Vortrag von Carlo Ginzburg: „Geschichte gegen den Strich lesen“
16. Juni 2015
Foto: Claude Truong-Ngoc, CC BY-SA 3.0
Wie sich Geschichte auch einmal „gegen den Strich lesen“ lässt und welche ungeahnten Erkenntnisse dabei zutage kommen, erläutert Prof. Dr. Carlo Ginzburg in einem Gastvortrag an der Universität Heidelberg. Zu der Veranstaltung lädt das Heidelberger Centrum für Transkulturelle Studien am Montag, 22. Juni 2015, ein. Prof. Ginzburg lehrte und forschte unter anderem an der University of California in Los Angeles (USA). Der Wissenschaftler ist einer der international bekanntesten Historiker und Mitbegründer der sogenannten Mikrogeschichte, die sich mit scheinbar sehr kleinen und überschaubaren historischen Details befasst, um daraus größere Zusammenhänge zu erschließen. Der englischsprachige Vortrag „Unintentional Revelations. Reading History Against the Grain“ findet in der Aula der Alten Universität statt und beginnt um 18 Uhr. Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten.
In seinen Analysen beleuchtet Prof. Ginzburg beispielsweise das Leben eines Müllers um 1600 oder eine Gerichtsverhandlung im ausgehenden 20. Jahrhundert. Aus seinen Detailuntersuchungen zieht er Rückschlüsse auf das damalige Weltbild; diese bilden die Grundlage für neue und überraschende Interpretationen. Sein Hauptwerk „Der Käse und die Würmer – Die Welt eines Müllers um 1600“ erschien erstmals 1976 und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Mit diesem „Bestseller“ leistete Carlo Ginzburg einen zentralen Beitrag zur neuen wissenschaftlichen Forschungsrichtung der Mikrogeschichte.
Carlo Ginzburg wuchs in Turin auf und wurde an der Universität Pisa promoviert. Er lehrte zunächst an der Universität Bologna. 1988 wurde er an die University of California in Los Angeles (UCLA) berufen wurde. Heute ist er Professor Emeritus an der UCLA und der Scuola Normale Superiore di Pisa. Seine Forschungsinteressen liegen auf der italienischen Renaissance und der Geschichte Europas in der Frühen Neuzeit. Prof. Ginzburg wurde mehrfach ausgezeichnet. 2013 wählte ihn die American Philosophical Society zum internationalen Mitglied.