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Chance oder Risiko?

Private Investitionen in die Wissenschaft können – richtig verstanden – ideale Kombinationen ermöglichen
von Volker Then

 

 

Dr. Volker Then ist Geschäftsführender Direktor des Heidelberger „Centrums für soziale Investitionen und Innovationen“, das dank privater Investitionen gegründet werden konnte.  
Dr. Volker Then ist Geschäftsführender Direktor des Heidelberger „Centrums für soziale Investitionen und Innovationen“, das dank privater Investitionen gegründet werden konnte.

Nahezu zwölf Prozent des gesamten Budgets der Universität Heidelberg entstammten im Jahr 2008 privaten Quellen: Stiftungen oder Unternehmen fördern Forschungsvorhaben, Bürgerinnen und Bürger engagieren sich für ihre Universität. Wer Verantwortung für das Gemeinwohl übernimmt, will aber auch gestalten und an den Entscheidungen teilhaben. Welche Chancen ergeben sich für die Universität Heidelberg aus dem zunehmend an Bedeutung gewinnenden privaten Engagement? Welche Risiken drohen?

Zunächst eröffnen private Ressourcen die Chance, eng gezogenen Grenzen der öffentlichen Haushaltslage zu entkommen. Es lassen sich neue Themen anpacken, auch risikobehaftetere Forschungsinitiativen starten, personelle Engpässe zumindest befristet mildern, ja sogar ganze Institute und deren Themen in der Universität verankern. Das „Heidelberg Center for American Studies“ oder das „Centrum für soziale Investitionen und Innovationen“ sind Beispiele für Zentralinstitute, die aufgrund privater Investitionen in Heidelberg entstehen konnten.

Zugleich bedarf es einer ausbalancierten Zusammenarbeit mit den privaten Geldgebern: In der Regel geschieht dies durch das Einbeziehen von Konsortien mehrerer Geldgeber; sie sollen die Unabhängigkeit der Wissenschaft sichern und eine zu große institutionelle Abhängigkeit von einzelnen Geldgebern vermeiden.

Es muss sorgfältig unterschieden werden, was letztlich einer Zusammenarbeit mit privaten Geldgebern zugrunde liegt: Stiftungen fördern zumeist unabhängige Forschung – sie sind jedoch auch gelegentlich für Themen ansprechbar, die sie nicht nur um der bloßen Forschungsförderung willen, sondern aufgrund eines eigenen strategischen Interesses aufgreifen. Private Spender wiederum haben individuelle Wertvorstellungen oder Anliegen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Deren Mittel gewinnt die Universität zumeist aus konkretem Anlass, etwa um ein altes Gebäude zu renovieren oder ein neues Gebäude wie die Angelika-Lautenschläger-Kinderklinik in Heidelberg zu errichten.

Allen diesen Formen privater Förderung ist gemeinsam, dass sie unter den rechtlichen Vorzeichen der Gemeinnützigkeit als Zuwendung erfolgen. Dabei können die Spender wählen, ob ihr Geld als Spende für ein laufendes Vorhaben oder als Beitrag zum Stiftungskapital der Universität verstanden werden soll; bei Stiftungen ist das Einwerben von Fördermitteln auf die Übereinstimmung mit deren Satzungszielen angewiesen.

Davon deutlich zu unterscheiden sind Formen der Drittmittelbereitstellung, die mit einer Gegenleistung verbunden sind. Die Gegenleistung kann beispielsweise darin bestehen, dass ein Sponsor während eines wissenschaftlichen Kongresses erwähnt wird oder sich präsentiert. Eine solche Gegenleistung kann aber auch mit einer industriellen Auftragsforschung verbunden sein, bei der es zu einem vertraglich geregelten Leistungsaustausch kommt. Diese Formen privater Mittelzuwendung haben gemeinsam, dass die Forschungsagenda mit dem Auftraggeber abgestimmt werden muss, dass die Zuwendungen mehrwertsteuerpflichtig sind, die Rechte am geistigen Eigentum entweder beim Auftraggeber liegen oder geteilt werden und dass für die Kalkulation der Kosten und die Budgetgestaltung eigene gesetzliche Regelungen gelten.

Kurzum: Eine traditionsreiche staatliche Universität wie die Universität Heidelberg kann mit dem Pfund einer exzellenten Wissenschaftsmarke und herausragender wissenschaftlicher Leistungen wuchern und im Wettbewerb um private Mittel punkten. Die Chancen dafür muss sie sich strategisch erschließen, die Risiken bewusst in den Blick nehmen und ihre Kontakte mit vertrauensvollen Partnern pflegen. Private Investitionen in das Gemeinwohl können – so verstanden – ideale Kombinationen ermöglichen. Anders als es bei Privatuniversitäten der Fall ist, wo die Institution völlig neu etabliert werden muss, kann unsere Universität auf vorhandene Reputation und ihre institutionelle Leistungsfähigkeit aufbauen und unmittelbar in Exzellenz investieren. Das Jubiläum zum 625-jährigen Bestehen der „Ruperto Carola“ bietet hierfür hervorragende Möglichkeiten.

Kontakt: volker.then@csi.uni-heidelberg.de

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 05.10.2010