„Minderheitengeschichte und Bürgerrechte in Europa“
3. Juli 2014
Foto: kallejipp / photocase.de
Der neue Arbeitsbereich „Minderheitengeschichte und Bürgerrechte in Europa“ wird am 8. Juli 2014 am Historischen Seminar der Universität Heidelberg eröffnet. Der Berliner Politikwissenschaftler Markus End wird sich in seinem Vortrag mit der gesellschaftlichen und medialen Wahrnehmung der Sinti und Roma in Deutschland beschäftigen und seine neue Studie zu „Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit“ vorstellen. Im Anschluss daran findet eine Publikumsdiskussion zu diesem Thema statt. Zu Gast sind auch der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sowie Dr. h.c. Manfred Lautenschläger, dessen Stiftung den Arbeitsbereich mit einer Anschubfinanzierung unterstützt.
Die am neuen Arbeitsbereich beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich zum Ziel gesetzt, das Verhältnis von Minderheiten in Beziehung zur Mehrheitsgesellschaft aus historischer Perspektive zu erforschen. „Unsere Untersuchungen beziehen sich vor allem auf das ,Bild vom Anderen‘ und auf die Entstehung von Stereotypen. Wir werden uns mit benachteiligten nationalen, ethnischen oder religiösen Gruppen beschäftigen, aber auch mit denjenigen, die aufgrund ihres Geschlechts, ihres Alters oder einer Behinderung als ‚anders‘ wahrgenommen werden. Unser Forschungsspektrum reicht bis hin zu ökonomisch und politisch privilegierten Minderheiten wie etwa dem Adel“, erläutert Prof. Dr. Edgar Wolfrum, der am Historischen Seminar auf dem Gebiet der Zeitgeschichte forscht und den Arbeitsbereich „Minderheitengeschichte und Bürgerrechte in Europa“ initiiert hat.
Ein wesentliches Forschungsgebiet stellt das kollektive Aufbegehren und Einfordern gesellschaftlicher Anerkennung und rechtlicher Gleichstellung dar. Im Mittelpunkt stehen dabei Gruppen, die in Mehrheitsgesellschaften rechtliche oder gesellschaftliche Benachteiligungen erfahren, wie etwa Sinti und Roma. Nach den Worten von Dr. Rubina Zern, die den Arbeitsbereich koordiniert, soll dabei aber keine „Opfergeschichte“ betrieben werden, die ausschließlich die Härte eines Staates gegenüber benachteiligten Minderheiten thematisiert. „Unsere Aufgabe wird es sein, ihre Geschichte in den Gesamtzusammenhang größerer zeitlicher Verläufe sowie in politische, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklungen einzuordnen.“ Eine intensive Kooperation besteht unter anderem mit dem in Heidelberg ansässigen Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma.
Mit der Vortragsreihe „Talks on Minority Issues – Heidelberger Reihe zu Minderheitenfragen“ sollen aktuelle Forschungsthemen des neuen Arbeitsbereichs in der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Anliegen ist es, das Bewusstsein für Minderheitengeschichte zu schärfen und einen gesellschaftlichen Diskurs anzuregen. Mit der Veranstaltung am 8. Juli, mit der der neue Arbeitsbereich offiziell eröffnet wird, startet zugleich auch diese Reihe. Nach dem Vortrag von Markus End, der derzeit zum Thema Struktur und Funktionsweise des modernen Antiziganismus promoviert, ist eine Publikumsdiskussion mit dem Mainzer Pädagogen Prof. Dr. Franz Hamburger und dem Heidelberger Journalisten Sören Sgries von der Rhein-Neckar-Zeitung vorgesehen. Veranstaltungsort ist der Hörsaal des Historischen Seminars, Grabengasse 3-5. Die Eröffnungsveranstaltung beginnt um 18.15 Uhr.