Dopingfahnder Pabst sprach in Heidelberger Ringvorlesung „Doping“
11.
Juli
2008
„Der Sport darf den Fairnessgedanken nie aufgeben!“ – Mit dieser Forderung zog der Dopingfahnder Dr. med. Helmut Pabst sein Fazit in der Heidelberger Ringvorlesung „Doping – ein gesellschaftliches Problem aus interdisziplinärer Perspektive“
In der wiederum gut besuchten Ringvorlesung von Universität und Pädagogischer Hochschule Heidelberg stellte der Sportmediziner Dr. Helmut Pabst, Inhaber und Medizinischer Leiter der PWC (Physical Work Control) GmbH aus Gilching, gestern die Probleme rund um die Dopingkontrolle vor.
Zunächst erläuterte er das Geschäftsmodell von PWC. 100 freiberufliche Dopingkontrolleure führen in diesem Jahr im Auftrag der NADA allein in Deutschland 9000 Kontrollen durch. Insgesamt beträgt das Kontrollvolumen 2008 weltweit etwa 16.000 durch PWC durchgeführte Tests. Es gibt momentan nur ein größeres Institut – das schwedische IDTM (Doping Tests & Management). Acht fest angestellte Mitarbeiter arbeiten in der Verwaltung des Kontrollsystems. Pabst betonte, dass sein Geschäftsmodell auf einer Mischkalkulation beruhe und nicht jeder Test gewinnbringend durchgeführt werden könne. Ihm sei wichtig, dass der Sport sauber bleibe. Er sieht seine Arbeit als einen Dienst für den ehrlichen Athleten.
Doch so einfach, wie sich Außenstehende und die Öffentlichkeit die Organisation und Durchführung einer Dopingkontrolle vorstellen mögen, sei es nicht. Ausführlich ging Pabst auf die Probleme ein, vor denen die Mitarbeiter der PWC täglich stehen. Ein wesentlicher Knackpunkt liegt in der fehlenden Harmonisierung der Teststandards der verschiedenen Kontrollorgane, obwohl es bereits einen „International Standard of Testing“ gibt. Das führe zeitweise zu Unverständnis unter den getesteten Sportler und deren Betreuern.
Auch das Konzept der „intelligenten Dopingkontrollen“ steckt noch in den Kinderschuhen, was dazu führt, dass immer wieder Dopingkontrollen angeordnet werden, die nicht optimal auf Sportart und Wettkampfplan zugeschnitten sind. Auch wenn intelligente Kontrollen laut Pabsts Einschätzung nicht unbedingt zu mehr positiven Dopingtests führen, wäre dennoch ein erhöhtes Abschreckungspotential gegeben.
Für eine andere Form der Abschreckung, nämlich die Alibi-Kontrolle, will sich Pabst nicht hergeben. Darunter versteht er das Testing von zwei oder drei Athleten bei Massenveranstaltungen wie Volksläufen oder ähnlichen Sportevents. Ein weiteres Manko sieht Pabst darin, dass Formfehler bei der Durchführung von Tests bei Juristen einen größeren Stellenwert haben als das eigentliche (positive) Testergebnis. Außerdem sind die Konsequenzen für manche Sportler zu gering: Als Beispiel nennt Pabst den Fall eines Eishockeyspielers, der wegen einer verweigerten Dopingkontrolle eine Geldstrafe von 5000 Euro und 56 Stunden gemeinnütziger Arbeite ableisten muss, aber ohne Sperre davonkommt.
All diese Probleme liegen jedoch nicht im Zuständigkeitsbereich von PWC, denn wie Pabst immer wieder unterstrich, ist seine Firma lediglich dafür zuständig, wie kontrolliert wird.
Pabst räumte aber auch Fehler von Seiten seiner Mitarbeiter bei der Durchführung von Dopingkontrollen ein, die vergleichsweise harmlos seien. So beschwere sich der eine oder andere Athlet über mangelnde Freundlichkeit bei der Kontrolle. Dennoch müsse auch von diesen ein gewisses Durchsetzungsvermögen verlangt werden, um die Manipulationsmöglichkeiten so gering wie möglich zu halten. Deshalb akquiriere Pabst gerne ehemalige Polizisten und Soldaten als Kontrolleure. Er wies auch auf die Problematik der Meldepflicht und Erreichbarkeit der Athleten hin. Letztlich könnten selbst bei gewissenhaftestem Arbeiten nicht alle Fehlerquellen ausgeschaltet werden.
Pabst kam nach seinen Ausführungen zu folgenden vier Forderungen:
Nächster Vortrag: Prof. Dr. Wolfgang Knörzer , PH Heidelberg
Prävention – Königsweg der Dopingbekämpfung?
Donnerstag, 17.7.2008, 16.15 Uhr, Hörsaal des Sportinstituts der Universität Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 700, 69120 Heidelberg
Rückfragen bitte an:
Manuel Ruep
Tel. 06221 477607 oder 0178 8465998
mruep@web.de
Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Zunächst erläuterte er das Geschäftsmodell von PWC. 100 freiberufliche Dopingkontrolleure führen in diesem Jahr im Auftrag der NADA allein in Deutschland 9000 Kontrollen durch. Insgesamt beträgt das Kontrollvolumen 2008 weltweit etwa 16.000 durch PWC durchgeführte Tests. Es gibt momentan nur ein größeres Institut – das schwedische IDTM (Doping Tests & Management). Acht fest angestellte Mitarbeiter arbeiten in der Verwaltung des Kontrollsystems. Pabst betonte, dass sein Geschäftsmodell auf einer Mischkalkulation beruhe und nicht jeder Test gewinnbringend durchgeführt werden könne. Ihm sei wichtig, dass der Sport sauber bleibe. Er sieht seine Arbeit als einen Dienst für den ehrlichen Athleten.
Doch so einfach, wie sich Außenstehende und die Öffentlichkeit die Organisation und Durchführung einer Dopingkontrolle vorstellen mögen, sei es nicht. Ausführlich ging Pabst auf die Probleme ein, vor denen die Mitarbeiter der PWC täglich stehen. Ein wesentlicher Knackpunkt liegt in der fehlenden Harmonisierung der Teststandards der verschiedenen Kontrollorgane, obwohl es bereits einen „International Standard of Testing“ gibt. Das führe zeitweise zu Unverständnis unter den getesteten Sportler und deren Betreuern.
Auch das Konzept der „intelligenten Dopingkontrollen“ steckt noch in den Kinderschuhen, was dazu führt, dass immer wieder Dopingkontrollen angeordnet werden, die nicht optimal auf Sportart und Wettkampfplan zugeschnitten sind. Auch wenn intelligente Kontrollen laut Pabsts Einschätzung nicht unbedingt zu mehr positiven Dopingtests führen, wäre dennoch ein erhöhtes Abschreckungspotential gegeben.
Für eine andere Form der Abschreckung, nämlich die Alibi-Kontrolle, will sich Pabst nicht hergeben. Darunter versteht er das Testing von zwei oder drei Athleten bei Massenveranstaltungen wie Volksläufen oder ähnlichen Sportevents. Ein weiteres Manko sieht Pabst darin, dass Formfehler bei der Durchführung von Tests bei Juristen einen größeren Stellenwert haben als das eigentliche (positive) Testergebnis. Außerdem sind die Konsequenzen für manche Sportler zu gering: Als Beispiel nennt Pabst den Fall eines Eishockeyspielers, der wegen einer verweigerten Dopingkontrolle eine Geldstrafe von 5000 Euro und 56 Stunden gemeinnütziger Arbeite ableisten muss, aber ohne Sperre davonkommt.
All diese Probleme liegen jedoch nicht im Zuständigkeitsbereich von PWC, denn wie Pabst immer wieder unterstrich, ist seine Firma lediglich dafür zuständig, wie kontrolliert wird.
Pabst räumte aber auch Fehler von Seiten seiner Mitarbeiter bei der Durchführung von Dopingkontrollen ein, die vergleichsweise harmlos seien. So beschwere sich der eine oder andere Athlet über mangelnde Freundlichkeit bei der Kontrolle. Dennoch müsse auch von diesen ein gewisses Durchsetzungsvermögen verlangt werden, um die Manipulationsmöglichkeiten so gering wie möglich zu halten. Deshalb akquiriere Pabst gerne ehemalige Polizisten und Soldaten als Kontrolleure. Er wies auch auf die Problematik der Meldepflicht und Erreichbarkeit der Athleten hin. Letztlich könnten selbst bei gewissenhaftestem Arbeiten nicht alle Fehlerquellen ausgeschaltet werden.
Pabst kam nach seinen Ausführungen zu folgenden vier Forderungen:
- Der Sport darf den Fairnessgedanken nie aufgeben.
- Die Sportmedizin muss sich grundsätzlich aus der Dopingszene heraushalten und zur Bekämpfung und Prävention beitragen.
- Der Sportler muss schon frühzeitig zu Fairness erzogen werden.
- Dopingfallen müssen vermieden werden.
Nächster Vortrag: Prof. Dr. Wolfgang Knörzer , PH Heidelberg
Prävention – Königsweg der Dopingbekämpfung?
Donnerstag, 17.7.2008, 16.15 Uhr, Hörsaal des Sportinstituts der Universität Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 700, 69120 Heidelberg
Rückfragen bitte an:
Manuel Ruep
Tel. 06221 477607 oder 0178 8465998
mruep@web.de
Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
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