Das Titelbild als „Gesicht“ des handgeschriebenen Buchs
27. Januar 2011
Mittelalterliche Buchillustrationen stehen im Mittelpunkt des Symposiums „Titelbilder als Gesicht des Handschriftenkörpers“, das vom 3. bis zum 5. Februar 2011 am Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg stattfindet. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie die Eingangsbilder einer Handschrift den Umgang mit dem Geschriebenen beeinflussen, beispielsweise bei Bibelhandschriften, Chroniken oder politischen Traktaten. Initiiert wurde die Tagung durch die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Lieselotte E. Saurma und den Assyriologen Prof. Dr. Markus Hilgert, beide Wissenschaftler an der Ruperto Carola. Zum Auftakt der Veranstaltung findet am 3. Februar eine Akademische Feier zur Verabschiedung von Prof. Saurma statt.
„Mittelalterliche Autoren haben das handgeschriebene Buch immer wieder metaphorisch mit dem Körper verglichen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwieweit das Titelbild, gleichsam als Gesicht, den Umgang mit dem Schriftkörper definiert“, erläutern die Organisatoren des Symposiums. „Dabei lässt das Bild als Einführung in ein Buch zwei unterschiedliche Wahrnehmungssysteme miteinander konkurrieren: Schriften werden gelesen und vorgelesen, also auch gehört. Das Bild wird gesehen und regt zum Verweilen, zum Schauen, nicht zum Weiterblättern an.“ Die Vorträge, die in deutscher, englischer und französischer Sprache gehalten werden, sollen einen kulturwissenschaftlichen Zugang ermöglichen. Bislang wurde dieses Thema vornehmlich von den Bild- oder den Textwissenschaften untersucht.
Die Akademische Feier zu Ehren von Lieselotte E. Saurma, die in den Ruhestand verabschiedet wird, beginnt mit einer „Abschiedsvorlesung“ der Heidelberger Kunsthistorikerin zum Thema „Einlass und Schließung: Zum Eingangszeremoniell mittelalterlicher Codices“. Beginn der Veranstaltung ist um 14.15 Uhr. In dem um 18.15 Uhr beginnenden Festvortrag spricht Prof. Dr. Michael Curschmann von der Princeton University (USA) über „Anselm im Frauenkloster: Text, Bild und Musik in einer Handschrift der Orationes et meditationes“. Beide Vorträge, die in Hörsaal 13 der Neuen Universität stattfinden, sind auch Bestandteil des Symposiums „Titelbilder als Gesicht des Handschriftenkörpers“.
Lieselotte E. Saurma hat seit 1995 den Lehrstuhl für Mittelalterliche Kunstgeschichte an der Ruperto Carola inne. Zuvor war die aus Basel stammende Wissenschaftlerin in Frankfurt und München tätig, nachdem sie sich 1991 in Berlin habilitert hatte. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung ist die Buchmalerei von der Karolingerzeit bis ins Spätmittelalter, die sie im historischen, politischen und mentalitätsgeschichtlichen Kontext analysiert. Zudem beschäftigt sich Prof. Saurma unter anderem mit profaner Ikonographie und städtischer Kunst im Spätmittelalter. Lieselotte E. Saurma ist Leiterin des Forschungsprojekts „Bilder des Anderen in Ost und West“ am Exzellenzcluster „Asien und Europa“, darüber hinaus koordiniert sie die Arbeitsgruppe „Wissenschaftliches Rechnen in den Geisteswissenschaften“ im Rahmen der Transkulturellen Studien.
Das Symposium „Titelbilder als Gesicht des Handschriftenkörpers“ wird durch die Gerda Henkel Stiftung und die Stiftung Universität Heidelberg gefördert. Weitere Informationen zu der Veranstaltung können im Internet unter www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/philosophie/zegk/iek/forschung/titelbilder.html abgerufen werden.
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