„Ruperto Carola 3/2007“: Die vollkommene Übersetzung bleibt Utopie
15. Dezember 2007
Das Heidelberger Forschungsmagazin gibt spannende neue Einblicke in Translationswissenschaft, Paläoklimatologie, Literaturwissenschaft, Hirnforschung, Physik und Politische Wissenschaft
Der französische Philosoph Voltaire brachte es auf den Punkt: Übersetzungen, meinte er, seien wie Frauen: entweder treu oder schön. Mit den weitaus komplexeren Problemen des Übersetzens beschäftigt sich die Translationswissenschaft. Jekatherina Lebedewa gibt in der Titelgeschichte des Heidelberger Forschungsmagazins "Ruperto Carola 3/2007" einen Einblick in das interdisziplinäre Fach, das Linguistik, Literaturwissenschaft und Komparatistik ebenso einbezieht wie Informatik, Psychologie und Neurologie. Es reicht nicht, einen Text Wort für Wort zu übersetzen, es gilt, den "Geist der Sprache" aus dem Original in die Übersetzung zu retten. Die weiteren Themen des Heftes reichen von der Paläoklimatologie über Literaturwissenschaft, Hirnforschung und Physik bis hin zur Politischen Wissenschaft.
Rektor Prof. Eitel im Editorial über die Exzellenzinitiative: "Vor uns liegt eine Aufgabe, die große Ansprüche stellt und viel Gemeinsinn verlangt"
"Vor der Universität liegt eine Aufgabe, die große Ansprüche stellt und viel Gemeinsinn verlangt", schreibt Rektor Bernhard Eitel im Editorial des Hefts, bezogen auf die Erfolge der Universität Heidelberg bei der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern. "Eine erfolgreiche Umsetzung kann nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung gelingen: Es gilt, nicht ein singuläres Projekt, sondern die Potenziale der Volluniversität als Ganzes zu wecken, zu nutzen und in Wert zu setzen."
Schon in der ersten Runde der Exzellenzinitiative konnten – daran erinnert Eitel – die Graduiertenschule "Fundamental Physics" und das Cluster "Cellular Networks" reüssieren. In der zweiten Runde freuen sich nun die Graduiertenschule "Mathematical and Computational Methods for the Sciences" und die Graduiertenschule "Hartmut-Hoffmann-Berling International Graduate School of Molecular and Cellular Biology" über die Bewilligung. Mit "Asia and Europe in a Global Context: Shifting Asymmetries in Cultural Flows" sei zusätzlich ein Exzellenzcluster erfolgreich, das zu den wenigen geisteswissenschaftlichen Projekten zählt, die im Rahmen der Exzellenzinitiative gewonnen haben.
"Der Gewinn der Fördergelder für das Konzept der Volluniversität bestärkt die Universität Heidelberg darin, ihr Fächerspektrum weiterzuentwickeln und sich als klassische ‚universitas’ sowie als international starker Partner zu zeigen. Wir wollen den interdisziplinären Dialog deshalb nicht nur innerhalb eines Fachgebietes, sondern über traditionelle Fächergrenzen und -kulturen hinweg fördern", so der Rektor.
Mit flankierenden Maßnahmen sollen die Exzellenzprojekte in der Universität verankert und auf eine solide Basis gestellt werden. Die Graduiertenschulen und Cluster sollen vorhandenen universitären Strukturen nicht aufgesetzt, sondern gut integriert werden. "Dazu werden auch die Mittel aus dem Zukunftskonzept dienen, mit denen unter anderem das ‚Marsilius-Kolleg’ finanziert werden kann, das die innere Vernetzung der Universität mit transdisziplinären Themen, beispielsweise ‚Altern’ und ‚Menschenwürde’, fördern wird" (Eitel).
Der Rektor ermutigt alle Wissenschaftler, deren Projekte zwar in der Endrunde begutachtet, aber schließlich nicht zur Förderung empfohlen wurden, und dankt allen Beteiligten sehr für ihren Einsatz. "Die Bewilligung der Exzellenzprojekte wird in die Zukunft ausstrahlen, und die Vorhaben werden neue Forschungsprojekte und -kooperationen nach sich ziehen. Dies ist für die Ruprecht-Karls-Universität eine große Chance, die wir nutzen sollten."
Blättern im Buch der Klimageschichte
Erfolgt die Erderwärmung schneller als vorhergesagt? Oder wird es nicht wärmer, sondern immer kälter? Diesen Fragen gehen Nicole Vollweiler und Augusto Mangini im folgenden Beitrag nach. Ohne einen Blick zurück lassen sich auch die Klimafragen der Zukunft nicht beantworten. Zeugen des Klimageschehens der Jahrtausende sind Stalagmiten. Von ihnen lässt sich beispielsweise erfahren, wie das Klima war, als Hannibal die Alpen überquerte. Und sie weisen darauf hin, ob wir künftig die Badehose oder doch besser die Schneestiefel einpacken sollten.
An den Grenzen der Literatur
Theaterstücke ohne Schauspieler, Romane, die sich der Leser aus einem Zettelkasten zusammenbasteln muss, virtuelle Gedichte, die nie gedruckt werden – hiervon handelt Peter Paul Schnierers Text. Für die Einen sind diese literarischen Phänomene impertinenter Unsinn, für die Andern Fluchtpunkte der Moderne oder Allegorien menschlichen Seins. In jedem Fall sind sie geeignet, einen Streit vom Zaun zu brechen über das, was "Literatur" genannt werden darf.
Auszeit für das Gedächtnis
"Transiente globale Amnesie" nennen Neurologen eine Gedächtnisstörung, die Betroffene und Wissenschaftler gleichermaßen beeindruckt: Die Fähigkeit, sich zu erinnern, geht plötzlich verloren, erst nach Stunden schließt sich die Gedächtnislücke wieder. Früher wurde die gedächtnislose Episode oft der "Einbildung" zugeschrieben, moderne bildgebende Verfahren haben erstmals eine organische Ursache für die spektakuläre Auszeit des Gedächtnisses gezeigt. Kristina Szabo und Hansjörg Bäzner schildern ihre Forschung auf diesem Gebiet.
In Erwartung des Unerwarteten
Seit mehr als einem halben Jahrhundert erforschen Teilchenphysiker, "was die Welt im Innersten zusammenhält" – mit immer größeren Anlagen, für immer kleinere Strukturen. Jetzt steht der Teilchenphysik – so Hans-Christian Schultz-Coulon im nächsten Text des Forschungsmagazins – eine neue Ära bevor: Der "Large Hadron Collider" wird am europäischen Forschungszentrum CERN in Betrieb gehen und das Tor zu einem unerforschten Energiebereich aufstoßen. In aller Welt schauen Physiker auf den neuen Beschleuniger und die Ergebnisse der Experimente – in Erwartung des Unerwarteten.
Direkte Demokratie: Motor oder Bremse?
Vor zwei Jahren scheiterte das europäische Verfassungswerk in der französischen und der niederländischen Volksabstimmung. Uwe Wagschal fragt: Ist die direkte Demokratie Motor oder Bremse der europäischen Integration? Welche Faktoren beeinflussen nationalstaatliche Volksabstimmungen zu europapolitischen Inhalten? Ein Forschungsprojekt des Instituts für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg hat auf diese Fragen aufschlussreiche Antworten erhalten.
"Bilder geben unfassbaren Phänomen Gestalt", ist ein Kurzbericht von Anja Eisenbeiß überschrieben. Um das Jahr 1500 schreckten die Menschen eigentümliche Himmelserscheinungen auf. Sie waren im Süden Deutschlands, aber auch im Norden, in Maastricht und Trier, zu beobachten. Die Visualisierung hält das Unfassbare nicht nur fest. Sie ermöglicht, das Unerklärliche einzuordnen, aber auch zu hinterfragen.
Frauen in der Wissenschaft thematisiert der Text von Jadranka Gvozdanovic und fordert faire Entfaltungschancen für alle Mitarbeiter: "Gleichstellung garantiert, dass sich die Wissenschaft optimal entwickelt". Die Autorin zeigt tenure-track-Chancen an der Universität Heidelberg auf und ruft das "Olympia-Morata-Programm" sowie Angebote zur besseren Vereinbarung von Beruf und Familie ins Gedächtnis.
Die Rubrik "Aus der Stiftung Universität Heidelberg" stammt dieses Mal aus der Feder von Ekkehard Felder: Ohne Sprache kein Wissen. Jede Erkenntnis ist sprachabhängig: Selbst die so genannten objektiven Wissenschaften müssen ihre Messergebnisse in Sprache fassen und deuten.
Verlag des Forschungsmagazins ist der Universitätsverlag Winter Heidelberg. Ein Einzelheft kostet 5 Euro plus Versand. Es kann, ebenso wie das Förderabo für 30 Euro (vier Ausgaben), bestellt werden bei: Pressestelle der Universität Heidelberg, Postfach 10 57 60, 69047 Heidelberg. Kostenlose Ansichtsexemplare früherer Hefte liegen im Foyer der Alten Universität aus. Weitere Informationen und Volltexte früherer Ausgaben:
http://www.uni-heidelberg.de/presse/publikat.html
Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Rektor Prof. Eitel im Editorial über die Exzellenzinitiative: "Vor uns liegt eine Aufgabe, die große Ansprüche stellt und viel Gemeinsinn verlangt"
"Vor der Universität liegt eine Aufgabe, die große Ansprüche stellt und viel Gemeinsinn verlangt", schreibt Rektor Bernhard Eitel im Editorial des Hefts, bezogen auf die Erfolge der Universität Heidelberg bei der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern. "Eine erfolgreiche Umsetzung kann nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung gelingen: Es gilt, nicht ein singuläres Projekt, sondern die Potenziale der Volluniversität als Ganzes zu wecken, zu nutzen und in Wert zu setzen."
Schon in der ersten Runde der Exzellenzinitiative konnten – daran erinnert Eitel – die Graduiertenschule "Fundamental Physics" und das Cluster "Cellular Networks" reüssieren. In der zweiten Runde freuen sich nun die Graduiertenschule "Mathematical and Computational Methods for the Sciences" und die Graduiertenschule "Hartmut-Hoffmann-Berling International Graduate School of Molecular and Cellular Biology" über die Bewilligung. Mit "Asia and Europe in a Global Context: Shifting Asymmetries in Cultural Flows" sei zusätzlich ein Exzellenzcluster erfolgreich, das zu den wenigen geisteswissenschaftlichen Projekten zählt, die im Rahmen der Exzellenzinitiative gewonnen haben.
"Der Gewinn der Fördergelder für das Konzept der Volluniversität bestärkt die Universität Heidelberg darin, ihr Fächerspektrum weiterzuentwickeln und sich als klassische ‚universitas’ sowie als international starker Partner zu zeigen. Wir wollen den interdisziplinären Dialog deshalb nicht nur innerhalb eines Fachgebietes, sondern über traditionelle Fächergrenzen und -kulturen hinweg fördern", so der Rektor.
Mit flankierenden Maßnahmen sollen die Exzellenzprojekte in der Universität verankert und auf eine solide Basis gestellt werden. Die Graduiertenschulen und Cluster sollen vorhandenen universitären Strukturen nicht aufgesetzt, sondern gut integriert werden. "Dazu werden auch die Mittel aus dem Zukunftskonzept dienen, mit denen unter anderem das ‚Marsilius-Kolleg’ finanziert werden kann, das die innere Vernetzung der Universität mit transdisziplinären Themen, beispielsweise ‚Altern’ und ‚Menschenwürde’, fördern wird" (Eitel).
Der Rektor ermutigt alle Wissenschaftler, deren Projekte zwar in der Endrunde begutachtet, aber schließlich nicht zur Förderung empfohlen wurden, und dankt allen Beteiligten sehr für ihren Einsatz. "Die Bewilligung der Exzellenzprojekte wird in die Zukunft ausstrahlen, und die Vorhaben werden neue Forschungsprojekte und -kooperationen nach sich ziehen. Dies ist für die Ruprecht-Karls-Universität eine große Chance, die wir nutzen sollten."
Blättern im Buch der Klimageschichte
Erfolgt die Erderwärmung schneller als vorhergesagt? Oder wird es nicht wärmer, sondern immer kälter? Diesen Fragen gehen Nicole Vollweiler und Augusto Mangini im folgenden Beitrag nach. Ohne einen Blick zurück lassen sich auch die Klimafragen der Zukunft nicht beantworten. Zeugen des Klimageschehens der Jahrtausende sind Stalagmiten. Von ihnen lässt sich beispielsweise erfahren, wie das Klima war, als Hannibal die Alpen überquerte. Und sie weisen darauf hin, ob wir künftig die Badehose oder doch besser die Schneestiefel einpacken sollten.
An den Grenzen der Literatur
Theaterstücke ohne Schauspieler, Romane, die sich der Leser aus einem Zettelkasten zusammenbasteln muss, virtuelle Gedichte, die nie gedruckt werden – hiervon handelt Peter Paul Schnierers Text. Für die Einen sind diese literarischen Phänomene impertinenter Unsinn, für die Andern Fluchtpunkte der Moderne oder Allegorien menschlichen Seins. In jedem Fall sind sie geeignet, einen Streit vom Zaun zu brechen über das, was "Literatur" genannt werden darf.
Auszeit für das Gedächtnis
"Transiente globale Amnesie" nennen Neurologen eine Gedächtnisstörung, die Betroffene und Wissenschaftler gleichermaßen beeindruckt: Die Fähigkeit, sich zu erinnern, geht plötzlich verloren, erst nach Stunden schließt sich die Gedächtnislücke wieder. Früher wurde die gedächtnislose Episode oft der "Einbildung" zugeschrieben, moderne bildgebende Verfahren haben erstmals eine organische Ursache für die spektakuläre Auszeit des Gedächtnisses gezeigt. Kristina Szabo und Hansjörg Bäzner schildern ihre Forschung auf diesem Gebiet.
In Erwartung des Unerwarteten
Seit mehr als einem halben Jahrhundert erforschen Teilchenphysiker, "was die Welt im Innersten zusammenhält" – mit immer größeren Anlagen, für immer kleinere Strukturen. Jetzt steht der Teilchenphysik – so Hans-Christian Schultz-Coulon im nächsten Text des Forschungsmagazins – eine neue Ära bevor: Der "Large Hadron Collider" wird am europäischen Forschungszentrum CERN in Betrieb gehen und das Tor zu einem unerforschten Energiebereich aufstoßen. In aller Welt schauen Physiker auf den neuen Beschleuniger und die Ergebnisse der Experimente – in Erwartung des Unerwarteten.
Direkte Demokratie: Motor oder Bremse?
Vor zwei Jahren scheiterte das europäische Verfassungswerk in der französischen und der niederländischen Volksabstimmung. Uwe Wagschal fragt: Ist die direkte Demokratie Motor oder Bremse der europäischen Integration? Welche Faktoren beeinflussen nationalstaatliche Volksabstimmungen zu europapolitischen Inhalten? Ein Forschungsprojekt des Instituts für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg hat auf diese Fragen aufschlussreiche Antworten erhalten.
"Bilder geben unfassbaren Phänomen Gestalt", ist ein Kurzbericht von Anja Eisenbeiß überschrieben. Um das Jahr 1500 schreckten die Menschen eigentümliche Himmelserscheinungen auf. Sie waren im Süden Deutschlands, aber auch im Norden, in Maastricht und Trier, zu beobachten. Die Visualisierung hält das Unfassbare nicht nur fest. Sie ermöglicht, das Unerklärliche einzuordnen, aber auch zu hinterfragen.
Frauen in der Wissenschaft thematisiert der Text von Jadranka Gvozdanovic und fordert faire Entfaltungschancen für alle Mitarbeiter: "Gleichstellung garantiert, dass sich die Wissenschaft optimal entwickelt". Die Autorin zeigt tenure-track-Chancen an der Universität Heidelberg auf und ruft das "Olympia-Morata-Programm" sowie Angebote zur besseren Vereinbarung von Beruf und Familie ins Gedächtnis.
Die Rubrik "Aus der Stiftung Universität Heidelberg" stammt dieses Mal aus der Feder von Ekkehard Felder: Ohne Sprache kein Wissen. Jede Erkenntnis ist sprachabhängig: Selbst die so genannten objektiven Wissenschaften müssen ihre Messergebnisse in Sprache fassen und deuten.
Verlag des Forschungsmagazins ist der Universitätsverlag Winter Heidelberg. Ein Einzelheft kostet 5 Euro plus Versand. Es kann, ebenso wie das Förderabo für 30 Euro (vier Ausgaben), bestellt werden bei: Pressestelle der Universität Heidelberg, Postfach 10 57 60, 69047 Heidelberg. Kostenlose Ansichtsexemplare früherer Hefte liegen im Foyer der Alten Universität aus. Weitere Informationen und Volltexte früherer Ausgaben:
http://www.uni-heidelberg.de/presse/publikat.html
Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
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