Bertalanffy Lecture für Laien und Experten: Das „Makeup“ der Fruchtfliege
4. April 2014
Mit einem prächtigen Farbmuster auf den Flügeln auf dem Weg zur Schönheitskönigin: Das „Makeup“ der Fruchtfliege ist Forschungsthema von Benjamin Prud’homme, Wissenschaftler am Institut de Biologie du Développement de Marseille (Frankreich). Seine molekulargenetischen Untersuchungen zu Evolution und Formenvielfalt wird er in zwei Vorträgen an der Universität Heidelberg vorstellen: Benjamin Prud’homme ist Gastrefent der „Bertalanffy Lecture at COS“, zu der das Centre for Organismal Studies (COS) am 10. und 11. April 2014 einlädt. Die von der Klaus Tschira Stiftung unterstützte Vorlesungsreihe will dabei nicht nur Experten ansprechen, sondern vor allem Schülerinnen und Schülern einen Zugang zu den häufig komplexen Fragestellungen und Forschungsergebnissen aus den Lebenswissenschaften ermöglichen. Die Lecture versteht sich als Forum für den Austausch zwischen Jugendlichen und Forschern verschiedener Disziplinen.
Nicht nur der Mensch weiß um die Wirkung eines attraktiven Äußeren. Wie die Forscher um Benjamin Prud’homme zeigen konnten, haben offenbar auch Fruchtfliegen Möglichkeiten entwickelt, sich für den Partner attraktiver zu machen. Sie vertrauen dabei offensichtlich ganz auf ihre naturgegebene Schönheit in Form von charakteristischen Farbmustern auf den Flügeln. Wie genau aber entstehen diese im Laufe der Evolution? Welche Schaltstellen werden im Genom verändert, damit ein prächtiges Muster auch an die Nachkommenschaft weitergegeben werden kann? Entstehen ähnliche Musterungen in verschiedenen Fliegenarten unabhängig voneinander durch die gleichen genetischen Änderungen oder gibt es mehr als einen genetisch-evolutionären Weg zur „Schönheitskönigin“? Seit mehr als zehn Jahren widmet sich Benjamin Prud’homme diesen Fragen mit dem Ziel, die molekulargenetischen Grundlagen von Evolution und Formenvielfalt zu erfassen.
Sein Vortrag „How did the fly get its spot“ am 10. April richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Oberstufe. Im Anschluss daran werden sich Benjamin Prud’homme sowie Wissenschaftler des Centre for Organismal Studies in kleinen Gruppen der Diskussion mit den Teilnehmern der Veranstaltung stellen. Die Veranstaltung am 11. April widmet sich dem Thema „The Regulatory Mechanism of Morphological Pattern Evolution“ und ist für die Forscher am Heidelberger Wissenschaftsstandort reserviert. Nach dem Vortrag wird es ebenfalls die Möglichkeit zur Diskussion und zum Wissensaustausch geben.
Das Centre for Organismal Studies der Universität Heidelberg – eine interdisziplinäre Einrichtung der Zoologie und der Pflanzenwissenschaften – erinnert mit seiner im Oktober 2012 gestarteten Vorlesungsreihe an Ludwig von Bertalanffy (1901 bis 1972), einen bedeutenden theoretischen Biologen und Systemtheoretiker des 20. Jahrhunderts. Die nächste „Bertalanffy Lecture at COS“ wird am 18. und 19. September dieses Jahres mit Prof. Dr. Andreas Trumpp vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg stattfinden.
Die Klaus Tschira Stiftung fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für neue Formen der Vermittlung naturwissenschaftlicher Inhalte ein.