Renommierter Astrophysiker forscht am Zentrum für Astronomie
29. Juli 2010
Einer der weltweit führenden Experten für die Suche nach den ältesten Sternen der Milchstraße, der Astrophysiker Prof. Dr. Timothy C. Beers von der Michigan State University in East Lansing (USA), forscht mit einem Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Ruperto Carola. Am Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg kooperiert der amerikanische Wissenschaftler mit Prof. Dr. Norbert Christlieb von der Landessternwarte. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt im Sommer 2010 wird Prof. Beers in den kommenden drei Jahren ebenfalls in den Sommermonaten zu Gast in Heidelberg sein.
Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten, die Prof. Beers gemeinsam mit Prof. Christlieb durchführt, stehen fundamentale Fragen der Astronomie. Dabei geht es unter anderem um die Vorgänge während des Urknalls und die Eigenschaften der ersten Sterne im Universum. Weitere Fragestellungen betreffen die Produktion schwerer Elemente bei Supernovaexplosionen sowie die Entstehung unserer Milchstraße und ihre Wechselwirkung mit kleineren Nachbargalaxien.
Ursprünglich bestanden die Materie des Universums und seine ersten Sterne fast ausschließlich aus den leichten Elementen Wasserstoff und Helium. Alle schwereren Elemente wie zum Beispiel Eisen wurden im Inneren dieser Sterne durch Kernfusion erzeugt und bei sogenannten Supernovaexplosionen freigesetzt. Die nach dem Urknall zuerst entstandenen Sterne waren vermutlich sehr massereich und hatten daher nur eine kurze Lebensdauer. Sie sind heute höchstwahrscheinlich alle „verglüht“. Jedoch verraten Sterne der Folgegeneration mit einem äußerst geringen Gehalt an schweren Elementen viel über die Bedingungen, die vor Milliarden von Jahren im Kosmos geherrscht haben müssen.
Prof. Beers hat mit Hilfe innovativer Methoden mehr als 2.000 Sterne identifiziert, die weniger als ein Prozent des solaren Gehalts an schweren Elementen enthalten. Bei einigen von ihnen entdeckte er in den Spektren Absorptionslinien von Thorium und Uran, wodurch erstmals eine Altersbestimmung aufgrund des radioaktiven Zerfalls dieser Elemente möglich wurde. Das Aufspüren metallarmer Sterne führte Prof. Beers zur Konzeption und Durchführung eines der aufwendigsten Projekte der Sternensuche in der Geschichte der Astronomie.
Der Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung geht an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland, deren grundlegende Entdeckungen, Erkenntnisse oder neue Theorien das eigene Fachgebiet nachhaltig geprägt haben und von denen auch in der Zukunft weitere Spitzenleistungen erwartet werden können. Die Preisträger sind eingeladen, selbst gewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkollegen für einen Gesamtzeitraum von bis zu einem Jahr durchzuführen.
Hinweis an die Redaktionen:
Ein digitales Portraitfoto von Prof. Beers kann in der Pressestelle abgerufen werden.
Kontakt
Dr. Guido Thimm
Zentrum für Astronomie
Telefon (06221) 54-1805
thimm@ari.uni-heidelberg.de