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Heidelberger Sportwissenschaftler verabschieden einen „besonderen Jahrgang“

15. Dezember 2008
Feierliche Absolventenverabschiedung am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg – Beste Abschlussarbeiten mit Hermann-Rieder-Preis ausgezeichnet – Erstmals Alumni-Preis vergeben – Festvortrag von Gehirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer
Das Studium der Sportwissenschaft ist ein „Liebhaberstudium, das die meisten Studienanfänger vor allem aus persönlichem Interesse wählen“, erklärte Professor Klaus Roth, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Sport und Sportwissenschaft (ISSW), bei der feierlichen Absolventenverabschiedung des ISSW der Universität Heidelberg am vergangenen Freitag. Die Vorstellung vom „Robinsonclub mit Scheinvergabe“ träfe keineswegs zu, das facettenreiche Sportstudium ist hoch anspruchsvoll und qualifiziert die Studierenden für unterschiedliche Berufe in verschiedenen Branchen.

Roth hofft, dass die frisch gebackenen Absolventen während ihrer Studienzeit in Heidelberg neben Korbleger und Kastensprung, sich auch in Lebenserfahrung und sozialen Fähigkeiten, insbesondere Menschlichkeit, üben konnten. Auch diese Kompetenzen stellten einen Teil des Konzepts „lebenslanges Lernen“ dar und bilden Voraussetzung zur gefragten Neuorientierung im Beruf. Weil sich die Einstellungschancen sowohl für Lehramtstudierende als auch für Magister- und Diplomstudierende der Sportwissenschaft verbessert haben, kann Roth optimistisch und stolz in die Zukunft des Absolventenjahrsgangs 2008 des Instituts für Sport und Sportwissenschaft blicken und verabschiedete mit herzlichen Glückwünschen einen „besonderen Jahrgang“ in einen neuen Lebensabschnitt.

Professor Andreas Kruse, den Roth als „hervorragenden Dekan“ der Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften bezeichnete, gab neben Glückwünschen zum erfolgreichen Examen auch einige Empfehlungen an die Absolventen: Weil seine eigenen Erinnerungen an Schulsport „aversiver Natur“ seien, appellierte er an die zukünftigen Lehrer, nicht allein körperliches, sondern auch „seelisch-geistiges Vorbild“ für die Schüler zu werden. Insgesamt sei er stolz auf dieses „vorzügliche Institut“, das sich durch eine hohe Qualität der Prüfungen und wissenschaftlichen Formate auszeichnet. In Zukunft sollen mehr gemeinsame Forschungsprojekte verschiedener Institute der Fakultät entstehen, um unterschiedliche Querschnittsstellen wie zwischen Bewegung und Entwicklung, Mensch und Technik besser zu ergründen. Zum Abschluss motivierte er die jungen Absolventen, stets Mut zu haben, eigene Wege zu denken und besonders zu beschreiten.

Dass die frisch Examinierten schon während des Studiums diesen Mut bewiesen, zeigt sich deutlich in den drei besten Abschlussarbeiten des Jahrgangs, die anlässlich der Verabschiedung mit dem 13. Hermann-Rieder-Preis ausgezeichnet wurden. Diesen erhielten sie persönlich aus der Hand von Professor Hermann Rieder, dem ehemaligen langjährigen Direktor des ISSW und Namensgeber des Preises. Die überzeugendsten Ergebnisse dieses Jahr lieferte Dejan Reljic mit seiner Abschlussarbeit zu dem Thema „Einfluss verschiedener Sportgetränke auf die Ausdauerleistungsfähigkeit von ambitionierten Freizeitsportlern”. Auch Philip Furley beeindruckte mit seiner Arbeit zu „Aufmerksamkeit im Sportspiel – Empirische Evidenz zum Phänomen Inattentional Blindness in komplexen Situationen”. Mit „Association between physical activity and markers of inflammation in middle-aged adults: Results from the MONICA Augsburg Survey 1989/1990“ beschäftigte sich Christine Autenrieth und erhielt für ihre Leistungen den 3. Hermann-Rieder-Preis 2008.

Erstmals verliehen wurde dieses Jahr der Alumni-Preis der Sektion Sportwissenschaft unter dem Dach der „Gesellschaft der Freunde der Universität Heidelberg“. In Anerkennung ihres besonderen fachlichen und hochschulpolitischen Engagements wurden Boris Brühmann, Sven Benner, Wilfried Rokoss und Thomas Scheuerle mit dem Most Valuable Player-Award ausgezeichnet. Sven Benner dankte auch im Namen aller Absolventen den zahlreich erschienenen Dozenten für eine schöne Zeit und ein interessantes Studium, das in der Tat viele Kompetenzen auch außerhalb des Fachs vermittelte.

Niemals werde er die tolle Stimmung am Institut vergessen, zu der das freundschaftliche Verhältnis der Studierenden untereinander in hohem Maße beiträgt. „Sport verbindet Menschen und Kulturen“ und gewinnt somit, so folgerte er, „soziale Funktion“. Dass auch der Körperkontakt während des Sportunterrichts dazu diente, Hemmschwellen abzubauen, war wohl ein schöner Nebeneffekt. „Es war ein besonderer Jahrgang“, schloss Benner, der sich durch „viel Engagement“ auszeichnete und in den zahlreichen Veränderungen wie der Neugestaltung des Studiums durch Bachelor und Master sowie der Einführung der Studiengebühren Chancen erblickte, persönlich zu wachsen. An seine Worte anschließend wurde allen 65 anwesenden  Absolventen persönlich ein kleines Geschenk zur Erinnerung überreicht.

Besonderen Glanz gab diesem Abend auch der Festvortrag von Professor Manfred Spitzer, Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm und Gründer des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen an der Universität Ulm. Neben vielen Wirkstätten war er von 1990 bis 1997 auch als Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg tätig. Auf seinem Forschungsgebiet im Grenzbereich der kognitiven Neurowissenschaft und Psychiatrie ist er national führend und international anerkannt. In seinem Vortrag zu dem Thema „Zum Einfluss von Bewegung auf die Gehirnentwicklung und -funktion“ führte er in die Funktionsweisen des menschlichen Gehirns ein und zeigte anhand von Bildern und erstaunlichen Experimentergebnissen, wie das menschliche Gehirn sich durch Nutzung entwickelt. In diesem Zusammenhang stellte er die wichtige Rolle von Sport und Bewegung heraus: Weil zu jeder Gehirnentwicklungsstufe auch entsprechende Bewegungs- und Verhaltensmuster gehören, lernt man vor allem als Kind sprichwörtlich „von Fall zu Fall“. So lässt körperliche Bewegung auch Bewegung im Gehirn entstehen. 

Umrahmt wurde die Verabschiedung von drei Auftritten der „Last pretenders“, die mit überraschenden Wechseln wie von „Mad World“ zu „Mein Hund ist schwul“ a cappella schwungvoll durch den Abend führten. Abschließend bot die ISSWerkstatt unter Leitung von Stephanie Lichtenthaler ihren ersten öffentlichen Tanz dar.
Irina Peter

Rückfragen bitte an:
Prof. Dr. Klaus Roth
Institut für Sport und Sportwissenschaft
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