Online abrufbar: Neue Datenbank politischer Konflikte
19. Februar 2016
Eine neue Datenbank zu gewaltsamen Konflikten ebenso wie zu Auseinandersetzungen ohne Gewaltanwendung hat das Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg gemeinsam mit dem Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) online gestellt. Erfasst sind darin Konflikte zwischen Staaten, zwischen nicht-staatlichen Akteuren sowie zwischen Regierungen und Rebellengruppen. Das nach mehrjähriger Vorarbeit entstandene „Disaggregated Conflict Dataset“ (DISCON) ist seit Mitte Februar im Internet abrufbar.
Nach Angaben von Dr. Christoph Trinn vom Institut für Politische Wissenschaft beruht DISCON auf einer konzeptionell breiten und integrativen Datenerfassung, die sich aus Nachrichtenquellen und wissenschaftlichen Analysen speist. Damit erhält die quantitative Konfliktforschung eine breitere Basis an Daten, als dies bislang üblich ist, so der Heidelberger Konfliktforscher. „Die Datenbank zeichnet ein zuverlässiges Bild der zeitgenössischen Konfliktlagen. Sie eröffnet neue Möglichkeiten für die Erklärung bestehender Konflikte und für die Konfliktfrühwarnung“, sagt Dr. Trinn. Das „Disaggregated Conflict Dataset“ umfasst zurzeit Angaben zu 156 Konflikten in Asien und Ozeanien in den Jahren 2000 bis 2014. Fortlaufende Ergänzungen und Aktualisierungen sind geplant.
Während sich bestehende Datensätze vor allem auf die Zahl der Todesopfer als Maß für die Intensität von Konflikten beschränken, berücksichtigt der Heidelberger Ansatz auch andere Folgen politischer Gewalt, wie Jasper Linke vom HIIK hervorhebt. Dazu gehören die Zahl der Flüchtlinge und das Ausmaß der Zerstörung. Eingang finden auch die eingesetzten Gewaltmittel selbst – der Einsatz von Waffen ebenso wie von Personen. Jeder Gewaltkonflikt wird – aufgeschlüsselt nach Monaten und subnationalen Regionen wie Provinzen und Bundesländern – anhand der insgesamt fünf Indikatoren in seiner Intensität bewertet. DISCON beinhaltet mehr als 6.300 sogenannte Regionalmonatsintensitäten mit rund 31.600 Einzelbewertungen. Die Datenbank wendet sich an Wissenschaftler, aber auch an Vertreter aus der Praxis, die an der Bewertung von Konflikten und an der Konfliktbewältigung arbeiten.
Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung veröffentlicht jährlich das Konfliktbarometer zur aktuellen Erfassung und Beschreibung des weltweiten Konfliktgeschehens.