SUCHE
Bereichsbild

Religionen und Gewalt – besteht eine Verbindung?

13. Oktober 2008
Öffentliche Vorlesungsreihe des Instituts für Religionswissenschaft der Universität Heidelberg widmet sich brisanten und aktuellen Themen um Religion als zentralem Konfliktpotenzial des 21. Jahrhunderts – Ab Donnerstag, 16. Oktober 2008, 18.00 Uhr, Neue Universität

Wenn der 14. Dalai Lama wie kürzlich bei der Abschlussrede seines Deutschlandsbesuches festhält „Gewalt wird von jeder Religion abgelehnt“, so steht er mit dieser Aussage nicht alleine. Aber ist die Sache wirklich so einfach? Viele Stimmen – vor allem religiöser Autoritäten – sprechen von der grundlegenden Friedfertigkeit ihrer oder gar aller Religionen. Dem widersprechend vermehren sich Taten von Gewalt und Terror im Namen von Religion dramatisch.

 

Beunruhigend ist dabei die neue Qualität religiöser Konflikte. Von den Krisenherden des Nahen Ostens, den Mordanschlägen amerikanischer Fundamentalisten gegen Abtreibungskliniken, den Giftgasattacken der Aum-Shinrikyo auf die Tokioter U-Bahn bis zu den Terroranschlägen von New York, Istanbul, London und Madrid, die Liste der als religiös angesehenen Terror- und Gewaltakte ist lang. Doch werden neben diesen unmittelbaren Formen physischer Gewalt auch psychische, strukturelle oder soziale Formen der Gewalt verübt.

 

„Frieden und Gewalt im Namen der Götter – Religionswissenschaftliche Analysen“ ist der Titel einer öffentlichen Vorlesungsreihe des Instituts für Religionswissenschaft der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, in der zentrale Vertreter der internationalen Forschung die Gründe, Mechanismen und jeweiligen Kontexte erörtern werden, die zu religiös motivierter Gewalt führen oder diese begünstigen. Hierzu gilt es in einem interdisziplinären Ansatz auch nach nicht-religiösen Faktoren zu fragen, die für die Anwendung von Gewalt verantwortlich gemacht werden können und ihr Zusammenspiel mit religiösen Gründen zu klären. Was die einzelnen Akteure schließlich die Akte der Gewalt konkret ausüben lässt, lässt sich nicht auf den einen Faktor der Religion reduzieren, sondern ist nur aus einer komplexen Interaktion religiöser, ideologischer, kultureller, politischer und ökonomischer Faktoren zu erklären. Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es, die Gesichtspunkte religiös motivierter Gewalt in ihrer Komplexität darzustellen und so ein differenziertes Verständnis zu ermöglichen.

 

Zum Auftakt in der Universität Heidelberg lädt das Institut für Religionswissenschaft in einem ersten Höhepunkt der Veranstaltungsreihe am 16. Oktober 2008, 18.00 Uhr, zu einer Podiumsdiskussion mit anschließendem Empfang. „Religionen: Konfliktursache des 21. Jahrhunderts oder Friedenspotenzial?“ – unter dieser Fragestellung werden Experten aus den Bereichen der Politikwissenschaft, Psychologie, Religions-, Konflikt- und Friedensforschung ihre Ansätze in interdisziplinärem Rahmen austauschen und diskutieren.

 

Immer donnerstags werden in den darauf folgenden Wochen international hoch renommierte Wissenschaftler neue Einblicke aus Forschungsfeldern wie Islamwissenschaft und Buddhologie, Konfliktforschung und Politikwissenschaft, Soziologie und Religionswissenschaft präsentieren.

 

Abschluss und letzter Höhepunkt unserer Veranstaltungsreihe stellt der Vortrag der viel beachteten Harvard-Professorin Louise Richardson dar, in welchem die zukünftige Rektorin der University St. Andrews Strategien der Eingrenzung und Vorbeugung von religiöser Gewalt präsentieren wird.

 

Programm:

 

16.10.2008, Podiumsdiskussion

„Religionen: Konfliktursache des 21. Jahrhunderts oder Friedenspotenzial? Wie lässt sich das Verhältnis von Religionen und Gewalt bestimmen?“

Prof. Hasenclever,  Prof. Bergunder, Prof.  Kapfhammer

Ort: Neue Universität, Aula

 

Vorträge:

23.10.2008

„Das Versprechen der Religionen“

Prof. Martin Riesebrodt, Soziologie, Chicago

 

30.10.2008

„Für Dharma und Vaterland: Zum Problem organisierter Waffengewalt im ostasiatischen Buddhismus“

Prof. Christoph Kleine, Japanologie, Leipzig

 

6.11.2008

„Orientalisten, Islamisten und die globale Öffentlichkeit. Zur Konstruktion des Islambildes der Gegenwart“

Priv.-Doz. Dr. Dietrich Jung, Islamwissenschaft Kopenhagen

 

13.11.2008

„Jihad -From Classical to Contemporary Islam”

Prof. David B. Cook, Religionswissenschaft, Houston

 

20.11.2008

„Zwischen Machtpolitik und Mitgefühl: Die Dalai Lamas“

Prof. Karenina Kollmar-Paulenz, Religionswissenschaft, Bern

 

27.11.2008

„Global Rebellion: Religious Challenges to the Secular State”

Prof. Mark Juergensmeyer, Soziologie, Santa Barbara

 

4.12.2008

“Violence in the Name of the Emperor – Kamikaze of World War II”

Prof. Emiko Ohnuki-Tierney, Anthropologie, Wisconsin

 

11.12.2008

„Kriegstreiber und Friedensengel – Die ambivalente Rolle von Religionen in politischen Konflikten“

Prof. Andreas Hasenclever, Friedens- und Konfliktforschung, Tübingen

 

18.12.2008

„Freund und Feind: Die Rolle religiöser Identifikation in lokalen und globalen Kontext“

Prof. Günther Schlee, Ethnologie, Halle

 

15.01.2009

„Senses in/of Religious Violence”

Prof. Francisco Diez de Velasco, Geschichtswissenschaft, La Laguna

 

22.01.2009

“What Terrorists Want: Understanding the Enemy, Containing the Threat”

Prof. Luise Richardson, Politikwissenschaft, Harvard/St. Andrews

 

Ort: Neue Universität, HS 14

Beginn: jeweils 18.00 Uhr

Der Eintritt ist frei.

 

Weitere Informationen:

http://religionen-und-gewalt.uni-hd.de

 

Kontakt:

Danijel Cubeli
 Institut für Religionswissenschaft der Universität Heidelberg

Tel. 0176/83102857

dcubelic@ix.urz.uni-heidelberg.de

 

Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:

Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg

michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

 

Irene Thewalt

presse@rektorat.uni-heidelberg.de

Seitenbearbeiter: E-Mail
zum Seitenanfang/up