Die Macht der Dinge in kulturellen Prozessen
8. März 2011
Gegenstände wie Kunstwerke oder Luxusobjekte spielen über kulturelle Grenzen hinweg eine zentrale Rolle. Dabei verändern sie ihre Bedeutung und gewinnen manchmal sogar an Einfluss, wenn sie sich zu Konzepten und Vorstellungen wandeln. Zu diesem Schluss kommt die Heidelberger Kunsthistorikerin Prof. Dr. Lieselotte E. Saurma in einer neuen Publikation zur Macht der Dinge in kulturellen Prozessen, die die Wissenschaftlerin zusammen mit Anja Eisenbeiß vorgelegt hat: Der englischsprachige Band „The Power of Things and the Flow of Cultural Transformations“ präsentiert zehn Beiträge einer gleichnamigen Vortragsreihe, die am Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ der Universität Heidelberg stattgefunden hat.
„Kulturen werden von ursprünglich fremden Objekten ‚kolonisiert‘, bis uns diese schließlich so vertraut erscheinen, dass wir sie nicht mehr als fremd wahrnehmen, sondern als Bestandteil der eigenen Kultur erfahren. So wandern materielle Artefakte zwischen den Kulturen, transportieren Ideen, werden integriert und wechseln in neuen kulturellen Kontexten ihre Bedeutung“, erläutert Prof. Saurma. „Das Paradoxe daran ist: Je immaterieller ein Gegenstand wird, desto größer ist seine Macht.“ Japanische Gärten zum Beispiel wurden im 19. und 20. Jahrhundert zu fast jeder Weltausstellung angelegt. Irgendwann löste bereits das Konzept oder sogar nur das Label spezifische, stereotype Vorstellungen aus, die mit der ursprünglichen Idee eines japanischen Gartens wenig gemein hatten. Das zeigt der Kunsthistoriker Prof. Toshio Watanabe von der University of the Arts London.
Wie intensiv Technologien, handwerkliche Fertigkeiten und fremde Bilder studiert wurden, untersucht Prof. David J. Roxburgh von der Harvard University am Beispiel eines timuridischen Gesandten und Künstlers, der von seiner Reise an den chinesischen Hof berichtet. Die von persischen Malern hergestellten Zeichnungen chinesischer Artefakte sind von einer solch einfühlsamen Qualität bis in die Details der Strichführung, dass sie lange Zeit als chinesische Arbeiten angesehen wurden. Weitere Beiträge des Bandes gehen der Frage nach, wie orientalische Seide die Weberei in Italien beeinflusst hat und welche Vorstellungen sich die Engländer anhand der Frachtlisten der englischen Ostindienkompanie von den Erwartungen ihrer asiatischen Handelspartner machten. Aufgezeigt wird unter anderem auch, wie druckgraphische Darstellungen Indiens das Bild dieses fernen Subkontinents im frühneuzeitlichen Europa prägten.
Bibliographischer Hinweis:
Lieselotte E. Saurma-Jeltsch, Anja Eisenbeiß (Hrsg.): The Power of Things and the Flow of Cultural Transformations: Art and Culture between Europe and Asia. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2010
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Dr. Alexander Häntzschel
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