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Ausstellung: „FAKE: Fälschungen, wie sie im Buche stehen“

Pressemitteilung Nr. 60/2016
13. Mai 2016
Universitätsbibliothek Heidelberg thematisiert das Phänomen Kunstfälschung
Schreibmaschine

Foto und Montage: Susann Henker

In der Schreibmaschine steckt eine Picasso-Fälschung aus dem Fälschermuseum in Wien. Sie stammt von dem ungarischen Maler und Kunstfälscher Elmyr de Hory. Das Motiv ziert das Plakat zur Ausstellung.

Welche Rolle spielen Bücher bei Fälschungen, insbesondere im Bereich der Kunst? Diese Frage thematisiert eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek Heidelberg, die in Kooperation mit dem Institut für Europäische Kunstgeschichte der Ruperto Carola entstanden ist. Zu den über 200 Ausstellungsstücken zählen unter anderem auch Gemäldefälschungen von Wolfgang Beltracchi, der für einen der größten Kunstfälscherskandale der vergangenen Jahre verantwortlich ist. Neben Exponaten aus dem Bestand der Bibliothek und der Universität werden Leihgaben aus privatem Besitz sowie aus verschiedenen Bibliotheken, Sammlungen und Museen in Europa präsentiert. Die Eröffnung der Ausstellung „FAKE: Fälschungen, wie sie im Buche stehen“ findet am 24. Mai 2016 statt. Die Ausstellung wird bis Mitte Februar 2017 gezeigt.

Die Beziehung zwischen Büchern und Fälschungen sowie deren Urhebern ist vielfältig. Fälscher nutzen Bildbände, um daraus Vorlagen zu gewinnen und sich das notwendige Wissen zur Herstellung von Fälschungen anzueignen. Gefälschte Kunstwerke werden nicht selten mit Hilfe von Büchern im Kunsthandel lanciert – etwa mit Werkkatalogen, die auf ganz unterschiedliche Weise zu Täuschungszwecken manipuliert sein können, wie der Kurator der Ausstellung, Prof. Dr. Henry Keazor vom Institut für Europäische Kunstgeschichte, betont. Und es gibt Fälle, in denen historische Bücher die eigentliche Fälschung darstellen. So tauchte 2005 in einem New Yorker Antiquariat ein Exemplar der astronomischen Abhandlung „Sidereus Nuncius“ von Galileo Galilei auf, in dem die Mond-Ansichten nicht – wie in den anderen überlieferten Exemplaren – gedruckt, sondern von Hand gezeichnet waren. Ein Forscherteam vermutete, dass die Zeichnungen von Galilei stammen. Sieben Jahre nach der Entdeckung wurde der Band jedoch als Fälschung entlarvt.

Bei der Enttarnung von Fälschungen spielen Bücher ebenfalls eine wichtige Rolle, wenn es etwa darum geht, die wissenschaftlichen Ergebnisse solcher Untersuchungen zu veröffentlichen. Doch auch Fälscher setzen nach Aufdecken ihres Betrugs noch einmal auf das Medium Buch, um ihre eigene Geschichte in biografischer Form zu vermarkten. „Dahinter steht die öffentliche Faszination für die Figur des Fälschers, die zwischen Bewunderung und Verachtung changiert. Sie lässt sich auch in Beziehung setzen zu einer seit dem 19. Jahrhundert bestehenden Roman- und Erzähltradition, in deren Mittelpunkt Fälscher stehen“, erläutert Prof. Keazor, der 2015 unter dem Titel „Täuschend echt!“ eine Geschichte der Kunstfälschung veröffentlicht hat.

Die Ausstellung in der Universitätsbibliothek thematisiert und dokumentiert in fünf Teilen diese und weitere Aspekte rund um das Thema Fälschungen und Bücher. Der Bogen reicht von gefälschten Cranach-Gemälden bis zu einer falschen Autobiografie des Unternehmers und Flugzeugpioniers Howard Hughes. Erstmals in der Öffentlichkeit gezeigt wird das gefälschte Exemplar von Galileis „Sidereus Nuncius“. Zu den Gemäldefälschungen von Wolfgang Beltracchi, die in der Ausstellung zu sehen sind, gehören Werke von Heinrich Campendonk und Johannes Molzahn. Beltracchi hatte vor allem Künstler des 20. Jahrhunderts ins Visier genommen. Dabei gelangten Fälschungen von verschollenen Originalen in den Kunsthandel, die nur noch in Form von Erwähnungen überliefert waren, aber auch von Beltracchi mehr oder weniger „erfundene“ Werke bekannter Künstler. In der Ausstellung wird zum ersten Mal auch ein direkter Vergleich ermöglicht, indem Original und Fälschung einander gegenübergestellt werden.

Die Ausstellungsstücke aus der Universitätsbibliothek und weiteren Beständen der Universität Heidelberg werden ergänzt um Exponate aus dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg in Stuttgart sowie den Universitätsbibliotheken in Freiburg, München und Dresden. Zu sehen sind außerdem Objekte aus dem Peter-Bloch-Fälschungsarchiv in Berlin, dem Fälschermuseum in Wien und dem Victoria & Albert Museum in London sowie aus privaten Sammlungen im In- und Ausland. Zum umfangreichen Begleitprogramm der Ausstellung gehören öffentliche Vorträge und ein Seminar für Studierende sowie eine Filmreihe, die im Karlstorkino läuft.

Zur Eröffnung der Ausstellung lädt die Universitätsbibliothek Heidelberg am Dienstag, 24. Mai 2016, ein. Zur Begrüßung sprechen Prof. Dr. A. Stephen K. Hashmi, Prorektor für Forschung und Struktur der Ruperto Carola, sowie der Direktor der Bibliothek Dr. Veit Probst. Der Festvortrag von Prof. Keazor trägt den Titel „,Kunst und Bücher lügen nicht‘? Vom ,Wahren‘ und ,Falschen‘ in Text und Bild“. Die Eröffnungsveranstaltung findet in der Aula der Alten Universität, Grabengasse 1, statt. Beginn ist um 18 Uhr. Anschließend besteht die Möglichkeit, die Ausstellung in der Universitätsbibliothek zu besichtigen.

Die Ausstellung „FAKE: Fälschungen, wie sie im Buche stehen“ wird vom 25. Mai 2016 bis zum 26. Februar 2017 in der Universitätsbibliothek, Plöck 107-109, gezeigt. Sie ist täglich (außer an Feiertagen) von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 13.05.2016
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