Wie können Wirtschaft und Medizin Korruption und Manipulation vorbeugen?
20. Januar 2015
Wie lassen sich korruptes Handeln in Unternehmen oder Manipulationen etwa in der Transplantationsmedizin wirksam verhindern? Dieser Frage geht ein neues Forschungsprojekt an der Universität Heidelberg nach. Beteiligt daran sind Wissenschaftler aus Soziologie, Kriminologie und Rechtswissenschaften. „Zwar gibt es zur Bekämpfung von Korruption und Manipulation in Wirtschaft und Medizin auf der Ebene der Organisation bereits seit einigen Jahren einen ,Regulierungsboom‘, die gewünschte Wirkung bleibt aber offenbar aus“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Markus Pohlmann. Im Rahmen des Projekts „Der Kampf gegen Korruption und Manipulation – Regulierung und Selbstregulierung in Medizin und Wirtschaft“ wollen die Heidelberger Wissenschaftler daher untersuchen, warum die angestrebten Effekte nicht eintreten und welche wirksamen Möglichkeiten der Korruptionsbekämpfung es gibt. Die VolkswagenStiftung unterstützt das auf drei Jahre angelegte Forschungsvorhaben mit 865.000 Euro.
„Trotz zunehmender Bedeutung von staatlichen und internationalen Regelungen sowie der Einrichtung von Compliance-Abteilungen werden immer wieder Fehlverhalten und Skandale bekannt. Die Maßnahmen erzielen offenbar nicht die erhoffte Wirkung“, erklärt Prof. Pohlmann, der am Max-Weber-Institut für Soziologie forscht. Basierend auf den Erfahrungen, die Wirtschaftsunternehmen bisher mit der so genannten Compliance gesammelt haben, werden die Wissenschaftler vor allem neue Felder des wissenschaftlich-technischen Fortschritts wie die Organtransplantation in den Blick nehmen. „Wir wollen empirisch fundierte Erkenntnisse dazu zusammentragen, welche Formen der Regulierung und Selbstregulierung in diesem Bereich möglich sind und wie ihre vorbeugende Wirkung möglichst effektiv sein kann.“ An dem Projekt sind außerdem Prof. Dr. Gerhard Dannecker vom Institut für deutsches, europäisches und internationales Strafrecht und Strafprozessrecht sowie Prof. Dr. Dieter Dölling und Prof. Dr. Dieter Hermann vom Institut für Kriminologie beteiligt.
Für ihre Untersuchungen werden die Wissenschaftler die Erfahrungen vergleichen, die deutsche und amerikanische Organisationen auf beiden Feldern mit Regulierung und Selbstregulierung gemacht haben. Dabei geht es beispielsweise um den Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) und das United Network of Organ Sharing (UNOS). Damit wollen sie die Wirkungsweise verschiedener Regulierungssysteme analysieren und die erfolgreichsten Strategien in den unterschiedlichen Herangehensweisen identifizieren. Die Ergebnisse sollen unter anderem bei der ethischen Neubewertung der medizinischen und rechtlichen Aspekte der Organvergabe Anwendung finden.