Ausstellung: Buchkunst zwischen Handschrift und Druck
21. Oktober 2014
Mit kunstvoll gestalteten Büchern aus dem 15. Jahrhundert – der Übergangszeit vom handgeschriebenen zum gedruckten Buch – beschäftigt sich eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek Heidelberg, die von Ende Oktober 2014 bis Anfang März 2015 zu sehen sein wird. Gezeigt werden ausgewählte Handschriften, Inkunabeln und frühe Drucke aus eigenen Beständen sowie aus der Sammlung der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. Zu den 75 gezeigten Exponaten gehören Bibeln, Wissensliteratur und literarische Werke, die die Vielfalt und Kunstfertigkeit der Gestaltung dokumentieren. Die Eröffnung der Ausstellung „,Mit schönen Figuren‘ – Buchkunst im deutschen Südwesten“ findet am 28. Oktober 2014 statt.
„Mitte des 15. Jahrhunderts setzte der Übergang vom handgeschriebenen zum gedruckten Buch ein. Über ein halbes Jahrhundert existierten von da an beide Buchformen nebeneinander. Dabei kam es zu gegenseitigen Beeinflussungen. Das Spektrum der Beziehungen zwischen Handschrift und Druck reicht von der reinen Imitation bis hin zur Konkurrenz der technischen und funktionalen Ausdrucksmittel“, erläutert Dr. Maria Effinger, die Leiterin der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek ist. Im Mittelpunkt der Ausstellung, die den Zeitraum 1430 bis 1530 umfasst, steht der bildkünstlerische Buchschmuck. Dazu gehören mit Pinsel gemalte Ranken und Bordüren, figürliche Federzeichnungen und Deckfarbenminiaturen aus Handschriften, aber auch Holzschnittfolgen und Vignetten aus gedruckten Büchern. Neben dem Wechselspiel von technisch-kulturellem Medienwandel und dem jeweils konkreten Erscheinungsbild des Buches wird auch die Rolle der Auftraggeber, Käufer und Besitzer beleuchtet. Sie hatten oftmals maßgeblichen Einfluss auf die Darstellungsformen und die dargestellten Inhalte des Buchschmucks, da Bücher auch als Repräsentationsobjekte galten, wie Dr. Effinger hervorhebt.
„Die Ausstellung dokumentiert als herausstechendes Charakteristikum der Buchkunst im deutschen Südwesten des 15. Jahrhunderts vor allem eine außergewöhnliche Vielfalt. So unterschiedlich die Vorstellungen und Interessen der Auftraggeber sein konnten, so verschieden war auch die künstlerische Herkunft der in den Werkstätten tätigen Maler und Holzschneider. Dies spiegelt sich in der Vielfalt des künstlerischen Buchschmucks wider“, so Maria Effinger. Ein Schwerpunkt in der Ausstellung befasst sich mit Büchern, die für den Kreis der Heidelberger Humanisten hergestellt wurden – vermutlich in einer Werkstatt in Heidelberg, die auch für Kurfürst Philipp den Aufrichtigen tätig war. Andere Bücher wurden für Herzog Eberhard im Bart oder Margarete von Savoyen hergestellt. Zu den besonders prachtvoll ausgestatten Exemplaren gehört eine Bibel, die 1483 in Nürnberg in der Werkstatt Anton Kobergers gedruckt und ausgemalt wurde.
Zur Eröffnung der Ausstellung lädt die Universitätsbibliothek Heidelberg am Dienstag, 28. Oktober, ein. Mit Grußworten wenden Prof. Dr. Dieter W. Heermann, Prorektor der Universität Heidelberg, Dr. Veit Probst, Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg, und Dr. Hannsjörg Kowark, Direktor der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, an die Gäste. Den anschließenden Festvortrag hält Prof. Dr. Lieselotte E. Saurma vom Institut für Europäische Kunstgeschichte der Ruperto Carola. Sie spricht zum Thema „Neue Kenner suchen Könner: Zur wachsenden Nachfrage nach illustrierten Handschriften im Spätmittelalter“. Die Eröffnungsveranstaltung findet in der Aula der Alten Universität, Grabengasse 1, statt. Beginn ist um 18 Uhr. Anschließend besteht die Möglichkeit, die Ausstellung in der Universitätsbibliothek zu besichtigen.
Die Ausstellung „,Mit schönen Figuren‘ – Buchkunst im deutschen Südwesten“ wird vom 29. Oktober 2014 bis zum 1. März 2015 in der Universitätsbibliothek, Plöck 107-109, gezeigt. Sie ist täglich (außer an Feiertagen) von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog.