Neues Zentrum für Bewegungsforschung nimmt seine Arbeit an der Ruperto Carola auf
1. Februar 2017
Ein interdisziplinäres Zentrum für Bewegungsforschung hat mit Unterstützung der Carl-Zeiss-Stiftung am 1. Februar dieses Jahres seine Arbeit an der Ruperto Carola aufgenommen. Für die neue Forschungseinrichtung stellt die Stiftung im Rahmen ihres Programms zur Förderung der Infrastruktur Mittel in Höhe von 800.000 Euro zur Verfügung, die für einen Zeitraum von vier Jahren bewilligt wurden. Im Heidelberg Center for Motion Research werden Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Fachgebiete, darunter Informatiker, Mathematiker, Physiker, Sportwissenschaftler, Psychologen, Physiologen und Altersmediziner, zusammenarbeiten. Es wird auch ein Labor zur Bewegungsmessung am Menschen und in technischen Systemen umfassen. Die Koordination übernimmt Prof. Dr. Katja Mombaur, die die Arbeitsgruppe Optimierung in Robotik und Biomechanik an der Universität Heidelberg leitet.
Die Arbeit im Heidelberg Center for Motion Research geht von der Frage aus, was menschliche Bewegung so komplex macht. „Ihre Ausführung ist ein vielschichtiger hierarchischer Prozess, der zahlreiche mechanische und kognitive Komponenten umfasst. Auf bewusster Ebene nehmen wir unsere Umgebung wahr und entscheiden dann, auf welche Art und Weise wir unseren Körper fortbewegen wollen, was intuitiv in koordinierte Bewegungsabläufe umgesetzt wird“, so Prof. Mombaur. Diese Komplexität ist nach den Worten der Wissenschaftlerin bis heute nicht vollständig verstanden. „Insbesondere die quantitative Beschreibung menschlicher Bewegung stellt nach wie vor eine Herausforderung dar.“ Mit der Einrichtung des neuen Zentrums wird daher auch ein Bewegungslabor aufgebaut, das mit unterschiedlichen Mess- und Aufzeichnungssystemen ausgestattet wird.
Zu den Forschungsthemen, die im Heidelberg Center for Motion Research bearbeitet werden sollen, gehört neben den mathematischen und methodischen Grundlagen von Bewegungsstudien auch die Verbindung von Bewegung, Psyche, Kognition und Körper. Darüber hinaus werden sich die Wissenschaftler speziellen Fragestellungen wie der Bewegung im hohen Alter, Bewegungsstudien am Arbeitsplatz und im Sport oder der Tanztherapie widmen. „Wir verfolgen mit unserer Arbeit das Ziel, qualitativ beschreibende Ansätze der Geistes- und Verhaltenswissenschaften mit quantitativen modellbasierten und experimentellen Ansätzen der Naturwissenschaften zu verbinden“, erläutert Prof. Mombaur. „Kombinierte Bewegungsforschung in dieser Themen- und Methodenvielfalt wird ein Alleinstellungsmerkmal unseres Zentrums sein.“
Ein wesentlicher Impuls für die Gründung des Zentrums ging vom Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg aus: Viele der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren hier als Fellows tätig und haben in einem Marsilius-Projekt zum Thema „Verkörperung“ mitgewirkt. Wie Prof. Mombaur weiter betont, sollen externe Kooperationspartner aus Wirtschaft, Kultur und Sport in die Arbeit des Heidelberg Center for Motion Research eingebunden werden, um den Transfer der Forschungsergebnisse in die Gesellschaft zu unterstützen. Die Aktivitäten des Zentrums werden neben der Forschung auch spezielle Lehrangebote für Studierende, Diskussionsgruppen für Doktoranden, wissenschaftliche Workshops und Tagungen, eine Auftakt-Summer-School sowie ein internationales Gastwissenschaftlerprogramm umfassen. Zudem sind vielfältige Veranstaltungsangebote für die interessierte Öffentlichkeit, insbesondere auch für Kinder, geplant.