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Die erste Professorin an der Universität Heidelberg

Pressemitteilung Nr. 247/2011
18. Juli 2011
Bisher unveröffentlichte Autobiographie von Gerta von Ubisch (1882 bis 1965) erscheint als Buch

Als eine der ersten Frauen in Deutschland wurde die Biologin Gerta von Ubisch 1929 von der Universität Heidelberg zur Professorin ernannt. Von Höhen und Tiefen eines bewegten Lebens zeugt ihre Autobiographie, die seit ihrem Tod im Jahr 1965 als unveröffentlichtes Manuskript im Heidelberger Universitätsarchiv lagerte. Nun erscheinen diese Memoiren erstmals als Buch, herausgegeben und kommentiert von Dr. Susan Richter vom Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ der Ruperto Carola und Dr. Armin Schlechter von der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer. Am 20. Juli 2011 stellen die beiden Wissenschaftler das Werk mit dem Titel „Zwischen allen Welten. Die Lebenserinnerungen der ersten Heidelberger Professorin Gerta von Ubisch“ im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg vor.

Aus einer adligen Kaufmannsfamilie stammend, studierte Gerta von Ubisch, Jahrgang 1882, zunächst Physik und wurde in diesem Fach 1911 in Berlin promoviert. In der Folgezeit konzentrierte sie sich auf die Biologie und spezialisierte sich auf den seinerzeit noch jungen Forschungszweig der Genetik. Mit einer Arbeit über Vererbungslehre habilitierte sie sich 1929 an der Universität Heidelberg. Im Jahr 1933 wurde ihr als „Halbjüdin“ die Lehrbefugnis an der Ruperto Carola entzogen, woraufhin sie nach Brasilien emigrierte und dort unter anderem in Sao Paulo und Rio de Janeiro forschte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie nach Heidelberg zurück und kämpfte um eine Pension, die ihr erst im Alter von 73 Jahren zugesprochen wurde.

„Mit der Edition wird eine wichtige Quelle der jüngeren Universitätsgeschichte öffentlich zugänglich gemacht. Die Bedeutung der Autobiographie ist besonders für die Geschichte der Frauen in der Wissenschaft und die Geschichte der Universitäten während der Zeit des Nationalsozialismus hoch einzuschätzen“, erläutert die Historikerin Dr. Susan Richter. Neben der kritisch kommentierten Autobiographie von Gerta von Ubisch enthält das Buch auch mehrere Aufsätze, in denen es um die Einordnung der Herkunft und der Lebensstationen Gerta von Ubischs in größere Zusammenhänge geht, etwa um die Beziehungen von Judentum und Adel zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zugleich werden die Forschungen der Wissenschaftlerin erläutert. So bietet die Veröffentlichung auch Einblicke in die Disziplinengeschichte der Genetik.

Das Buch-Projekt wurde mit Hilfe des Rektorats der Universität Heidelberg, der Stiftung Stadt Heidelberg sowie der Sparkasse Heidelberg realisiert und erscheint zum Universitätsjubiläum anlässlich des 625-jährigen Bestehens der Ruperto Carola. Bei der Vorstellung des Werks am 20. Juli wird Prof. Dr. Eike Wolgast, Emeritus am Historischen Seminar, einen Vortrag mit dem Titel „Vom lebendigen zum deutschen Geist – die Universität Heidelberg in der Weimarer Republik und im Dritten Reich“ halten. Die Veranstaltung im Kurpfälzischen Museum, Hauptstraße 97, beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Bibliographischer Hinweis:

Susan Richter / Armin Schlechter (Hg.): Zwischen allen Welten. Die Lebenserinnerungen der ersten Heidelberger Professorin Gerta von Ubisch. Thorbecke Verlag, Stuttgart 2011.

Kontakt:

Dr. Alexander Häntzschel
Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“
Telefon (06221) 54-4008
haentzschel@asia-europe.uni-heidelberg.de

Kommunikation und Marketing
Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

 

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