Zum 75. Todestag von Hans Prinzhorn
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Dezember
Prinzhorn – Kultur – Sommer 2008
"Prinzhorn-Kultur-Sommer 2008" überschreiben wir eine Reihe von Veranstaltungen. Sie finden Juni bis September anlässlich des 75. Todestages von Hans Prinzhorn (8.6.1886-14.6.1933) im Museum Sammlung Prinzhorn statt. Es ist ein abwechslungsreiches Programm entlang der künstlerischen, wissenschaftlichen und sozialen Aktualität der Sammlung Prinzhorn.
Eng bezogen auf die Sammlung sind der Dokumentarfilm von Christian Beetz (ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis und dem Publikumspreis der Marler Gruppe 2008) und das Konzert des KlangForum Heidelberg mit neuen Kompositionen auf Texte und andere Werke der Sammlung Prinzhorn. Der Vortrag von Rolf Haaser über den "närrischen" Spätromantiker Carl Sandhaas knüpft an das Thema der laufenden Ausstellung "Künstler in der Irre" an.
Um Gedichte von Hölderlin, Lenau, Wölfli u.a. geht es in dem Konzert mit dem Bariton Hubert Wild, dem Starpianisten Charles Spencer und der Schauspielerin Annette Büschelberger. Das Performance-Programm von Dieter Löchle und einer Gruppe aus Aix-en-Provence kreist um einen Grenzgänger, den bedeutenden englischen Dichter und Maler William Blake.
Das Konzert mit Andreas Mendel und Min-Ae Kim schließlich hat die Live Music Now e.V. vor allem für die Heidelberger Psychiatrie organisiert. So trägt das Programm des "Prinzhorn-Kultur-Sommer 2008" auch zur Integration von Psychiatrieerfahrenen bei.
Hans Prinzhorn (8.6.1886-14.6.1933)
Den Namen Hans Prinzhorn verbindet man heute mit der berühmten Heidelberger Sammlung künstlerischer Werke von Anstaltsinsassen. 1886 in Hemer (Westfalen) geboren starb er vor 75 Jahren nach einer Italienreise in München an den Folgen einer Typhuserkrankung. Das Leben des Wissenschaftlers war unstet; ständig war er auf der Suche, ständig – ohne institutionelle Anbindung – auf Vortragsreisen und publizierte gleichwohl eine Vielzahl von Büchern und Artikeln.
Nach dem Studium der Kunstgeschichte war er 1909 mit einem kunsttheoretischen Thema bei dem Philosophen Theodor Lipps in München promoviert worden. Anschließend absolvierte er ein Gesangsstudium, wollte Konzertsänger werden. Nach dem Scheitern dieser Karriere begann er 1913 in Freiburg ein Medizinstudium und schloss es während des Krieges, 1917, ab.
1919 berief man Prinzhorn als Assistenzarzt an die Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg, um eine bereits bestehende Lehrsammlung mit künstlerischen Werken von Patienten zu erweitern. Mit seiner Mehrfachausbildung schien er gerade dafür geeignet. Auf seinen Aufruf an sämtliche psychiatrischen Kliniken in Deutschland hin kamen bis 1921 mehr als 5000 Werke nach Heidelberg. Prinzhorn, vom Klinikalltag freigestellt, katalogisierte diesen Fundus und wertete ihn in einer Studie aus, die 1922 erschien und ihn über Nacht bekannt machte: "Bildnerei der Geistskranken. Ein Beitrag zur Psychologie und Psychopathologie der Gestaltung". Die inzwischen weltberühmte Sammlung trägt bis heute seinen Namen und befindet sich seit 2001 im Museum "Sammlung Prinzhorn" der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg.
Schon vorher, Mitte 1921, schied Prinzhorn im Streit von der Klinik. Zunächst hospitierte er am Burghölzli/Zürich und unterzog sich einer Psychoanalyse bei C. G. Jung, um sich dann als Psychotherapeut in der Dresdner Klinik "Weißer Hirsch", kurz darauf in einem Privatsanatorium in Wiesbaden zu beweisen. Ab 1925 ließ er sich, in eigener Praxis, in Frankfurt nieder. 1927 war auch diese Lebensphase beendet.
Die letzten Lebensjahre verbrachte Hans Prinzhorn auf Vortragsreisen quer durch Europa und die USA, immer bemüht, die Psychoanalyse sowie die Lehren des von ihm verehrten Ludwig Klages der akademischen Wissenschaft zu integrieren. Sein letztes Projekt war 1932 eine Zeitschrift "großen Stils, die die Werte des deutschen Kulturerbes" vertreten sollte. Seine Vorstellungen berührten sich mit denen der aufstrebenden Nationalsozialisten, jedoch nicht genug, um deren Unterstützung zu finden.
Prinzhorn starb am 14. Juni 1933. Er musste nicht mehr erleben, wie 1938 bis 1941 seine Sammlung dazu missbraucht wurde, den angeblich pathologischen Charakter der von den Nazis als "entartet" verfehmten modernen Kunst zu belegen.
An der Sammlung Prinzhorn wird derzeit ein Archiv zu Leben und Werk Hans Prinzhorns eingerichtet. Es besteht aus dem Archiv des 2006 verstorbenen Heidelberger Professors Dr. Wolfgang Geinitz, der sein Projekt einer umfassenden Prinzhorn-Biografie nicht vollenden konnte, neueren Funden und Dokumenten sowie den Materialien zur Dissertation "Hans Prinzhorn – Der Arzt als Künstler" (1995) des Museumsleiters Dr. Thomas Röske.
Hier das Plakat zur Veranstaltung (PDF, 45K).
Programm
18. Juni 2008 19.30 Uhr
"weit hinter Tag und Baum bin ich zuhaus"
Lieder und Texte von Wolf, Wölfli und anderen
Hubert Wild (Bariton), Charles Spencer (Klavier), Annette Büschelberger (Lesung)
Eintritt: 15,– Euro, ermäßigt: 10,– Euro, Stehplätze: 8,– Euro
12. Juli 2008 19.00 Uhr
"Zwischen Wahn und Kunst" (Film)
der Regisseur Christian Beetz ist anwesend
Eintritt: 8,– Euro, ermäßigt: 6,– Euro
24. Juli 2008 19.30 Uhr
"antworten, musikalisch"
Ein Konzert des KlangForum Heidelberg
Werke von Osborne, Reudenbach, Schwehr und Rossi
(gefördert von der Kulturstiftung des Bundes)
Eintritt: 15,– Euro, Mitglieder: 10,– Euro, ermäßigt & Stehplätze: 8,– Euro
13. August 2008 20.00 Uhr
Live Musik Now e.V. – Stücke von Mozart, Schumann und Saint-Saens
Andreas Mendel (Oboe) und Min-Ae Kim (Klavier)
(nur für Patienten und MitarbeiterInnen des Uniklinikums und deren Angehörige)
Eintritt frei
9. September 2008 19.30 Uhr
Zwischen Waldlaube und Heilanstalt – der "närrische Maler" Carl Sandhaas (1801-1859)
in Vormärz und Spätromantik
Vortrag von Dr. Rolf Haaser (Germanist, Schriftsteller)
Eintritt: 6,–
16. September 2008 19.30 Uhr
Elementare Formen: The scatter'd body – Le corps dispersé.
Szenische Aufführung mit Texten und Motiven von William Blake Gruppe von Künstlern, Schauspielern und Tänzern aus Aix-en-Provence, Ltg. Dieter Löchle, Géraldine Paoli
Eintritt: 10,– Euro, ermäßigt: 8,– Euro
Ermäßigt sind Klinikumsangestellte und Patienten des Psychosomatischen Zentrums, Studierende, Schwerbehinderte, Senioren, Kinder und Schüler bis 15 Jahren
Liane Wendt M.A.
Museum Sammlung Prinzhorn
Kommunikation und Öffentlichkeit
Voßstr. 2, D-69115 Heidelberg
Tel: +49-6221-564725
Fax: +49-6221-564492
liane.wendt@med.uni-heidelberg.de
www.prinzhorn.uni-hd.de
Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Eng bezogen auf die Sammlung sind der Dokumentarfilm von Christian Beetz (ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis und dem Publikumspreis der Marler Gruppe 2008) und das Konzert des KlangForum Heidelberg mit neuen Kompositionen auf Texte und andere Werke der Sammlung Prinzhorn. Der Vortrag von Rolf Haaser über den "närrischen" Spätromantiker Carl Sandhaas knüpft an das Thema der laufenden Ausstellung "Künstler in der Irre" an.
Um Gedichte von Hölderlin, Lenau, Wölfli u.a. geht es in dem Konzert mit dem Bariton Hubert Wild, dem Starpianisten Charles Spencer und der Schauspielerin Annette Büschelberger. Das Performance-Programm von Dieter Löchle und einer Gruppe aus Aix-en-Provence kreist um einen Grenzgänger, den bedeutenden englischen Dichter und Maler William Blake.
Das Konzert mit Andreas Mendel und Min-Ae Kim schließlich hat die Live Music Now e.V. vor allem für die Heidelberger Psychiatrie organisiert. So trägt das Programm des "Prinzhorn-Kultur-Sommer 2008" auch zur Integration von Psychiatrieerfahrenen bei.
Hans Prinzhorn (8.6.1886-14.6.1933)
Den Namen Hans Prinzhorn verbindet man heute mit der berühmten Heidelberger Sammlung künstlerischer Werke von Anstaltsinsassen. 1886 in Hemer (Westfalen) geboren starb er vor 75 Jahren nach einer Italienreise in München an den Folgen einer Typhuserkrankung. Das Leben des Wissenschaftlers war unstet; ständig war er auf der Suche, ständig – ohne institutionelle Anbindung – auf Vortragsreisen und publizierte gleichwohl eine Vielzahl von Büchern und Artikeln.
Nach dem Studium der Kunstgeschichte war er 1909 mit einem kunsttheoretischen Thema bei dem Philosophen Theodor Lipps in München promoviert worden. Anschließend absolvierte er ein Gesangsstudium, wollte Konzertsänger werden. Nach dem Scheitern dieser Karriere begann er 1913 in Freiburg ein Medizinstudium und schloss es während des Krieges, 1917, ab.
1919 berief man Prinzhorn als Assistenzarzt an die Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg, um eine bereits bestehende Lehrsammlung mit künstlerischen Werken von Patienten zu erweitern. Mit seiner Mehrfachausbildung schien er gerade dafür geeignet. Auf seinen Aufruf an sämtliche psychiatrischen Kliniken in Deutschland hin kamen bis 1921 mehr als 5000 Werke nach Heidelberg. Prinzhorn, vom Klinikalltag freigestellt, katalogisierte diesen Fundus und wertete ihn in einer Studie aus, die 1922 erschien und ihn über Nacht bekannt machte: "Bildnerei der Geistskranken. Ein Beitrag zur Psychologie und Psychopathologie der Gestaltung". Die inzwischen weltberühmte Sammlung trägt bis heute seinen Namen und befindet sich seit 2001 im Museum "Sammlung Prinzhorn" der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg.
Schon vorher, Mitte 1921, schied Prinzhorn im Streit von der Klinik. Zunächst hospitierte er am Burghölzli/Zürich und unterzog sich einer Psychoanalyse bei C. G. Jung, um sich dann als Psychotherapeut in der Dresdner Klinik "Weißer Hirsch", kurz darauf in einem Privatsanatorium in Wiesbaden zu beweisen. Ab 1925 ließ er sich, in eigener Praxis, in Frankfurt nieder. 1927 war auch diese Lebensphase beendet.
Die letzten Lebensjahre verbrachte Hans Prinzhorn auf Vortragsreisen quer durch Europa und die USA, immer bemüht, die Psychoanalyse sowie die Lehren des von ihm verehrten Ludwig Klages der akademischen Wissenschaft zu integrieren. Sein letztes Projekt war 1932 eine Zeitschrift "großen Stils, die die Werte des deutschen Kulturerbes" vertreten sollte. Seine Vorstellungen berührten sich mit denen der aufstrebenden Nationalsozialisten, jedoch nicht genug, um deren Unterstützung zu finden.
Prinzhorn starb am 14. Juni 1933. Er musste nicht mehr erleben, wie 1938 bis 1941 seine Sammlung dazu missbraucht wurde, den angeblich pathologischen Charakter der von den Nazis als "entartet" verfehmten modernen Kunst zu belegen.
An der Sammlung Prinzhorn wird derzeit ein Archiv zu Leben und Werk Hans Prinzhorns eingerichtet. Es besteht aus dem Archiv des 2006 verstorbenen Heidelberger Professors Dr. Wolfgang Geinitz, der sein Projekt einer umfassenden Prinzhorn-Biografie nicht vollenden konnte, neueren Funden und Dokumenten sowie den Materialien zur Dissertation "Hans Prinzhorn – Der Arzt als Künstler" (1995) des Museumsleiters Dr. Thomas Röske.
Hier das Plakat zur Veranstaltung (PDF, 45K).
Programm
18. Juni 2008 19.30 Uhr
"weit hinter Tag und Baum bin ich zuhaus"
Lieder und Texte von Wolf, Wölfli und anderen
Hubert Wild (Bariton), Charles Spencer (Klavier), Annette Büschelberger (Lesung)
Eintritt: 15,– Euro, ermäßigt: 10,– Euro, Stehplätze: 8,– Euro
12. Juli 2008 19.00 Uhr
"Zwischen Wahn und Kunst" (Film)
der Regisseur Christian Beetz ist anwesend
Eintritt: 8,– Euro, ermäßigt: 6,– Euro
24. Juli 2008 19.30 Uhr
"antworten, musikalisch"
Ein Konzert des KlangForum Heidelberg
Werke von Osborne, Reudenbach, Schwehr und Rossi
(gefördert von der Kulturstiftung des Bundes)
Eintritt: 15,– Euro, Mitglieder: 10,– Euro, ermäßigt & Stehplätze: 8,– Euro
13. August 2008 20.00 Uhr
Live Musik Now e.V. – Stücke von Mozart, Schumann und Saint-Saens
Andreas Mendel (Oboe) und Min-Ae Kim (Klavier)
(nur für Patienten und MitarbeiterInnen des Uniklinikums und deren Angehörige)
Eintritt frei
9. September 2008 19.30 Uhr
Zwischen Waldlaube und Heilanstalt – der "närrische Maler" Carl Sandhaas (1801-1859)
in Vormärz und Spätromantik
Vortrag von Dr. Rolf Haaser (Germanist, Schriftsteller)
Eintritt: 6,–
16. September 2008 19.30 Uhr
Elementare Formen: The scatter'd body – Le corps dispersé.
Szenische Aufführung mit Texten und Motiven von William Blake Gruppe von Künstlern, Schauspielern und Tänzern aus Aix-en-Provence, Ltg. Dieter Löchle, Géraldine Paoli
Eintritt: 10,– Euro, ermäßigt: 8,– Euro
Ermäßigt sind Klinikumsangestellte und Patienten des Psychosomatischen Zentrums, Studierende, Schwerbehinderte, Senioren, Kinder und Schüler bis 15 Jahren
Liane Wendt M.A.
Museum Sammlung Prinzhorn
Kommunikation und Öffentlichkeit
Voßstr. 2, D-69115 Heidelberg
Tel: +49-6221-564725
Fax: +49-6221-564492
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Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
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Irene Thewalt
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