„Überzeugungsstrategien“ – Neuer Band der Heidelberger Jahrbücher
Pressemitteilung Nr. 2/2008
3. Dezember 2008
3. Dezember 2008
15 Autoren eines weiten Fächerspektrums untersuchen Überzeugungsstrategien von der Antike bis heute, in Europa, China und den USA, in direkten Demokratien und in totalitären Herrschaftssystemen, in der Politik und im Recht, in Literatur, Erziehung, Kunst, Wissenschaft und vielem mehr
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Der gerade erschienene 52. Band der Heidelberger Jahrbücher, die von Prof. Dr. Michael Wink im Auftrag der Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg e.V. und des Rektors der Universität Heidelberg herausgegeben werden, ist dem Thema „Überzeugungsstrategien“ gewidmet. 15 Autoren eines weiten Fächerspektrums (von der Philosophie, Geschichte, Politologie, Sinologie, Altertums-, Literatur-, Musik- und Rechtswissenschaft bis zur Psychologie und Biologie) untersuchen verschiedene Arten von Überzeugungsstrategien von der Antike bis heute, in Europa, in China und in den U.S.A., in direkten Demokratien und in totalitären Herrschaftssystemen, in der Politik und im Recht, in Literatur, Erziehung, Kunst und Wissenschaft, in der Kommunikation zwischen Menschen, aber auch zum Beispiel zwischen Menschen und Dämonen.
„Überzeugungsstrategien“ bestehen im bewussten und planvollen Einsatz sprachlicher und nicht-sprachlicher Mittel mit dem Ziel, einen Kommunikationspartner zu gewissen Einstellungen zu bewegen, seine Zustimmung zu erhalten oder ihn zur Ausführung konkreter Handlungen zu veranlassen. Wissentlich oder unwissentlich sind wir ständig mit Überzeugungsstrategien konfrontiert: in der Werbung, in der Politik, in der Alltagskommunikation. Dieser Allgegenwärtigkeit von Überzeugungsvorgängen trägt der vorliegende Band Rechnung. Im Zentrum der Betrachtung stehen die vielfältigen affektiven wie rationalen Überzeugungsmittel und deren konkrete Umsetzung und Wirkung in verschiedenen historischen, politischen, kulturellen und rechtlichen Kontexten.
Einführend beschreibt der Beitrag von A. Kemmerling (Philosophie), wie sprachliche Mittel für implizite Irreführung – ein extremer Fall von Überzeugung – eingesetzt werden können. Vier Aufsätze beschäftigen sich mit aktuellen Beispielen von Überzeugungsstrategien in sehr unterschiedlichen politischen Kontexten: B. Lungstras (Rechtswissenschaft) liefert ein lehrreiches Panorama der bei der aktuellen Diskussion in Deutschland bezüglich der embryonalen Stammzellenforschung verwendeten Argumentationsmodi. B. Mittler (Sinologie) untersucht, wie eine von Mao erzählte Parabel im heutigen China nachwirkt und unterschiedlich eingesetzt wird. M. Berg (Amerikanische Geschichte) widmet sich einem rezenten Konflikt: den Forderungen nach Reparationen für die Sklaverei in den USA.
Schließlich fragt sich U. Wagschal (Politische Wissenschaft), welchen Einfluss Parteien und andere Institutionen in der direkten Demokratie der Schweiz bei Volksabstimmungen ausüben. Drei Aufsätze haben die Überzeugungskraft von Kunst und Literatur zum Gegenstand. Chr. Steinhoff (Germanistik) macht am Beispiel von Gedichten Gottfried Benns anschaulich, wie Argumentationsmuster, die man aus Sachtexten kennt, in eine spezifisch lyrische Form übertragen werden können. V. Nünning (Anglistik) wendet sich dagegen der erzählenden Literatur zu und gibt am Beispiel der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts einen Überblick über Erzählverfahren, die der Vermittlung von Werten, Normen und Verhaltensmustern dienen.
Im Rahmen ihrer Untersuchung von Gerichtsszenen in zwei Oratorien befasst sich J. Hirschmann (Musikwissenschaft) mit der wenig beachteten Frage, wie durch musikalische Mittel der Komponist die unterschiedlichen Überzeugungsstrategien im Wettstreit befindlicher Figuren unterstreicht. A. Kropp (Romanistik) widmet sich antiken (meist lateinischen) Verwünschungstexten, die Einblick geben, auf welche Überzeugungsmittel menschliche Akteure gegenüber Göttern und Dämonen zurückgreifen. Weitere Aufsätze befassen sich mit der Rolle der Geschichte in Überzeugungsprozessen. A. Chaniotis (Alte Geschichte) versucht zu erklären, warum die Geschichte in der griechischen Diplomatie des Altertums als Argument benutzt wurde, aber auch warum die Argumentation aus der Geschichte in manchen Perioden als Ritual praktiziert wurde.
B. Schneidmüller (Mittelalterliche Geschichte) untersucht die als Überzeugungsmittel fungierende Manipulation der historischen Überlieferung der Wahl Lothars von Sachsen zum römisch-deutschen König im Jahre 1125. G. Müller (Sinologie) gibt einen Überblick über die Darstellung der chinesischen und internationalen Geschichte in zeitgenössischen chinesischen Schulbüchern. Das enge Verhältnis zwischen „Lernen“ und „Überzeugen“ wird durch den Beitrag von M. Cierpka und A. Schick (Kinderpsychologie) verdeutlicht, der ein konkretes Modell vorstellt: das Projekt „Faustlos“, dessen Ziel darin besteht, die Kompetenzen zur Konfliktlösung zwischen Kindern zu fördern. Schließlich manifestiert der Beitrag von M. Wink (Biologie) auch das Interesse der Naturwissenschaften an Aspekten des Themas „Überzeugung“: Er zeigt, dass biologische Prozesse durchaus als Sprache, Machtverhältnisse, Kommunikation und (im übertragenen Sinne) als Überzeugung verstanden werden können.
Herausgeber des Bandes sind Prof. Dr. Angelos Chaniotis (jetzt Oxford), Sprecher des im Rahmen des Forschungsschwerpunktprogramms des Landes Baden-Württemberg vom MWK geförderten interdisziplinären Projektes „Überzeugungsstrategien“ (2004-2006), und die Mitarbeiterinnen des Projektes Dr. Amina Kropp (jetzt München) und Dr. Christine Steinhoff (jetzt Braunschweig). Wie die Herausgeber erklären, soll diese Auswahl von Beiträgen die Vielzahl an Ansätzen, Methoden und Perspektiven aufzeigen, die über die übliche Verbindung zwischen Überzeugungsstrategien und Rhetorik bzw. Logik hinausführen. Sie sind als Anregungen zu verstehen, die Untersuchung eines für das Verständnis dynamischer Kommunikationsprozesse zentralen Themas zu fördern, zu erweitern und zu beleben.
Rückfragen bitte an:
Prof. Dr. Angelos Chaniotis
All Souls College
Oxford, OX1 4AL, United Kingdom
angelos.chaniotis@classics.ox.ac.uk
Dr. Amina Kropp
Institut für Romanische Philologie der LMU München
Ludwigstraße 25
80539 München
Dr. Christine Steinhoff
Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel
Diesterweg Schöningh Winklers GmbH
Georg-Westermann-Allee 66
38104 Braunschweig
Prof. Dr. Michael Wink
Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie der Universität Heidelberg
Tel. 06221 544881, Fax 544884
wink@uni-hd.de
Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
„Überzeugungsstrategien“ bestehen im bewussten und planvollen Einsatz sprachlicher und nicht-sprachlicher Mittel mit dem Ziel, einen Kommunikationspartner zu gewissen Einstellungen zu bewegen, seine Zustimmung zu erhalten oder ihn zur Ausführung konkreter Handlungen zu veranlassen. Wissentlich oder unwissentlich sind wir ständig mit Überzeugungsstrategien konfrontiert: in der Werbung, in der Politik, in der Alltagskommunikation. Dieser Allgegenwärtigkeit von Überzeugungsvorgängen trägt der vorliegende Band Rechnung. Im Zentrum der Betrachtung stehen die vielfältigen affektiven wie rationalen Überzeugungsmittel und deren konkrete Umsetzung und Wirkung in verschiedenen historischen, politischen, kulturellen und rechtlichen Kontexten.
Einführend beschreibt der Beitrag von A. Kemmerling (Philosophie), wie sprachliche Mittel für implizite Irreführung – ein extremer Fall von Überzeugung – eingesetzt werden können. Vier Aufsätze beschäftigen sich mit aktuellen Beispielen von Überzeugungsstrategien in sehr unterschiedlichen politischen Kontexten: B. Lungstras (Rechtswissenschaft) liefert ein lehrreiches Panorama der bei der aktuellen Diskussion in Deutschland bezüglich der embryonalen Stammzellenforschung verwendeten Argumentationsmodi. B. Mittler (Sinologie) untersucht, wie eine von Mao erzählte Parabel im heutigen China nachwirkt und unterschiedlich eingesetzt wird. M. Berg (Amerikanische Geschichte) widmet sich einem rezenten Konflikt: den Forderungen nach Reparationen für die Sklaverei in den USA.
Schließlich fragt sich U. Wagschal (Politische Wissenschaft), welchen Einfluss Parteien und andere Institutionen in der direkten Demokratie der Schweiz bei Volksabstimmungen ausüben. Drei Aufsätze haben die Überzeugungskraft von Kunst und Literatur zum Gegenstand. Chr. Steinhoff (Germanistik) macht am Beispiel von Gedichten Gottfried Benns anschaulich, wie Argumentationsmuster, die man aus Sachtexten kennt, in eine spezifisch lyrische Form übertragen werden können. V. Nünning (Anglistik) wendet sich dagegen der erzählenden Literatur zu und gibt am Beispiel der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts einen Überblick über Erzählverfahren, die der Vermittlung von Werten, Normen und Verhaltensmustern dienen.
Im Rahmen ihrer Untersuchung von Gerichtsszenen in zwei Oratorien befasst sich J. Hirschmann (Musikwissenschaft) mit der wenig beachteten Frage, wie durch musikalische Mittel der Komponist die unterschiedlichen Überzeugungsstrategien im Wettstreit befindlicher Figuren unterstreicht. A. Kropp (Romanistik) widmet sich antiken (meist lateinischen) Verwünschungstexten, die Einblick geben, auf welche Überzeugungsmittel menschliche Akteure gegenüber Göttern und Dämonen zurückgreifen. Weitere Aufsätze befassen sich mit der Rolle der Geschichte in Überzeugungsprozessen. A. Chaniotis (Alte Geschichte) versucht zu erklären, warum die Geschichte in der griechischen Diplomatie des Altertums als Argument benutzt wurde, aber auch warum die Argumentation aus der Geschichte in manchen Perioden als Ritual praktiziert wurde.
B. Schneidmüller (Mittelalterliche Geschichte) untersucht die als Überzeugungsmittel fungierende Manipulation der historischen Überlieferung der Wahl Lothars von Sachsen zum römisch-deutschen König im Jahre 1125. G. Müller (Sinologie) gibt einen Überblick über die Darstellung der chinesischen und internationalen Geschichte in zeitgenössischen chinesischen Schulbüchern. Das enge Verhältnis zwischen „Lernen“ und „Überzeugen“ wird durch den Beitrag von M. Cierpka und A. Schick (Kinderpsychologie) verdeutlicht, der ein konkretes Modell vorstellt: das Projekt „Faustlos“, dessen Ziel darin besteht, die Kompetenzen zur Konfliktlösung zwischen Kindern zu fördern. Schließlich manifestiert der Beitrag von M. Wink (Biologie) auch das Interesse der Naturwissenschaften an Aspekten des Themas „Überzeugung“: Er zeigt, dass biologische Prozesse durchaus als Sprache, Machtverhältnisse, Kommunikation und (im übertragenen Sinne) als Überzeugung verstanden werden können.
Herausgeber des Bandes sind Prof. Dr. Angelos Chaniotis (jetzt Oxford), Sprecher des im Rahmen des Forschungsschwerpunktprogramms des Landes Baden-Württemberg vom MWK geförderten interdisziplinären Projektes „Überzeugungsstrategien“ (2004-2006), und die Mitarbeiterinnen des Projektes Dr. Amina Kropp (jetzt München) und Dr. Christine Steinhoff (jetzt Braunschweig). Wie die Herausgeber erklären, soll diese Auswahl von Beiträgen die Vielzahl an Ansätzen, Methoden und Perspektiven aufzeigen, die über die übliche Verbindung zwischen Überzeugungsstrategien und Rhetorik bzw. Logik hinausführen. Sie sind als Anregungen zu verstehen, die Untersuchung eines für das Verständnis dynamischer Kommunikationsprozesse zentralen Themas zu fördern, zu erweitern und zu beleben.
A. Chaniotis, A. Kropp, C. Steinhoff (Hrgb.): Überzeugungstrategien. Heidelberger Jahrbücher, Band 52, 2008; ISBN 978-3-540-88646-4; Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg
Rückfragen bitte an:
Prof. Dr. Angelos Chaniotis
All Souls College
Oxford, OX1 4AL, United Kingdom
angelos.chaniotis@classics.ox.ac.uk
Dr. Amina Kropp
Institut für Romanische Philologie der LMU München
Ludwigstraße 25
80539 München
Dr. Christine Steinhoff
Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel
Diesterweg Schöningh Winklers GmbH
Georg-Westermann-Allee 66
38104 Braunschweig
Prof. Dr. Michael Wink
Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie der Universität Heidelberg
Tel. 06221 544881, Fax 544884
wink@uni-hd.de
Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
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Irene Thewalt
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