Zivilgesellschaft zwischen Anspruch und Wirklichkeit
6. Juli 2012
Ein öffentlicher Vortrag des Berliner Politologen und Soziologen Prof. Dr. Dieter Rucht am Mittwoch, 11. Juli 2012, bildet den Auftakt für eine neue Vortragsreihe, die vom Graduiertenkolleg „Die Grenzen der Zivilgesellschaft“ und vom Max-Weber-Institut für Soziologie der Ruperto Carola organisiert wird. Prof. Dr. Dieter Rucht, bis 2011 Co-Leiter der Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), wird in seinem Vortrag den nicht immer klaren Begriff von Zivilgesellschaft in Abgrenzung zum handlungsbezogenen Konzept von Zivilität schärfer einengen und an empirischen Beispielen veranschaulichen. Der Vortrag trägt den Titel „Zivilgesellschaft und Zivilität. Konzeptionen und empirische Annäherungen“ und beginnt um 18 Uhr. Danach besteht Gelegenheit zur Diskussion. Veranstaltungsort ist das Max-Weber-Institut für Soziologie, Bergheimer Straße 58, Raum 00.024.
„Die Zivilgesellschaft hat sich zu einem zentralen Gegenstand der sozialwissenschaftlichen Diskussion entwickelt und zivilgesellschaftliche Strukturen sind für die politische und wirtschaftliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung“, erläutert Dinah Schardt, Doktorandin am Graduiertenkolleg. „Dabei ist es durchaus üblich, Zivilgesellschaft mit positiven Ideen und Werten in Zusammenhang zu bringen.“ Eine funktionierende Zivilgesellschaft bildet demnach ein Gegengewicht zum Staat, stärkt die Autonomie und Selbstverantwortlichkeit der Bürger, fördert den sozialen Gemeinsinn, stärkt den weltanschaulichen Pluralismus und schafft die Grundlagen für eine stabile demokratische Entwicklung. Soweit die Umsetzung dieser Ideen immer an bestimmte religiöse, politische oder ökonomische Interessen gebunden ist, können Gesellschaftsbildung und Kooperation jedoch unweigerlich an Grenzen stoßen. Mit dieser Problematik beschäftigt sich seit November 2010 das am Max-Weber-Institut für Soziologie und dem Centrum für soziale Investitionen und Innovationen (CSI) angesiedelte Graduiertenkolleg „Die Grenzen der Zivilgesellschaft“.
Mit dem Vortrag von Prof. Rucht beginnt die Kolloquiumsreihe „Zivilgesellschaft – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Facetten und Funktionen eines soziologischen Konzepts“. An ein bis zwei Terminen pro Semester werden Wissenschaftler anderer Forschungseinrichtungen eingeladen, um zusammen mit den Heidelberger Kollegen Probleme, Fragen und Ideen von Zivilgesellschaft zu diskutieren. In den Vorträgen und anschließenden Diskussionen wird es unter anderem um das Verhältnis von Zivilgesellschaft zu sozialen Bewegungen, Menschenrechten und Massenmedien gehen. Aufbauend auf den Ergebnissen sollen zum Abschluss der Vortragsreihe die Bedeutung von Zivilgesellschaft bei der Lösung gesellschaftlicher und sozialer Probleme herausgearbeitet werden. Für das kommende Wintersemester konnte der Soziologe Hans Joas als Referent gewonnen werden.
Weitere Informationen zum Graduiertenkolleg „Grenzen der Zivilgesellschaft“ können unter www.soz.uni-heidelberg.de/Graduiertenkolleg/378,0,0,0,1.html abgerufen werden.
Kontakt:
Dr. Alexander Ruser, Max-Weber-Institut für Soziologie
Telefon (06221) 54-2973, Alexander.Ruser@soziologie.uni-heidelberg.de
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