Den Wegen des Wassers auf der Spur
7. September 2010
Foto: Lucas Menzel
Den „Wegen des Wassers“ auf der Spur sind Geographen der Universität Heidelberg: Sie untersuchen in der mongolischen Gebirgsregion Khentii die Wasserführung in den Gebirgsflüssen und damit die Wasserversorgung in den trockenen Vorländern. Die Arbeiten sind Teil eines Verbundprojektes, das sich in der „Modellregion Mongolei“ mit hydro-ökologischen Fragen, insbesondere mit Blick auf eine nachhaltige Wassernutzung, befasst. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das internationale Projekt „Integriertes Wasserressourcenmanagement in Zentralasien“ in einer zweiten Förderphase über einen Zeitraum von drei Jahren mit insgesamt rund 6,6 Millionen Euro. Neben Wissenschaftlerteams in Deutschland sind daran auch Partner in der Mongolei beteiligt.
Die sensiblen Ökosysteme der trocken-kalten Steppengebiete und des borealen Nadelwaldes in Zentralasien sind vor allem durch allgemeine Wasserknappheit gekennzeichnet. Ausreichend Wasser wird nur über Flüsse herantransportiert, die ihren Ursprung in den Gebirgen haben, wie zum Beispiel dem Khentii im Norden der Mongolei. Im Vorland selbst fallen nur geringe Niederschläge, die zu etwa 90 Prozent verdunsten. „Das Wasser der Berge gibt der Wissenschaft allerdings Rätsel auf. Mit Messungen und Simulationsmodellen wollen wir verstehen, woher es kommt und warum es immer öfter ausbleibt“, erläutert Prof. Dr. Lucas Menzel, der die Arbeiten an der Universität Heidelberg koordiniert.
In der kaum besiedelten Gebirgsregion Khentii werden nach den Worten von Prof. Menzel seit den 1990er Jahren starke klimatische Schwankungen beobachtet. Die Ursachen für dieses Phänomen, das auch Wasserführung und Wasserversorgung beeinflusst, sind umstritten: Sind es die lokalen Auswirkungen des Klimawandels oder doch eher die Folgen zyklisch wiederkehrender Dürrephasen? Die Heidelberger Forscher werden intensive Feldmessungen durchführen, Böden und Vegetation untersuchen sowie hydrologische und klimatologische Mess-Stationen aufbauen. „Wenn ausreichend Messdaten vorliegen, können wir mit Simulationsmodellen die ober- und die unterirdischen Fließwege des Wassers nachvollziehen. Wir wollen damit auch die regionalen Konsequenzen der Klimaveränderungen abschätzen und das Wissen auf andere Gebiete Zentralasiens übertragen“, so Prof. Menzel.
Mit ihren Untersuchungen wollen die Forscher am Geographischen Institut der Ruperto Carola den Aufbau eines Umweltüberwachungssystems in der Mongolei unterstützen. Es soll gemeinsam mit mongolischen Wissenschaftlern und Behörden realisiert werden. Für die Ausbildung von Studenten in Deutschland und der Mongolei werden Seminare zum Thema Klima und Wasser sowie Geländepraktika angeboten. Für die Heidelberger Forschungsarbeiten stehen rund 410.000 Euro aus den BMBF-Fördermitteln zur Verfügung.
Weitere Untersuchungen im Rahmen des Verbundprojekts konzentrieren sich auf das Flussgebiet des Kharaa. Eine hohe Klimavariabilität führt hier zu starken jährlichen und saisonalen Veränderungen in der Wasserverfügbarkeit. Nur wenig verlässlich sind die Wassermengen, die für die Nutzung zur Verfügung stehen – bei steigendem Bedarf durch Bevölkerungswachstum, zunehmende ökonomische Aktivitäten sowie Landwirtschaft und Bergbau. „Damit drohen vielfältige Nutzungskonflikte um Wasser und eine ,Übernutzung‘ der Wasserressourcen. Strukturen, die eine Verteilung des Wassers regeln, fehlen hier vollständig“, betont Prof. Menzel. Ziel der Forschungen ist es, unter Berücksichtigung aller Nutzungsinteressen ein nachhaltiges Wassermanagement zu etablieren, den Erhalt und die Verbesserung der Wasserqualität sicherzustellen und zu einem Schutz der Ökosysteme beizutragen.
Wie Prof. Menzel erläutert, soll dazu ein Gewässerschutzsystem und ein flächendeckendes Schutzkonzept für die besonders sensiblen Gebiete im Kharaa entwickelt werden. Neben den Wissenschaftlern der Universität Heidelberg wird das Verbundprojekt „Integriertes Wasserressourcenmanagement in Zentralasien: Modellregion Mongolei“ von Experten des Helmholtz-Zentrums für Umweltsystemforschung – UFZ, des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), des Fraunhofer-Anwendungszentrums für Systemtechnik in Ilmenau, der Bauhaus-Universität Weimar und der Universität Kassel getragen. Beteiligt ist außerdem ein Konsortium aus deutschen und mongolischen Industriepartnern.
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