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Professor Hans W. Decker ist Gründungspräsident der „Friends of Heidelberg University“

21. Juli 2008
Die Universität Heidelberg in den USA noch stärker zu verankern – das gehört zu den Zielen der jetzt ins Leben gerufenen gemeinnützigen Gesellschaft „Friends of Heidelberg University“
Die Universität Heidelberg in den USA noch stärker zu verankern – das gehört zu den Zielen der jetzt ins Leben gerufenen gemeinnützigen Gesellschaft „Friends of Heidelberg University“  
Foto: Fink
Die Universität Heidelberg in den USA noch stärker zu verankern – das gehört zu den Zielen der jetzt ins Leben gerufenen gemeinnützigen Gesellschaft „Friends of Heidelberg University“. Repräsentiert wird sie durch Prof. Dr. Hans W. Decker, Präsident und Mitglied des derzeit noch dreiköpfigen Vorstands. Anlässlich eines Besuchs seiner ehemaligen Alma Mater unterhielt sich Oliver Fink für die „Heidelberg Alumni International Revue“ mit ihm über schöne Erinnerungen, anstehende Aufgaben und wichtige Vorhaben.

Die Beziehungen zwischen der Universität Heidelberg und den USA haben eine lange und vielschichtige Tradition. Das Gebäude der Neuen Universität beispielsweise wurde um 1930 durch amerikanische Spendengelder erst ermöglicht. Als Sie in Heidelberg studierten, was bedeutete damals Ihnen und Ihren Kommilitonen Amerika?

Decker: Das war ja noch relativ nah am Zweiten Weltkrieg dran. Wir haben die USA damals zwar als Besatzungsmacht erlebt, mit einer starken Präsenz in Heidelberg, aber mit dem positiven Effekt, dass sie den Nazi-Spuk vertrieben hatten und Deutschland damit einen politischen Neuanfang ermöglichten. Der führte glücklicherweise zurück in die westliche Welt.

Sie wurden 1958 an der Ruperto Carola promoviert und arbeiteten danach bei Siemens – zwischen 1971 und 1990 schließlich als Chef von Siemens USA. Wann haben Sie begonnen, so etwas wie ein Alumnus-Gefühl zu entwickeln?

Decker: Nach meinem Umzug in die USA 1971, wo ich bis heute geblieben bin, kam ich erstmals Ende der 1970er Jahre wieder nach Heidelberg, um meine alte Studentenstadt wieder zu sehen, mit der ich schöne Erinnerungen verband. In einem Büro der Alten Universität fragte ich sofort, ob es hier so etwas wie einen Kreis der Ehemaligen gebe, in den USA sei das so üblich. Doch da wurde ich nur mit großen Augen angeschaut. Als dann 1986 die Ruperto Carola anlässlich des Universitäts-Jubiläums mit der internationalen Alumni-Arbeit startete, bin ich sofort beigetreten und nahm mit meiner Frau auch an den damaligen Feierlichkeiten teil.

Kommen Sie regelmäßig nach Heidelberg?

Decker: Leider nein, doch gelegentlich. Aber vielleicht ändert sich das jetzt ja mit meinem neuen Amt…

… als Präsident der neu gegründeten Gesellschaft „Friends of Heidelberg University“. Erzählen Sie uns etwas über deren Ziele?

Decker: Die Gesellschaft hat vor allem drei Aufgaben: Zunächst wollen wir für die über 5000 Alumni in den USA – eine selbst für amerikanische Verhältnisse große Zahl – so etwas wie eine Art Kristallisationspunkt sein. Die Alumni sollen sich sagen: Aha, es gibt nicht nur die schöne, alte Universität in Heidelberg, an der wir studiert haben und die wir immer wieder gerne besuchen, sondern es gibt in New York eine Stelle, die diese Universität repräsentiert – eine wunderbare Sache! Dann wollen wir die bestehenden und potenziellen Beziehungen – zwischen einzelnen Wissenschaftlern und Institutionen der Universität Heidelberg und ihren amerikanischen „counterparts“ – durch Hilfestellungen, Vermittlungsleistungen oder einfach durch das Knüpfen und Fördern von Kontakten unterstützen. Und drittens wollen wir uns auch darum bemühen, Geldgeber zu finden, was ja im amerikanischen Hochschulsystem gang und gäbe ist. Ich lade alle amerikanischen Alumni dazu ein, bei den „friends“ mitzumachen. Die Selbstorganisation ist enorm wichtig und soll eine Eigendynamik entfalten.

Welches Bild macht man sich eigentlich in den USA von Heidelberg und seiner Universität?

Decker: Heidelberg und seine Universität sind auf jeden Fall sehr präsent. Nun gibt es ja in Amerika eine gewisse Tradition von Elite und Hierarchiedenken. Und in der akademischen Welt ist es so, dass man dort immer sofort an Rankings denkt – wer ist der Beste? Und wenn man Heidelberg hört, denken viele, das ist das Allerbeste in Deutschland. Nun ja, ich rede ihnen das nicht aus, verweise aber darauf, dass das deutsche Hochschulsystem doch ein wenig anders funktioniert als das der USA.

Immerhin scheint auch in Deutschland dieses Elitedenken ein stärkeres Gewicht zu bekommen. Der Exzellenzwettbewerb, bei dem die Universität Heidelberg auch sehr erfolgreich abgeschnitten hat, war bislang wohl der Höhepunkt dieser Entwicklung. Wurde er auch jenseits des Atlantiks wahrgenommen?

Decker: Ja und nein. In der breiten Öffentlichkeit nicht so sehr. Im akademischen Bereich aber schon. Hier registriert man durchaus, dass sich im deutschen Hochschulsystem gerade etwas ändert.

Kommen wir noch einmal an den Neckar zurück. Wie sieht Ihr Heidelbergbild aus?

Decker: Das beginnt natürlich mit dem Visuellen: Als ich das erste Mal in Heidelberg ankam, gab es noch den alten Bahnhof, ein Relikt aus der Zeit der Industrialisierung, passte gar nicht zu dem romantischen Heidelberg. Das ist wohl die gewaltigste Veränderung des Stadtbildes, die man gegenüber den 1950er Jahren konstatieren kann. Es gab noch die Straßenbahn in der Hauptstraße, alles war idyllisch, überschaubar. Da hat sich vieles verändert. Aber: Der Neckar fließt noch immer in seinem alten Bett, die „Schnitzelbank“ existiert weiterhin, das Schurman-Gebäude habe ich mir jetzt angeschaut, auch den Hörsaal, in dem Gadamer seine großen Vorlesungen hielt. Einige Buchhandlungen erkannte ich sofort wieder. Und die „Backmulde“, in der ich jetzt übernachtet habe, gab es damals auch schon. Also, äußerlich ist, bei aller Veränderung, das schöne Gesamtbild geblieben. Mir liegt prinzipiell daran, Heidelberg und seine Universität nicht als „Student Prince“-Märchen zu sehen und zu vermitteln, sondern – bei aller Romantik – als eine Institution, die ihren Platz in der modernen Welt präsentiert. Die Beziehungen zwischen der Ruperto Carola und den USA zu vertiefen – das gehört zu meinen zentralen Aufgaben als Präsident der Gesellschaft „Friends of Heidelberg University“. Und dazu will ich meinen Teil beitragen.

(Hinweis an die Redaktionen: Bitte fordern Sie ein Foto von Prof. Decker an unter
presse@rektorat.uni-heidelberg.de .)

Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
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Irene Thewalt
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