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„Kein Problem von morgen, sondern von heute“

21. November 2007

Der britische Botschafter Sir Michael Anthony Arthur betonte bei seiner Heidelberger Universitätsrede die Bedeutung des Klimaschutzes

 

Sie rennen um ihr Leben. Sobald auch nur das entfernte Brummen eines Hubschraubers zu hören ist, kommt Bewegung in die Menschen, die zu Hunderten zusammengepfercht in Notunterkünften oder in den Trümmern ihrer Wellblechhütten ausharren. In riesigen Menschentrauben stürmen sie den Hilfslieferungen aus der Luft entgegen und hoffen, eines der dringend benötigten Pakete mit Nahrung oder Medikamenten zu ergattern.

Bilder wie diese, die auch nach dem verheerenden Wirbelsturm in Bangladesch um die Welt gehen, haben längst einen festen Platz in den Nachrichten erobert. Klimaforscher warnen seit langem vor solchen Auswirkungen der Erderwärmung, denn immer häufiger zerstören Überschwemmungen, Flutwellen oder Stürme ganze Landstriche und hinterlassen eine Spur des Grauens. "Klimawandel auf beiden Seiten des Atlantiks" lautete deshalb auch der Titel der diesjährigen Heidelberger Universitätsrede, die der britische Botschafter in Berlin, Sir Michael Anthony Arthur, in der Aula der Alten Universität hielt.

"Der Mensch beeinflusst die Klimaerwärmung beispielsweise durch Luftverschmutzung mit CO2 in ganz erheblichem Maße", sagte der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Bernhard Eitel, in seiner Begrüßung. Interdisziplinärer Austausch sei angesichts dieser globalen Herausforderung des Klimawandels und der großen gesellschaftlichen Relevanz des Themas daher unerlässlich. "Eine naturwissenschaftliche Ingnoranz gegenüber sozialwissenschaftlichen Auswirkungen hilft da nicht weiter", betonte er.

Wenn es um Klimawandel geht, müssen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten, um gute Ergebnisse zu erzielen", unterstrich auch der britische Botschafter. Ein erster Schritt sei jedoch bereits die weltweite Einsicht, dass Klimawandel ein existenzielles Problem darstelle und rasches Handeln erfordere, so Arthur. "Der Klimawandel ist kein Problem von morgen, sondern von heute", sagte er. Das zeige sich auch daran, dass sich längst nicht mehr nur Umweltminister mit dem Thema beschäftigten, sondern auch Regierungschefs und Außenminister in die Debatte mit einbezogen würden. "Klimaschutz ist kein Luxus mehr, mit dem man sich erst beschäftigt, wenn alle anderen Aufgaben erledigt sind, sondern er ist ein Kernpunkt jeder politischen Debatte und beeinflusst auch die Sicherheitspolitik", sagte Arthur.

Als Beispiel nannte er die Wasserknappheit im Mittleren Osten und den Anstieg der Meeresspiegel, der in absehbarer Zeit die Umsiedelung von 25 Millionen Menschen in Bangladesch nötig machen könnte. "In diesen Fällen würden Maßnahmen gegen den Klimawandel die Stabilität in den betroffenen Gebieten erhöhen und so für mehr Sicherheit sorgen", betonte Arthur. Der britische Botschafter sieht allerdings nicht nur die Sicherheit durch den Klimawandel bedroht. "Die Erderwärmung kann zu wirtschaftlichen Schäden führen, die mit denen aus den beiden Weltkriegen zusammen vergleichbar sind", sagte Arthur und berief sich damit auf eine neue Klimastudie des ehemaligen Weltbank-Chefökonomen Nicholas Stern, der auch eine Weltwirtschaftskrise für möglich hält, sollten keine Maßnahmen gegen den Klimawandel getroffen werden.

Eine kostengünstige Möglichkeit zum Klimaschutz seien Maßnahmen gegen die Entwaldung, die etwa 20 Prozent der weltweiten CO2-Emission ausmache, sagte Arthur. Außerdem, so Arthur weiter, sei es sinnvoll, den Klimaschutz auch in die Entwicklungspolitik zu integrieren: "Wenn wir die Gelder für Entwicklungshilfe aufstocken, können wir auch den Klimaschutz in den armen Ländern besser kontrollieren", sagte er.
Kathrin Frank
© Rhein-Neckar-Zeitung

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