Neues Handbuch beschäftigt sich mit dem Thema „Sterben in der modernen Gesellschaft“
15. November 2012
Während der Tod in der modernen Gesellschaft – etwa in den Massenmedien – allgegenwärtig scheint, wird das Sterben selbst eher selten thematisiert. Mit dem Thema Sterben und Sterbeprozess beschäftigt sich ein jetzt erschienenes dreibändiges Handbuch, das von Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts am Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg erarbeitet wurde. Dabei geht es unter anderem um die Frage nach dem Beginn des Sterbens, um Sterbehilfe und Menschenwürde, um medizinische und biologische Aspekte der Sterbephase sowie um Formen der Sterbebegleitung. Zu Wort kommen neben Medizinern und Biologen auch Theologen und Psychiater. Soziologen beschäftigen sich außerdem mit den Orten des Sterbens, Rechtswissenschaftler erörtern die juristischen Rahmenbedingungen, thematisiert wird zugleich die Darstellung des Sterbens in Kunst, Literatur und Film.
„Das Sterben gehört in unserer modernen, diesseitsgewandten Lebenswelt zu den wohl am erfolgreichsten aus dem Bewusstsein des Alltags verdrängten Phänomenen menschlicher Existenz“, sagt der Medizinhistoriker Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart, der gemeinsam mit dem Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Michael Anderheiden das „Handbuch Sterben und Menschenwürde“ herausgegeben hat. Einen der Gründe für diese Entwicklung sehen die beiden Wissenschaftler darin, dass unsere Gesellschaft nicht mehr existentiell von Todeserfahrungen durch Kriege oder Seuchen bedroht ist. „Zum Tragen kommt hier auch eine Massenkultur, die sich in nahezu all ihren Äußerungen lebenszugewandt geriert, also einen ausgesprochenen Jugendkult trotz alternder Gesellschaft pflegt“, ergänzt Prof. Anderheiden. Zudem vollziehe sich das „Ableben“ häufig außerhalb der Familie in der Umgebung der Krankenhäuser und der Hospize.
Wie die beiden Herausgeber erläutern, soll das Handbuch eine „Bestandsaufnahme des Sterbens in unserem Zeitalter leisten“. Dazu wurden verschiedene Wissenskulturen interdisziplinär in die Forschungsarbeit einbezogen. Das dreibändige Werk ist eines der Ergebnisse des Marsilius-Projekts „Menschenbild und Menschenwürde“, das vom Interdisziplinären Forum für Biomedizin und Kulturwissenschaften getragen wurde. Das Handbuch gliedert sich in drei Hauptteile, die sich mit dem Sterben vor dem Hintergrund der heutigen Medizin sowie Perspektiven der Sterbebegleitung befassen. Teil drei widmet sich der gesellschaftlichen Einbettung des Sterbens.
Das Marsilius-Kolleg ist ein zentraler Baustein im „Zukunftskonzept“ der Universität Heidelberg in der Exzellenzinitiative. Die Arbeit des Kollegs ist darauf ausgerichtet, ausgewählte Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen Wissenschaftskulturen zusammenzuführen und damit den forschungsbezogenen Dialog zwischen Geistes-, Rechts- und Sozialwissenschaften einerseits und den Natur- und Lebenswissenschaften andererseits zu fördern.
Weitere Informationen sind unter www.marsilius-kolleg.uni-heidelberg.de/publikationen/handbuch_sterben zu finden.
Literaturhinweis:
Handbuch Sterben und Menschenwürde (3 Bände). Hrsg. v. Michael Anderheiden und Wolfgang U. Eckart. Berlin: De Gruyter Verlag 2012.
Hinweis an die Redaktionen:
Die beiden Herausgeber – Prof. Eckart und Prof. Anderheiden – stehen für Interviews gerne zur Verfügung.
Kontakt:
Prof. Dr. Wolfgang U. Eckart
Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
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Prof. Dr. Michael Anderheiden
Institut für Staatsrecht, Verfassungslehre und Rechtsphilosophie
Telefon (06221) 54-74 65
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