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Sprachliche Formationen des Wissens

1. Oktober 2007

3. Kolloquium des Forschungsnetzwerks "Sprache und Wissen – Probleme öffentlicher und professioneller Kommunikation" – Netzwerk-Koordinator: Prof. Ekkehard Felder vom Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg – 10. bis 12. Oktober 2007


Das internationale und interdisziplinäre Forschungsnetzwerk "Sprache und Wissen – Probleme öffentlicher und professioneller Kommunikation" lädt im Jahr der Geisteswissenschaften vom 10. bis 12. Oktober 2007 zum Symposion "Sprachliche Formationen des Wissens" in das Internationale Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg ein.

Jegliches gesellschaftlich relevante Fachwissen muss sprachlich gefasst werden, wenn man darüber kommunizieren will. Diese Tatsache scheint trivial zu sein, birgt jedoch ein hohes Konfliktpotential. Am deutlichsten wird dies, wenn Medien versuchen, zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu "vermitteln" – die mit der Materie vertrauten Fachleute sind oft überrascht, in welch vermeintlich oder tatsächlich unangemessener Form "ihr" fachlicher Gegenstand präsentiert wird.

Doch auch im innerfachlichen Diskurs müssen durch Verwendung bestimmter sprachlicher Mittel der Sachverhalt, die Idee und das Wissen erst konstituiert, gleichsam geschaffen werden. Selbst vermeintlich objektive Resultate wie z.B. Messergebnisse müssen in Sprache gefasst und gedeutet werden. Hinter einem fachspezifischen oder auch interdisziplinären Streit um die Sache verbirgt sich oft ein Streit um Worte.

All diese verschiedenen "Formationen" des Wissens – die Konstitution innerhalb der Fachdomäne, die Transformation durch Massenmedien in der Vermittlung an Laien, aber auch durch die Experten selbst im Dialog mit Wissenschaftler(inne)n anderer Disziplinen und der Öffentlichkeit – lassen sich mit in der Linguistik entwickelten Diskursbeschreibungsverfahren nachzeichnen.

Um solche Fragen systematisch und interdisziplinär untersuchen zu können, wurde 2005 das Forschungsnetzwerk "Sprache und Wissen – Probleme öffentlicher und professioneller Kommunikation" gegründet. Es ist Partner im Wissenschaftsjahr 2007 – Jahr der Geisteswissenschaften "ABC der Menschheit" und wurde beim Hochschulwettbewerb "Geist begeistert" prämiert.
 
Im Forschungsnetzwerk arbeiten Linguist(inn)en und andere Wissenschaftler(innen), die Probleme professioneller und öffentlicher Kommunikation über Fachwissen aus spezifisch sprachwissenschaftlicher Perspektive untersuchen, eng mit sprachlich interessierten Experten der verschiedenen Fächer zusammen. Denn linguistische Kritik an den zahlreichen Vermittlungsansätzen legt Wert auf die Erkenntnis, dass die Problematik der öffentlichen (Trans-)Formation von Wissen nur dann angemessen untersucht werden kann, wenn die fachspezifischen (sprachlichen) Konstitutionsbedingungen der jeweiligen Fach- und Wissensdomäne berücksichtigt werden.

Bisher existieren solche Kooperationen für die Wissensdomänen Medizin und Gesundheitswesen, Wirtschaft, Unternehmen und Organisation, Architektur und Stadt, Geschichte – Politik – Gesellschaft, Natur – Literatur – Kultur, Naturwissenschaft und Technik, Recht, Schule sowie Kunst – Kunstbetrieb – Kunstgeschichte.

Im Mittelpunkt des Symposions "Sprachliche Formationen des Wissens" im Internationalen Wissenschaftsforum steht die Frage nach der Formung von gesamtgesellschaftlich relevanten Wissensbeständen durch sprachliche Mittel. Dabei sollen Voraussetzungen für einen Dialog zwischen Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften erarbeitet werden. Die Einsicht, dass jede Erkenntnis auch sprachabhängig ist, soll aus linguistischer Perspektive präzisiert und interdisziplinär anschlussfähig gemacht werden.

Der erste Tag des Symposions ist der öffentlichkeitswirksamen Präsentation der Netzwerkidee im Rahmen des Aktionstages "Sprache unter der Lupe" in der Alten Aula der Universität Heidelberg gewidmet. Experten verschiedener Fachrichtungen streiten sich in einer Podiumsdiskussion über das Wort "Leben" – Linguisten analysieren die Diskussion im Hintergrund. Parallel machen Studierende der Germanistik auf einem "Jahrmarkt der Sprache" in der Alten Universität die Gegenstände des Forschungsnetzwerks erfahrbar  (siehe www.suw.uni-hd.de/Lupe.html ).

Die folgenden beiden Tage stehen im Zeichen der inhaltlichen Arbeit. Zunächst werden in einem Vortragszyklus verschiedene theoretische Ansätze und Beschreibungsverfahren vorgestellt, so dass die Vertreter der einzelnen Wissensdomänen ihr Beschreibungsinstrumentarium abgleichen können. Im Anschluss werden Untersuchungsaufbau und Ergebnisse aus einzelnen Forschungsprojekten präsentiert sowie zwei neue Wissensdomänen, Religion und Mathematik, vorgestellt und in das Forschungsnetzwerk aufgenommen.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht vonnöten.

Veranstaltungsorte:
10. Oktober: Alte Universität Heidelberg (Grabengasse 1 – Universitätsplatz)
11. und 12. Oktober: Internationales Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg (Hauptstraße 241)

Weitere Informationen finden Sie unter: www.suw.uni-hd.de
 
Kontakt:
Prof. Dr. Ekkehard Felder
Germanistisches Seminar der Universität Heidelberg
Tel. 06221 54 32 40 oder 54 32 39
felder@gs.uni-heidelberg.de
 
Dr. Ellen Peerenboom
Geschäftsführerin des Internationalen Wissenschaftsforums der Universität Heidelberg
Hauptstraße 242, 69117 Heidelberg
Tel. 06221 54-36 90, Fax 16 58 96
iwh@uni-hd.de

Allgemeine Rückfragen von Journalisten an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

und
Irene Thewalt
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Seitenbearbeiter: Email
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