Ausstellung: „Zeichnen zwischen Kunst und Wissenschaft“
20. April 2015
Foto: Universitätsbibliothek Heidelberg
Die Entwicklung europäischer Zeichenlehrbücher und ihrer Didaktiken steht im Mittelpunkt einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek Heidelberg, die sich mit der Geschichte und der Bedeutung des Zeichnens beschäftigt. Zu den über 120 Ausstellungsstücken zählen außer den Lehrbüchern auch Zeichnungen sowie Zeicheninstrumente aus vier Jahrhunderten. Neben Exponaten aus eigenem Bestand werden Leihgaben aus privatem Besitz, aus Universitätssammlungen sowie aus verschiedenen Museen präsentiert. Die Eröffnung der Ausstellung „Punkt, Punkt, Komma, Strich. Zeichnen zwischen Kunst und Wissenschaft: 1525 – 1925“ findet am 28. April 2015 statt. Die Ausstellung wird bis Mitte Februar 2016 gezeigt.
Zeichenunterricht war von der Renaissance bis zum Beginn der Moderne fester Bestandteil von Erziehung und Ausbildung. Fähigkeiten im Zeichnen wurden nicht nur bei Künstlern oder Handwerkern vorausgesetzt, sondern auch bei Wissenschaftlern und Ingenieuren. Ob Menschen und Tiere, ob Landschaften und Blumen, Bauwerke und Gerätschaften, ob Landkarten, Ornamente oder wissenschaftliche Befunde – gezeichnet wurde das gesamte Spektrum des Sichtbaren. Zudem bildeten sich, wie die Organisatoren betonen, für diese unterschiedlichen Anforderungen auch verschiedene Konventionen der Darstellung und Zeichenstile heraus, die das europäische Sehen und Denken entscheidend geprägt haben.
Die Ausstellung ist in fünf Teile gegliedert. Dabei geht es unter anderem um die unterschiedlichen Adressatenkreise des Zeichenunterrichts und die Frage, wie Zeichnen unterrichtet wurde. Dass dabei nicht nur die grafische Darstellung der Wirklichkeit erlernt, sondern darüber hinaus auch viele weitere Kenntnisse erworben wurden, wird ebenfalls dargestellt. Konkrete Arbeiten der Zeichner stehen im Mittelpunkt des letzten Ausstellungsteils. Dieser zeigt, inwiefern sich die Zeichner von den didaktischen Vorgaben der Zeichenlehrbücher und des Zeichenunterrichts haben leiten lassen. Zu den beispielhaften Exponaten der Ausstellung gehört eine Proportionsstudie des menschlichen Körpers aus dem Jahr 1564, die aus einem Lehrbuch des Goldschmieds und Malers Heinrich Lautensack (1522 bis 1568) stammt.
Konzipiert wurde die Ausstellung im Rahmen des Forschungsprojekts „Episteme der Linien“, das am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München sowie am Kunsthistorischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) angesiedelt ist. Unter der Betreuung des Kunsthistorikers Prof. Dr. Ulrich Pfisterer von der LMU wird dort die historische Entwicklung des Zeichnens und der Zeichnung erforscht. Zu den Schwerpunkten gehört die Analyse gedruckter Zeichenlehrbücher und Vorlagensammlungen, wie sie seit dem 16. Jahrhundert existierten. Die zum Teil äußerst seltenen Bände wurden unter Leitung von Dr. Maria Effinger durch die Universitätsbibliothek Heidelberg digitalisiert. Diese Arbeiten erfolgten im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Fachinformationsdienstes „arthistoricum.net“.
Zur Eröffnung der Ausstellung lädt die Universitätsbibliothek am Dienstag, 28. April 2015, ein. Zur Begrüßung sprechen Prof. Dr. A. Stephen K. Hashmi, Prorektor für Forschung und Struktur der Universität Heidelberg, und Dr. Veit Probst, Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg. Prof. Pfisterer wird sich in einem Festvortrag mit dem Thema „Lernt Zeichnen! Linien erschließen die Welt“ beschäftigen. Die Eröffnungsveranstaltung findet in der Aula der Alten Universität, Grabengasse 1, statt. Beginn ist um 18 Uhr. Anschließend besteht die Möglichkeit, die Ausstellung in der Universitätsbibliothek zu besichtigen.
Die Ausstellung „Punkt, Punkt, Komma, Strich. Zeichnen zwischen Kunst und Wissenschaft: 1525 – 1925“ wird vom 29. April 2015 bis zum 14. Februar 2016 in der Universitätsbibliothek, Plöck 107-109, gezeigt. Sie ist täglich (außer an Feiertagen) von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog.