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Prof. Dr. Rainer M. Holm-Hadulla
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Psychische Probleme bei Studierenden im Vergleich zwischen 1994 und 2012

Pressemitteilung Nr. 57/2015
7. April 2015
Studie an der Universität Heidelberg stellt Rückgang fest

Haben Studierende heute häufiger mit psychischen Problemen zu kämpfen als vor 20 Jahren? Dieser Frage ist eine Doktorandin der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Psychosozialen Beratungsstelle des Studierendenwerks unter Leitung von Prof. Dr. Rainer M. Holm-Hadulla nachgegangen. In ihrer Untersuchung mit Heidelberger Medizin- und Psychologiestudierenden kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass zumindest bei dieser Gruppe im Vergleich der Jahre 1994 und 2012 die psychischen Beschwerden abgenommen haben. „In populären Medien und seitens der Krankenkassen wird zwar von einer deutlichen Zunahme psychischer Störungen in den letzten 20 Jahren gesprochen. Auch die psychischen Probleme von Studierenden sollen, teilweise ausgelöst durch den Bologna-Prozess, zugenommen haben“, erklärt Rainer Holm-Hadulla. „Da Fachleute jedoch Zweifel an diesen Einschätzungen äußern, haben wir nun mit gleicher Methodik die psychischen Beschwerden von Studierenden im Jahre 1994 mit denjenigen im Jahre 2012 verglichen.“

Das Ergebnis der Untersuchung, die mit zwei standardisierten Fragebögen durchgeführt wurde, zeigt nach Angaben der Wissenschaftler eine signifikante Verringerung der Beschwerden. Schätzten sich 1994 von 344 Studierenden, die mit einer psychosozialen Beschwerdeliste befragt wurden, noch 22 Prozent als klinisch beeinträchtigt ein, so waren es 2012 bei 293 Befragten nur noch 16 Prozent. Der gleiche Trend zeigte sich mit der international eingeführten Symptom-Check-List (SCL-90 R): Hier reduzierte sich der Anteil klinisch beeinträchtigter Studierender von 17 Prozent auf zwölf Prozent. Den Wissenschaftlern zufolge gilt zumindest für die untersuchte Gruppe von Medizin- und Psychologiestudierenden, dass psychische Beschwerden zurückgegangen sind, wobei es bei den Studierenden der Psychologie im Untersuchungszeitraum zu einer Umstellung des Studiums auf Bachelor- und Master-Studiengänge kam.

Die Ergebnisse widersprechen populären Vormeinungen und müssen wissenschaftlich weiter abgesichert werden, wie Prof. Holm-Hadulla betont. „Als Erklärung für unser Ergebnis wird diskutiert, dass in manchen gesellschaftlichen Gruppen psychische Störungen generell abnehmen. Als kühne Hypothese wird vermutet, dass bei den um 1970 geborenen Studierenden die transgenerationalen Einflüsse der Kriegs- und Nachkriegszeit noch stärker ausgeprägt waren als bei den um 1990 Geborenen. Vielleicht haben sich auch die Studienbedingungen und die Hilfsangebote bei psychischen Krisen verbessert. Sicher ist auch die Hemmschwelle geringer geworden, sich rechtzeitig psychotherapeutische Unterstützung zu suchen“, erklärt der Wissenschaftler. Die Studie wurde im Fachjournal „Mental Health & Prevention“ veröffentlicht.

Originalpublikation:
H. Berger, G. Franke, F.-H. Hofmann, M. Sperth, R. Holm-Hadulla: Mental health of students and its development between 1994 and 2012. Mental Health & Prevention (published online January 2015), doi:10.1016/j.mhp.2015.01.001

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 07.04.2015
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