjähriges Bachelorprogramm einer anderen Hochschule zu wechseln, stellt aber nicht schon selbst einen solchen Abschluss dar.
Ein weiterer Teil der Ausbildung an Community Colleges wird als "Training" bezeichnet, die auf eine staatliche Prüfung vorbereitet. Erst in den letzten Jahren ist es in den USA ebenfalls zu einem Trend gekommen, dass Community Colleges selbst einen Bachelorgrad verleihen. Es verhält sich jedoch keineswegs so, dass für alle oder die Mehrzahl der deutschen Handwerksberufe in den USA einem akademischer Abschluss äquivalent sind.
Die bayerischen und baden-württembergischen Universitäten wenden sich daher mit aller Entschiedenheit gegen Bestrebungen, die Unterschiede zwischen akademischer und beruflicher Ausbildung unkenntlich zu machen. Sie sehen sich hier im Einklang mit der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeber, die sich ebenfalls dagegen ausgesprochen haben, einen nicht-akademischen Bachelorgrad einzuführen.
Aus Sicht der Universitäten sind die gegenwärtigen Regelungen hinsichtlich des Hochschulzugangs für Berufstätige ausreichend. In Baden-Württemberg gibt es hier zudem eine Neuregelung, aufgrund welcher der Inhaber eines Meisterbriefes nach vierjähriger Berufspraxis in einem affinen Studiengang auch ohne Abitur zugelassen werden kann.
Die Universitäten fordern die Politik auf, statt einer Umbenennung beruflicher Abschlüsse in akademische Grade konsequent Maßnahmen zu ergreifen, um die Zahl der Hochschulabsolventen zu erhöhen. Dies kann jedoch nicht bedeuten, lediglich mehr Studierende zuzulassen, sondern die Bedingungen an den Hochschulen so zu verbessern, dass die Abbrecherquoten deutlich reduziert werden. Die Einführung von Studiengebühren, die zur Verbesserung der Lehre verwendet werden, war hierfür ein notwendiger erster Schritt. Dabei darf es jedoch nicht bleiben, sondern es müssen weitere Strukturverbesserungen für eine bessere Beratung vor und während des Studiums und eine intensivere Betreuung der Studierenden geschaffen werden. Dies erfordert den Mut der Politik, größere Teile der staatlichen Haushalte hierfür zur Verfügung zu stellen, statt mit einer Umetikettierung beruflicher Abschlüsse für ein besseres Abschneiden in internationalen Statistiken zu sorgen.
Konstanz, 28. September 2007
Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
06221/542310, fax: 54317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Irene Thewalt
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