Siegel der Universität Heidelberg
Bild / picture

Editorial

Liebe Leserin,
lieber Leser,

mit elf Skizzen für die erste und zweite „Säule“ ist die Universität Heidelberg in die zweite Runde der Exzellenzinitia­tive gestartet: sechs für Graduiertenschulen, fünf für Cluster. Unser Bekenntnis zur Volluniversität spiegelt sich auch dieses Mal in den Antragsskizzen aus den Geistes-, Kultur- und normativen Wissenschaften wider. Die Heidelberg Graduate School for Cultural Studies, getragen von den Kollegen Gertz, Maissen und Wahl, soll Graduierten der Theologischen, Philosophischen, Neuphilologischen sowie der Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften exzellente Bedingungen für den Beginn ihrer akademischen Karriere bieten. Beispielhaft möchte ich hier die Kernidee skizzieren. Programmatische Gemeinsamkeiten der beteiligten Fächer ergeben sich aus der Einsicht, dass der Mensch und seine symbolische Welt­deutung sich stets wandeln und damit nicht nur die Gegenstände kulturwissenschaftlicher Forschung, sondern auch ihre Funktionen, Methoden und Theorien der dauernden Relativierung und Reflexion bedürfen.

 

Als Grundlage und Spezifikum kulturwissenschaftlicher Theoriebildung stehen deshalb Konzepte im Fokus der Graduiertenschule, und zwar Konzepte definiert als umfassende Begriffsfamilien. Unsere Skizze für das Exzellenzcluster Asia and Europe in a Global Context: Shifting Asymmetries in Cultural Flows um die Sprecher Herren, Michaels und Wagner dagegen diskutiert die historischen Veränderungen und Inversionen der Beziehungen zwischen den Kulturen Asiens und Europas als asymmetrischen Transfer in einem globalen Kontext. Asymmetrie wird als kulturwissenschaftliches Konzept mit heuristischer Funktion eingeführt, soll nicht fehlende Symmetrien monieren, sondern die Dynamiken kultureller Flows beschreiben. In der Clusterskizze Normbildung im 21. Jahrhundert um die Kollegen Müller-Graff und Bartram stehen Normen und Normensysteme als rechtliche und außer­recht­­liche, kultur- und sprachgebundene Maßstäbe wertender Beurteilung menschlichen Handelns im Vordergrund.

 

Die drei genannten Skizzen belegen ohne Zweifel, dass sich die Universität Heidelberg nicht auf ihre – zugegeben starken – Lebens- und Naturwissenschaften allein zurückstutzen lässt. Eine Universität, an der Geistesgrößen wie Max Weber, Karl Jaspers und Hans-Georg Gadamer ihre prägende Wirkung auf die Denkwelt entfalteten, steht gerade in den Geistes- und normativen Wissenschaften besonders in der Pflicht. Unsere Skizzen für die Graduiertenschulen Heidelberg Graduate School of International Public Health (Sauerborn), Physics in the Life Sciences (Heermann), Heidelberg Graduate School of Mathematical Computational Methods for the Sciences (Bock, Rannacher), The Hartmut Hoffmann-Berling International Graduate School of Molecular and Cellular Biology (Schiebel, Lanzer) und die International Graduate School of Translational Neuroscience (Flor, Draguhn) decken das wissenschaftliche Profil der Universität Heidelberg in meinen Augen eindrucksvoll ab.

 

Auch mit unseren weiteren Clusterskizzen sind wir zuversichtlich, die internationalen Gutachter der Exzellenzinitiative zu überzeugen: Translational Oncology (Debus), Heidelberg Center of Scientific Computing: New Frontiers for Modeling, Simulation and Optimization (Warnatz, Rannacher) sowie Heidelberg CASTEL: Cluster of ASTrophysicaL Excellence (Wambsganß).

 

Was die dritte „Säule“ der Exzellenzinitiative betrifft, setzt die Universität ihren kreativen Denk- und Lernprozess engagiert und ernsthaft fort. Nach den Erfahrungen aus der ersten Runde hoffen wir diesmal, die Gutachter von der wissenschaftlichen Kraft und Zukunftsfähigkeit der Ruprecht-Karls-Universität überzeugen zu können.

 

Ihr
Peter Hommelhoff
Rektor

 

 

Seitenbearbeiter: Email
zum Seitenanfang