Ausstellung: Christen und Muslime am Nil
13. April 2017
Foto: Elke Fuchs, © Institut für Papyrologie
Wie gestaltete und veränderte sich das Alltagsleben in Ägypten nach der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert nach Christus? Dieser Frage widmet sich eine Ausstellung des Universitätsmuseums Heidelberg. Im Mittelpunkt stehen dabei die gesellschaftlichen Veränderungen, die sich durch das Zusammentreffen von ägyptischer und arabischer Kultur sowie von Christentum und Islam vollzogen. Zu den Exponaten aus fünf Jahrhunderten zählen in erster Linie schriftliche Zeugnisse aus der Sammlung des Instituts für Papyrologie, die Einblicke in die frühislamische Welt bieten. Dazu gehören zum Beispiel Verwaltungstexte sowie Seiten aus Bibel- und Koranhandschriften. Ergänzt werden sie durch Objekte aus den Sammlungsbeständen des Ägyptologischen Instituts, etwa eine antike Laute, sowie bedruckte Stoffe dieser Zeit aus privatem Besitz. Die Eröffnung der Ausstellung „Christen und Muslime am Nil: Zusammenleben im früharabischen Ägypten“ findet am 27. April 2017 statt.
Bis zur arabischen Eroberung im Jahr 642 war Ägypten eine Provinz des Byzantinischen Reiches mit christlicher Bevölkerung. Die Religion des Islams war erst wenige Jahrzehnte zuvor entstanden und befand sich noch in ihrer Entwicklung. „Da die arabischen Eroberer in den ersten Jahrzehnten ihrer Herrschaft über Ägypten die bisherigen Verwaltungsstrukturen kaum antasteten, blieb die Verwaltungssprache hauptsächlich Griechisch. Aus diesem Grund sind auch etliche der in der Ausstellung gezeigten Papyri noch in Griechisch und Koptisch verfasst, der letzten Sprachstufe des Ägyptischen“, erläutert Laura Willer, die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Papyrologie der Ruperto Carola ist. Genauso wenig, wie eine radikale Veränderung der Verwaltung beabsichtigt war, versuchten die neuen Herrscher, die einheimische Bevölkerung zum Übertritt zum Islam zu bewegen. „Größere Veränderungen fanden erst im 8. Jahrhundert statt. Von da an bekannten sich viele der koptischen Christen zum Islam, die arabische Sprache und Kultur fand immer mehr Verbreitung“, so Laura Willer.
Bei den in der Ausstellung gezeigten schriftlichen Zeugnissen handelt es sich unter anderem um Briefe, Verträge, Quittungen, Zeichnungen und Zahlungslisten, die Einblick in das Alltagsleben und den Beginn der Transformation Ägyptens von einer christlichen zu einer muslimischen Gesellschaft geben. Die Papyri, Pergamente und sogenannten Hadernpapiere stammen aus der Sammlung des Papyrologischen Instituts. Mit rund 11.000 Dokumenten ist sie nach der Papyrussammlung in Berlin die zweitgrößte Einrichtung dieser Art in Deutschland. Die Ausstellung ist Teil des von der VolkswagenStiftung geförderten Forschungsprojektes „Zeugnisse einer multikulturellen Gesellschaft: Papyri zum Zusammenleben von Christen und Muslimen im früharabischen Ägypten“, das im Zuge der Initiative „Forschung in Museen“ gefördert wird. Projektleiter ist Lajos György Berkes, der vor Kurzem vom Heidelberger Institut für Papyrologie an die Humboldt Universität in Berlin gewechselt ist. Im Rahmen dieses Projekts werden bisher wissenschaftlich nicht erschlossene Papyrusdokumente entziffert, übersetzt und kommentiert.
Zur Ausstellungseröffnung am 27. April werden Charlotte Lagemann vom Universitätsmuseum und die Direktorin des Instituts für Papyrologie, Prof. Dr. Andrea Jördens, Grußworte sprechen. Anschließend führt Lajos Berkes in die Ausstellung ein. Laura Willer wird die Konzeption vorstellen. Die Veranstaltung findet im Universitätsmuseum, Grabengasse 1, statt. Beginn ist um 18 Uhr.
Das Universitätsmuseum zeigt die Ausstellung „Christen und Muslime am Nil: Zusammenleben im früharabischen Ägypten“ vom 28. April bis zum 16. Juli. Sie ist dienstags bis sonntags (außer an Feiertagen) von 10 bis 18 Uhr geöffnet.