Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Zwischenergebnisse der ersten Runde der Exzellenzinitiative wurden uns Ende Januar vom Wissenschaftsrat und von der DFG mitgeteilt. Zusätzlich haben wir Mitte Februar kurze Anmerkungen zu unseren eingereichten Skizzen (vier Gaduiertenschulen, fünf Cluster, ein Antrag zur dritten Säule) erhalten. Das Ergebnis dieser ersten Runde des Wettbewerbs: Aufforderung zu Anträgen für eine Graduiertenschule "Fundamental Physics" (Koordinator: M. Bartelmann); ein Cluster "Cellulare Networks: From Analysis of Molecular Mechanisms to a Quantitative Understanding of Complex Functions" (Koordinator: H.-G. Kräusslich) und für die dritte Säule "Top Level Research: The Heidelberg Way". Einige weitere der eingereichten Skizzen sind zwar sehr gut bewertet worden, aber dennoch gescheitert. Mit diesem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein.
Was ist zu tun? Zuallererst wird das Rektorat gemeinsam mit der Zentralen Universitätsverwaltung und dem Forschungsdezernat die Wissenschaftlergruppen unterstützen, die zur Antragstellung aufgefordert sind, sodass sie ihre bis zum 20. April abzugebenden Arbeiten essentiell stärken können. Um die Anträge zu verbessern, wurden – und werden – zahlreiche Gespräche auch mit externen Freunden der Universität Heidelberg geführt. Das Rektorat ist dankbar für die in vielfältiger Weise erfolgende Unterstützung.
Gleichzeitig haben wir – ebenso wie in der ersten Runde – mit dem inneruniversitären Auswahlverfahren für die nächste Runde des Wettbewerbs unter Mitwirkung der Forschungskommission begonnen. Auch die Skizzen der ersten Runde, die insgesamt gut beurteilt wurden und verbesserungsfähig sind, wurden in diesen inneruniversitären Wettbewerb aufgenommen. Wiederum wird eine Auswahl erfolgen, die zu einer Reduzierung der Zahl der Anträge führen muss. Ende Mai sollen die Absichtserklärungen dem Rektorat, das die letztendliche Entscheidung treffen wird, vorliegen. Gestatten Sie mir eine persönliche Anmerkung: Die Monate der ersten Wettbewerbsrunde waren und sind voller manchmal kaum zu bewältigender Belastungen. Leichter wird diese Arbeit durch die Freude, die Wissenschaftler unserer Universität und ihre hohe wissenschaftliche Qualität besser kennen zu lernen, ihre Bereitschaft sich für die Ruperto Carola oft über das erträgliche Maß hinaus zu engagieren und ihre Fähigkeit zur deutlichen, aber fairen Kritik untereinander. Zu diesen positiven Erfahrungen gehört auch eine mehrstündige Plenardiskussion aller Anträge. Dabei haben sich neue inneruniversitäre Kooperationen, auch über den Neckar hinaus, ergeben. Hiermit rege ich ein regelmäßiges, beispielsweise jährlich stattfindendes Treffen aller Disziplinen an, das Gelegenheit bietet, die wesentlichen Forschungsaktivitäten unserer Universität darzustellen. Dies wird das Verständnis füreinander weiter verbessern und zusätzliche Kooperationen begründen.
Warum ist unser Abschneiden trotz der vielen positiven Impulse nicht zufriedenstellend? Wir sollten die Ursachen zuerst und vor allem bei uns suchen, sie kritisch analysieren und die entsprechenden Änderungen vornehmen. Bei einer ersten Analyse der Zwischenergebnisse der ersten Runde fällt auf, dass die klassischen geisteswissenschaftlichen Themen (und auch die klassischen Themen der Ingenieurwissenschaften) in den Skizzen, die zur Antragstellung aufgefordert wurden, stark unterrepräsentiert sind – Bereiche übrigens, die im Ausland als in Deutschland besonders gut vertreten gelten. Hier muss nachgesteuert werden: in der Art der Ausschreibung, in der Antragstellung (hier sind wir gefragt) und in der Bewertung durch die Gutachter.
Als Wissenschaftler einer der klassischen Universitäten Deutschlands haben wir gemeinsam mit anderen Universitäten gleichen Zuschnitts eine besondere wissenschaftspolitische Aufgabe. Wir müssen deshalb dieses Ungleichgewicht der Förderung intern und extern benennen und an seiner Beseitigung mitarbeiten. Die Universität wird sich nach Abschluss dieses Wettbewerbs verändert haben! Ohne Frage werden wir unsere erfolgreichen Wissenschaftsbereiche besonders unterstützen. Wir müssen aber auch verhindern, dass wir eine Universität mit wenigen Clustern und wenigen Graduiertenschulen werden. Alle Mitglieder der Ruperto Carola sollten sich dem Erhalt der Volluniversität Heidelberg verpflichtet fühlen – das heißt nicht, dass alle Fächer vertreten sein müssen.
An dieser Stelle dankt Ihnen herzlich für die Unterstützung im Wettbewerb "Exzellenzinitiative"
Ihr
Jochen Tröger
Prorektor