Neues Graduiertenprogramm im Bereich Bioökonomie
8. Juli 2014
Ein neues interdisziplinäres Graduiertenprogramm „Bioökonomie in Baden-Württemberg: Erforschung innovativer Wertschöpfungsketten (BBW-ForWerts)“ hat seine Arbeit aufgenommen. Das Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich Bioökonomie startet mit mehr als 40 Doktorandinnen und Doktoranden und wird am Center for Organismal Studies (COS) der Universität Heidelberg koordiniert. Es beschäftigt sich zunächst mit den drei Projektlinien Biogas, Mikroalgen und Lignozellulose, dem am häufigsten vorkommenden nachwachsenden Rohstoff aus der Zellwand verholzter Pflanzen. Das Graduiertenprogramm mit einer Laufzeit von zunächst drei Jahren erhält bis März 2017 Fördermittel in Höhe von bis zu 354.000 Euro.
„Die Initiatoren des Graduiertenprogramms haben sich zum Ziel gesetzt, Doktorandinnen und Doktoranden bereits während ihrer Promotionsphase einen interdisziplinären Dialog über die Forschung einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Bioökonomie zu ermöglichen. Dazu zählt auch der frühe Kontakt mit Unternehmen, die bereits im Bereich Bioökonomie tätig sind“, sagt Prof. Dr. Thomas Rausch, Leiter der Forschungsgruppe „Molekulare Physiologie der Pflanzen“ am COS. Als Koordinator leitet er das Graduiertenprogramm zusammen mit Prof. Dr. Jochen Weiss von der Universität Hohenheim. Das Programm ist integraler Bestandteil des baden-württembergischen Forschungsprogramms Bioökonomie, das Fachwissen an verschiedenen Forschungsstandorten in Bereichen wie Pflanzenbiologie, Agrarwissenschaften, Chemie, Verfahrenstechnik oder auch Ökonomie vernetzen soll.
Der Begriff Bioökonomie bezeichnet eine Wirtschaftsform, die nicht mehr primär auf fossilen Ressourcen aufbaut, sondern auf der nachhaltigen Nutzung biologischer Ressourcen beruht. „Diesen Ansatz in die wirtschaftliche Praxis umzusetzen, stellt für technisch hochentwickelte Industrienationen eine gewaltige Herausforderung dar“, erklärt Thomas Rausch. Hier setzt nach den Worten des Heidelberger Biologen die Forschung im Graduiertenprogramm an. Die Fragestellungen, die hier bearbeitet werden sollen, reichen von den Grundlagen der Biomasseproduktion über die Aufbereitung und Umwandlung der gewonnenen Rohstoffe bis hin zur Entwicklung neuer Produkte. Einbezogen werden aber auch Modellierungsansätze zur Systemanalyse und zur Prozesssimulation sowie gesellschaftliche Aspekte.
Auswahl und Betreuung der Doktoranden und das Begleitprogramm mit Sommerschulen und wissenschaftlichen Tagungen orientieren sich an den Erfahrungen der von der Exzellenzinitiative geförderten Graduiertenschulen der Universität Heidelberg. Vierteljährlich werden sich alle Doktoranden zu Workshops treffen, über ihre Fortschritte berichten und entlang von Querschnittsthemen den interdisziplinären Austausch praktizieren.
Das Programm soll auf bis zu 100 Doktoranden anwachsen und wird von Beginn an international arbeiten. Die erste Bewerbungsrunde ist bereits gestartet. „Wir stehen am Anfang eines sehr spannenden Prozesses mit erheblichem Entwicklungspotential“, erklärt Thomas Rausch. „Wenn die Forschungsprojekte erfolgreich sind und der interdisziplinäre Austausch in BBW-ForWerts umfassend gelingt, dann werden unsere Absolventen gesellschaftliche Multiplikatoren sein, mit einem gestärkten Bewusstsein für die Herausforderungen einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Bioökonomie.“ Das Forschungsprogramm Bioökonomie einschließlich Doktorandenausbildung wird Mitte 2016 zwischenevaluiert. Bei positiver Entwicklung ist eine Fortführung des Graduiertenprogramms bis Mitte 2019 geplant.