Millionen-Förderung für die Heidelberger Teilchenphysik
8. Juli 2015
Mit großem Erfolg haben die Teilchenphysiker der Universität Heidelberg Forschungsgelder für ihre Arbeiten am weltweit größten und stärksten Teilchenbeschleuniger, dem Large Hadron Collider (LHC) in Genf, eingeworben: In den kommenden drei Jahren stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) insgesamt mehr als neun Millionen Euro für die Forschungen im Rahmen der drei LHC-Experimente ATLAS, ALICE und LHCb zur Verfügung; im Zusammenhang stehende, begleitende Theorieprojekte wurden ebenfalls bewilligt.
Nach zweijähriger Pause ist der am Europäischen Kernforschungszentrum CERN betriebene Large Hadron Collider inzwischen wieder angelaufen und liefert seit Anfang Juni neue Daten. „Die vergangenen zwei Jahre waren geprägt von harter Ausbauarbeit“, sagt Prof. Dr. Hans-Christian Schultz-Coulon vom Heidelberger Kirchhoff-Institut für Physik. Nun geht der LHC mit erhöhter Energie, einem verbesserten Beschleuniger und verbesserten Experimenten an den „Neustart“: Mit der Rekordenergie von 13 Tera-Elektronenvolt (TeV) kollidieren wieder regelmäßig Protonen in den Teilchendetektoren, und die CERN-Physiker erhoffen sich neben zusätzlichen Erkenntnissen über das 2012 am LHC entdeckte Higgs-Teilchen weitere überraschende Einblicke in die Teilchenwelt. „Mit den vom BMBF bewilligten Mitteln können die Physiker der Universität Heidelberg weiter an dieser Forschungsreise teilnehmen und ihre bisher sehr erfolgreiche Arbeit fortsetzen“, sagt Prof. Dr. Ulrich Uwer vom Physikalischen Institut der Ruperto Carola. Die Heidelberger Physik leistet mit ihren experimentellen und theoretischen Arbeiten wichtige Forschungsbeiträge, bei denen es sowohl um die Analyse und die Interpretation der Daten als auch um den Betrieb und den Ausbau der LHC-Experimente geht.
Am CERN und seinen Experimenten sind mehr als 10.000 Forscherinnen und Forscher aus über 80 Nationen beteiligt, darunter auch zahlreiche Studierende und Doktoranden. Die Arbeiten sollen dazu beitragen, fundamentale Fragestellungen zu den Bausteinen der Materie und ihrer Rolle bei der Entstehung unseres Universums zu beantworten. So erforschen die Wissenschaftler des ATLAS-Experiments die Frage nach dem Ursprung der Teilchenmasse und versuchen die Natur der Dunklen Materie zu ergründen. Die Forscher der ALICE-Kollaboration analysieren die Eigenschaften des sogenannten Quark-Gluon-Plasmas, aus dem das Universum kurz nach dem Urknall möglicherweise bestand. Im Mittelpunkt der LHCb-Forschungen steht das unterschiedliche Verhalten von Materie und Antimaterie, das Grundlage für die Existenz unserer Welt ist.
In Deutschland ist die Förderung für die LHC-Experimente in vier Forschungsschwerpunkten (FSP) des BMBF strukturiert. Darin eingebunden sind mehr als 20 Universitäten und Forschungseinrichtungen mit einer Vielzahl von Forschungsgruppen. In den kommenden Jahren werden drei dieser Forschungsverbünde von Heidelberger Physikern geleitet. FSP-Sprecher sind Prof. Dr. Johanna Stachel für ALICE, Prof. Uwer für LHCb und von Mitte 2016 an Prof. Schultz-Coulon für ATLAS. Zu den leitenden Wissenschaftlern gehören außerdem Prof. Dr. Stephanie Hansmann-Menzemer, Prof. Dr. Tilman Plehn und Prof. Dr. Andre Schöning.