Neue Emmy Noether-Gruppe untersucht Ozeanströmungen
17. August 2016
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Zentrale Fragestellungen der Klimageschichte stehen im Mittelpunkt einer neuen Emmy Noether-Nachwuchsgruppe am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg. Das Forscherteam unter Leitung von Dr. Jörg Lippold wird die Vergangenheit von Ozeanströmungen über den Zeitraum der vergangenen 30.000 Jahre untersuchen. Dabei sollen entscheidende Parameter für das Verständnis zukünftiger Klimaveränderungen gewonnen werden. Das Vorhaben wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über einen Zeitraum von fünf Jahren mit mehr als einer Million Euro gefördert.
„Die Ozeane stellen eine zentrale Komponente im Klimasystem unseres Planeten dar. Unser Ansatz zur Erforschung zukünftiger Klimaentwicklungen besteht darin, die Veränderungen dieser Wassermassen in Zeit und Raum zu untersuchen, um die Dynamik des Klimasystems besser zu verstehen“, erläutert Jörg Lippold. Seine Gruppe „Past Ocean Dynamics“ wird unter anderem der Frage nachgehen, wie sich die Ozeanströmungen als Folge dramatischer Klimaschwankungen im Wechsel von Eiszeit zu Warmzeit verändert haben. Dabei sollen die Untersuchungen auch Aufschluss darüber geben, ob Klimaereignisse der Vergangenheit als „Vorbild“ für das heutige Abschmelzen der Gletscher Grönlands herangezogen werden können. Die Heidelberger Forscher wollen außerdem ermitteln, welche Rolle die Ozeanzirkulation bei der langfristigen Speicherung von CO2 spielt.
Eines der Hauptziele des Projektes ist es, die Zirkulation für die dominierenden Wassermassen der Ozeane quantitativ zu bestimmen. Dazu werden die Wissenschaftler Messungen an Tiefsee-Sedimenten durchführen. Genauer in den Blick genommen werden dabei insbesondere dramatische Klimaübergänge der Vergangenheit. Dazu gehören zum Beispiel Ereignisse innerhalb der letzten Eiszeit, bei denen der Nordatlantik von Eisbergen überschwemmt wurde, was mit einer Abschwächung des Golfstroms in Verbindung gebracht wird. „Bislang verfügen wir kaum über Daten, die über die Transportprozesse des Wassers Auskunft geben. Daher fehlt die Basis für Modelle, mit denen sich Klimaschwankungen der Vergangenheit oder der Zukunft verlässlich simulieren lassen“, betont der Heidelberger Wissenschaftler. Zwar gebe es deutliche Hinweise darauf, dass sich in der Klimageschichte die Ozeandynamik wiederkehrend verändert hat. „Eine belastbare quantitative Rekonstruktion der Ozeanzirkulation existiert aber bislang nicht“, so Dr. Lippold.
Jörg Lippold studierte an der Universität Tübingen Physik und Astronomie und wurde 2008 am Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg promoviert. Als Postdoktorand befasste er sich mit der Messung radioaktiver Stoffe aus Tiefsee-Sedimenten. 2014 wechselte er als Marie Curie Fellow der Europäischen Kommission an das Oeschger Centre for Climate Change Research der Universität Bern. Im Sommer 2016 kehrte er nach Heidelberg zurück und wird nun seine Emmy Noether-Nachwuchsgruppe am Institut für Geowissenschaften der Ruperto Carola aufbauen.