Wissenschaft, die dem Menschen dient
Herausragende Doktorarbeiten des Jahres 2006
vorgestellt von Paul Kirchhof
Wissenschaft sucht dem Menschen durch neue Erkenntnisse zu dienen, sucht das Verständnis vom Menschen und der Welt so zu mehren, dass der Mensch sich besser kennen lernen, die Bedingungen seines Lebens und seiner Entwicklung besser begreifen, seine Zukunft in der Freiheit des Wissenden gestalten kann. Diesen Auftrag von Forschung und Lehre erfüllen die jungen Wissenschaftler, die mit dem Ruprecht-Karls-, dem Fritz-Grunebaum- sowie dem Viktor und Sigrid Dulger-Preis ausgezeichnet worden sind, in besonderer Weise.
Ruprecht-Karls-Preis 2006
Der Ruprecht-Karls-Preis wurde acht Nachwuchsforschern zuerkannt, deren Arbeiten selbst noch unter den hohen Heidelberger Maßstäben herausragen: Zwei Arbeiten handeln von der Frage, wie der Mensch sich selbst verstehen und mit sich umgehen soll. Zwei Wissenschaftler steigen gleichsam in die Archive unseres Erdballs, seiner Gesteine und seiner Oberfläche hinab, um Entwicklungen und Veränderungen dieser unserer Lebensgrundlage zu verstehen und zu erklären. Zwei Arbeiten beobachten den Einfluss des Menschen auf einen anderen Menschen. Zwei Nachwuchsforscher sind in die Geheimnisse der Quantenphysik und der modernen Zellbiologie vorgedrungen. Die spannenden Inhalte aller acht Arbeiten sollen hier kurz vorgestellt werden.
Dr. Markus Gabriel beschäftigt sich unter Anleitung seines Doktorvaters Prof. Dr. Jens Halfwassen mit dem Philosophen Schelling, seiner Philosophie der Mythologie. Die für das moderne Menschenbild und sein Selbstbewusstsein wesentliche Lehre von Schelling ist in eine Grundsatzkontroverse zwischen Philosophen und Theologen geraten. Die einen behaupten, bei diesem Spätwerk Schellings handele es sich um einen religiös motivierten Abschied vom deutschen Idealismus; die anderen vertreten die
These, sein Werk sei ein Programm der Vollendung des Idealismus, in der die Vernunft Ausgangspunkt der Reflektion ist. Markus Gabriel deutet in seiner Arbeit mit dem Titel „Der Mensch im Mythos“ die Mythologie als religionsphilosophische Form der idealistischen Selbstbewusstseinsgeschichte. Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht das Verhältnis des Menschen zu dem sich ihm erschließenden Göttlichen. Dabei übernimmt die griechische Mythologie eine entscheidende Überleitungsfunktion – einerseits zum philosophischen Logos, andererseits zum christlichen Verantwortungs- und Erfolgsgedanken.
Dr. Martin Klimke widmet sich in seiner Dissertation der studentischen Protestbewegungen in der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten, die wir „die 68er“ nennen. In sorgfältiger Auswertung von Archiven und Nachlässen, auch der US-amerikanischen Regierungsakten und einer größeren Anzahl von Interviews mit Zeitzeugen und Protagonisten der Protestbewegungen zeigt der Verfasser, dass im Jahre 1968 vergleichbare Protestbewegungen zugleich in der ersten, der zweiten und der dritten Welt den politischen Status Quo herausforderten. In vielen Regionen der Welt hatten die Rebellierenden das Gefühl, den Wunsch und die Vision, Teil einer globalen Revolte gegen etwas zu sein, das sie als Kapitalismus, Imperialismus und Kolonialismus empfanden. Dabei arbeiteten die Aktivisten besonders im transatlantischen Bereich in formellen und informellen Netzwerken zusammen, tauschten ihre Ideologien und Erfahrungen aus. So wird die Arbeit unter Anleitung des Doktorvaters Prof. Dr. Detlef Junker zu einem Beitrag über staatenübergreifende soziale Bewegungen und die grenzüberschreitende Vermittlungen von Ideen.
Dr. Daniel Erlacher hat das Geheimnis von Schlaf und Traum in seiner Schrift „Motorisches Lernen im luziden Traum“ unter Anleitung seines Doktorvaters Prof. Dr. Klaus Roth eindrucksvoll gelüftet. Luzide Träume zeichnen sich gerade nicht durch Bewegungslosigkeit aus; Motorik, Schlaf und Traum haben viele Gemeinsamkeiten. Ein mentales Training bestimmter motorischer Aktivitäten im luziden Traum kann Konsequenzen für die motorische Leistung im Wachzustand haben. Daniel Erlacher berichtet auch aus anwendungsorientierten Studien, dass sich aus den theoretischen Überlegungen interessante Möglichkeiten für die Praxis entwickeln lassen. Die konkreten Folgerungen verheißen nun nicht „das Lernen im Schlaf“. Wohl aber machen sie uns bewusst, dass Leistungsfähigkeit und Leistungswille nicht nur im wachen Menschen gepflegt und gefördert werden kann, dass Leistungstraining vielmehr auch Schlaf und Traum einbeziehen könnte.
Dr. Horst Reinhold Marschall ist es gelungen, eine Geschichte von Gesteinen zu rekonstruieren. Er verfolgt, wie die Erdkruste vom Erdmantel verschluckt wird und wie Mantelgesteine wieder aufsteigen. Die leichten Elemente Lithium, Beryllium und Bor wurden bislang in ihren Konzentrationsmengen und Isotopenverteilungen in Gesteinen nur unzureichend beachtet, weil die Analytik dieser Elemente extrem aufwändig ist. Mit seinen Messungen der Konzentrationen und der Isotopenverhältnisse dieser Elemente hat Horst Marschall einen tiefen Einblick und ein exaktes Verständnis der stofflichen Vorgänge und des Stoffumsatzes in solchen „Subduktionszonen“ gewonnen und anschaulich vermittelt. Dadurch werden sinnvolle Modellierungen, die Quantifizierung langfristiger geo-chemischer Stoffkreisläufe bei der Entstehung und chemischen Differenzierung der Erde möglich. Mit seinen Daten und Darstellungen werden Horst Marschall und sein Doktorvater Prof. Dr. Rainer Altherr international große Aufmerksamkeit gewinnen.
Dr. Thorsten Schumm hat ein fundamentales quantenmechanisches Experiment auf einem Atomchip durchgeführt. Sein „Doppelmulden-Potenzial“ ist gewissermaßen eine Achterbahn mit zwei Tälern, die durch einen Berg getrennt sind. In der herkömmlichen Physik ist man gezwungen, sich jeweils auf einer Seite des Berges aufzuhalten, wenn man nicht genügend Schwung hat, um den Berg zu überwinden. In der Quantenphysik befindet sich ein Quantenkondensat aber in einem übergelagerten Mischzustand. Thorsten Schumm hat unterstützt von seinem Doktorvater Prof. Dr. Jörg Schmiedmayer in Paris und Heidelberg mit zwei unterschiedlichen Methoden solche Doppelmulden erzeugt und die Eigenschaften der Quantenkondensate vermessen – eine herausragende Arbeit, die den Leser mitnimmt auf eine rasende Fahrt in den Linien verlässlich präparierter Quantensysteme und wieder sicher auf den Boden geläufiger Logik und Kausalität zurückbringt.
Dr. Thomas Rauch beschäftigte sich in seiner biochemisch, molekularbiologischen Arbeit mit den „Anstandsdamen“ der Zelle, den Chaperonen. Dabei handelt es sich um Proteine, die verhindern, dass sich andere Proteine in unerwünschter Weise zusammenlagern oder abbauen. Chaperone stabilisieren und sorgen für die räumlich richtige Zuordnung der Atome im Molekül. Die Arbeit von Thomas Rauch vermittelt neue Einblicke in den Mechanismus dieser zellbiologischen Vorgänge. Er hat mit seiner von Prof. Dr. Bernd Bukau betreuten Arbeit bereits internationale Aufmerksamkeit erfahren, unter anderem aufgrund einer Veröffentlichung im Spitzen-Journal „Nature“.
Fritz-Grunebaum-Preis 2006
Die herausragende wirtschaftswissenschaftliche Arbeit von Dr. Tanja Fichtner zeigt uns, wie der Mensch und mehr noch wie Unternehmen Ansehen, Vertrauen und Reputation gewinnen können. Jahrhunderte lang haben Kaufleute ihre Verträge per Handschlag besiegelt und waren sich dabei bewusst, dass eine Vertragsverletzung im schlimmsten Falle den Verlust der Kaufmannsehre und den Ausschluss aus der Kaufmannsgilde nach sich ziehen konnte. Der Industrielle und Erfinder Robert Bosch kommentierte diese Haltung mit dem Satz „lieber Geld verlieren als Vertrauen“. Menschen können nur miteinander gedeihlich umgehen, wenn sie sich gegenseitig achten und demjenigen Wertschätzung entgegen bringen, dem Ehre zukommt. Wirtschaftsunternehmen kommt keine dem Menschen entsprechende Identität und Personalität zu, dennoch braucht auch die Beziehung von Unternehmen gegenseitiges Vertrauen, braucht Reputation. Tanja Fichtner geht es um ein leistungsbasiertes Reputationsverständnis, das nicht durch Werbemaßnahmen gewonnen ist, sondern aus der Leistungsqualität, dem Leistungswillen und der Leistungsfähigkeit von Unternehmen erwächst. Thema ist also die verdiente Reputation, die Frage, in welchem Zusammenhang Reputation mit den Interessen von Kunden und anderen Stakeholdern steht. Letztlich macht der Gedanke der Reputation, auch der des Prestiges die Strukturen der Wirtschaft in einer neuen, ganzheitlichen Perspektive zugänglich: Wirtschaften ist vor allem ein zeitgebundener Prozess, um Reputation zu erzeugen und zu erhalten. Diese Reputation hat sich Tanja Fichtner mit ihrer Dissertation unter Anleitung ihres Doktorvaters Prof. Dr. Dietfried Günter Liesegang in hohem Grade erarbeitet.
Viktor und Sigrid Dulger-Preis 2006
Dr. Gaël Le Roux hat sich für seine Dissertation in die Hochmoore von Süddeutschland und in England begeben, um herauszufinden, wie sich das Element Blei im Lauf der Geschichte auf anthropogene und natürliche Bleiquellen verteilt und welche Folgerungen über menschliche Aktivitäten im Zusammenhang mit diesem Metall möglich sind. Gaël Le Roux schlägt auch eine Brücke zur Archäologie, wenn er etwa nachweisen kann, dass die Nutzung von Blei aus Minen in England bereits mehrere hundert Jahre vor der Besetzung durch die Römer begann. Schließlich beurteilt die Arbeit auch geo-chemische Stoffumsätze im Torf, die das Archiv „verfälschen“ können. Eindrucksvoll wird gezeigt, dass atmosphärisch eingetragene Stäube einen hohen Erhaltungsgrad haben und in dem organischen Material kaum aufgelöst werden. Die Arbeit von Gaël Le Roux ist ein wesentlicher Beitrag zur Umweltforschung und verdient, gestützt von seinem Doktorvater Prof. Dr. William Shotyk, die Anerkennung des Viktor und Sigrid Dulger-Preises.
Ruprecht-Karls-Preis 2006
Der Ruprecht-Karls-Preis wurde acht Nachwuchsforschern zuerkannt, deren Arbeiten selbst noch unter den hohen Heidelberger Maßstäben herausragen: Zwei Arbeiten handeln von der Frage, wie der Mensch sich selbst verstehen und mit sich umgehen soll. Zwei Wissenschaftler steigen gleichsam in die Archive unseres Erdballs, seiner Gesteine und seiner Oberfläche hinab, um Entwicklungen und Veränderungen dieser unserer Lebensgrundlage zu verstehen und zu erklären. Zwei Arbeiten beobachten den Einfluss des Menschen auf einen anderen Menschen. Zwei Nachwuchsforscher sind in die Geheimnisse der Quantenphysik und der modernen Zellbiologie vorgedrungen. Die spannenden Inhalte aller acht Arbeiten sollen hier kurz vorgestellt werden.
Dr. Markus Gabriel beschäftigt sich unter Anleitung seines Doktorvaters Prof. Dr. Jens Halfwassen mit dem Philosophen Schelling, seiner Philosophie der Mythologie. Die für das moderne Menschenbild und sein Selbstbewusstsein wesentliche Lehre von Schelling ist in eine Grundsatzkontroverse zwischen Philosophen und Theologen geraten. Die einen behaupten, bei diesem Spätwerk Schellings handele es sich um einen religiös motivierten Abschied vom deutschen Idealismus; die anderen vertreten die
These, sein Werk sei ein Programm der Vollendung des Idealismus, in der die Vernunft Ausgangspunkt der Reflektion ist. Markus Gabriel deutet in seiner Arbeit mit dem Titel „Der Mensch im Mythos“ die Mythologie als religionsphilosophische Form der idealistischen Selbstbewusstseinsgeschichte. Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht das Verhältnis des Menschen zu dem sich ihm erschließenden Göttlichen. Dabei übernimmt die griechische Mythologie eine entscheidende Überleitungsfunktion – einerseits zum philosophischen Logos, andererseits zum christlichen Verantwortungs- und Erfolgsgedanken.
Dr. Martin Klimke widmet sich in seiner Dissertation der studentischen Protestbewegungen in der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten, die wir „die 68er“ nennen. In sorgfältiger Auswertung von Archiven und Nachlässen, auch der US-amerikanischen Regierungsakten und einer größeren Anzahl von Interviews mit Zeitzeugen und Protagonisten der Protestbewegungen zeigt der Verfasser, dass im Jahre 1968 vergleichbare Protestbewegungen zugleich in der ersten, der zweiten und der dritten Welt den politischen Status Quo herausforderten. In vielen Regionen der Welt hatten die Rebellierenden das Gefühl, den Wunsch und die Vision, Teil einer globalen Revolte gegen etwas zu sein, das sie als Kapitalismus, Imperialismus und Kolonialismus empfanden. Dabei arbeiteten die Aktivisten besonders im transatlantischen Bereich in formellen und informellen Netzwerken zusammen, tauschten ihre Ideologien und Erfahrungen aus. So wird die Arbeit unter Anleitung des Doktorvaters Prof. Dr. Detlef Junker zu einem Beitrag über staatenübergreifende soziale Bewegungen und die grenzüberschreitende Vermittlungen von Ideen.
Dr. Daniel Erlacher hat das Geheimnis von Schlaf und Traum in seiner Schrift „Motorisches Lernen im luziden Traum“ unter Anleitung seines Doktorvaters Prof. Dr. Klaus Roth eindrucksvoll gelüftet. Luzide Träume zeichnen sich gerade nicht durch Bewegungslosigkeit aus; Motorik, Schlaf und Traum haben viele Gemeinsamkeiten. Ein mentales Training bestimmter motorischer Aktivitäten im luziden Traum kann Konsequenzen für die motorische Leistung im Wachzustand haben. Daniel Erlacher berichtet auch aus anwendungsorientierten Studien, dass sich aus den theoretischen Überlegungen interessante Möglichkeiten für die Praxis entwickeln lassen. Die konkreten Folgerungen verheißen nun nicht „das Lernen im Schlaf“. Wohl aber machen sie uns bewusst, dass Leistungsfähigkeit und Leistungswille nicht nur im wachen Menschen gepflegt und gefördert werden kann, dass Leistungstraining vielmehr auch Schlaf und Traum einbeziehen könnte.
Dr. Horst Reinhold Marschall ist es gelungen, eine Geschichte von Gesteinen zu rekonstruieren. Er verfolgt, wie die Erdkruste vom Erdmantel verschluckt wird und wie Mantelgesteine wieder aufsteigen. Die leichten Elemente Lithium, Beryllium und Bor wurden bislang in ihren Konzentrationsmengen und Isotopenverteilungen in Gesteinen nur unzureichend beachtet, weil die Analytik dieser Elemente extrem aufwändig ist. Mit seinen Messungen der Konzentrationen und der Isotopenverhältnisse dieser Elemente hat Horst Marschall einen tiefen Einblick und ein exaktes Verständnis der stofflichen Vorgänge und des Stoffumsatzes in solchen „Subduktionszonen“ gewonnen und anschaulich vermittelt. Dadurch werden sinnvolle Modellierungen, die Quantifizierung langfristiger geo-chemischer Stoffkreisläufe bei der Entstehung und chemischen Differenzierung der Erde möglich. Mit seinen Daten und Darstellungen werden Horst Marschall und sein Doktorvater Prof. Dr. Rainer Altherr international große Aufmerksamkeit gewinnen.
Dr. Thorsten Schumm hat ein fundamentales quantenmechanisches Experiment auf einem Atomchip durchgeführt. Sein „Doppelmulden-Potenzial“ ist gewissermaßen eine Achterbahn mit zwei Tälern, die durch einen Berg getrennt sind. In der herkömmlichen Physik ist man gezwungen, sich jeweils auf einer Seite des Berges aufzuhalten, wenn man nicht genügend Schwung hat, um den Berg zu überwinden. In der Quantenphysik befindet sich ein Quantenkondensat aber in einem übergelagerten Mischzustand. Thorsten Schumm hat unterstützt von seinem Doktorvater Prof. Dr. Jörg Schmiedmayer in Paris und Heidelberg mit zwei unterschiedlichen Methoden solche Doppelmulden erzeugt und die Eigenschaften der Quantenkondensate vermessen – eine herausragende Arbeit, die den Leser mitnimmt auf eine rasende Fahrt in den Linien verlässlich präparierter Quantensysteme und wieder sicher auf den Boden geläufiger Logik und Kausalität zurückbringt.
Dr. Thomas Rauch beschäftigte sich in seiner biochemisch, molekularbiologischen Arbeit mit den „Anstandsdamen“ der Zelle, den Chaperonen. Dabei handelt es sich um Proteine, die verhindern, dass sich andere Proteine in unerwünschter Weise zusammenlagern oder abbauen. Chaperone stabilisieren und sorgen für die räumlich richtige Zuordnung der Atome im Molekül. Die Arbeit von Thomas Rauch vermittelt neue Einblicke in den Mechanismus dieser zellbiologischen Vorgänge. Er hat mit seiner von Prof. Dr. Bernd Bukau betreuten Arbeit bereits internationale Aufmerksamkeit erfahren, unter anderem aufgrund einer Veröffentlichung im Spitzen-Journal „Nature“.
Fritz-Grunebaum-Preis 2006
Die herausragende wirtschaftswissenschaftliche Arbeit von Dr. Tanja Fichtner zeigt uns, wie der Mensch und mehr noch wie Unternehmen Ansehen, Vertrauen und Reputation gewinnen können. Jahrhunderte lang haben Kaufleute ihre Verträge per Handschlag besiegelt und waren sich dabei bewusst, dass eine Vertragsverletzung im schlimmsten Falle den Verlust der Kaufmannsehre und den Ausschluss aus der Kaufmannsgilde nach sich ziehen konnte. Der Industrielle und Erfinder Robert Bosch kommentierte diese Haltung mit dem Satz „lieber Geld verlieren als Vertrauen“. Menschen können nur miteinander gedeihlich umgehen, wenn sie sich gegenseitig achten und demjenigen Wertschätzung entgegen bringen, dem Ehre zukommt. Wirtschaftsunternehmen kommt keine dem Menschen entsprechende Identität und Personalität zu, dennoch braucht auch die Beziehung von Unternehmen gegenseitiges Vertrauen, braucht Reputation. Tanja Fichtner geht es um ein leistungsbasiertes Reputationsverständnis, das nicht durch Werbemaßnahmen gewonnen ist, sondern aus der Leistungsqualität, dem Leistungswillen und der Leistungsfähigkeit von Unternehmen erwächst. Thema ist also die verdiente Reputation, die Frage, in welchem Zusammenhang Reputation mit den Interessen von Kunden und anderen Stakeholdern steht. Letztlich macht der Gedanke der Reputation, auch der des Prestiges die Strukturen der Wirtschaft in einer neuen, ganzheitlichen Perspektive zugänglich: Wirtschaften ist vor allem ein zeitgebundener Prozess, um Reputation zu erzeugen und zu erhalten. Diese Reputation hat sich Tanja Fichtner mit ihrer Dissertation unter Anleitung ihres Doktorvaters Prof. Dr. Dietfried Günter Liesegang in hohem Grade erarbeitet.
Viktor und Sigrid Dulger-Preis 2006
Dr. Gaël Le Roux hat sich für seine Dissertation in die Hochmoore von Süddeutschland und in England begeben, um herauszufinden, wie sich das Element Blei im Lauf der Geschichte auf anthropogene und natürliche Bleiquellen verteilt und welche Folgerungen über menschliche Aktivitäten im Zusammenhang mit diesem Metall möglich sind. Gaël Le Roux schlägt auch eine Brücke zur Archäologie, wenn er etwa nachweisen kann, dass die Nutzung von Blei aus Minen in England bereits mehrere hundert Jahre vor der Besetzung durch die Römer begann. Schließlich beurteilt die Arbeit auch geo-chemische Stoffumsätze im Torf, die das Archiv „verfälschen“ können. Eindrucksvoll wird gezeigt, dass atmosphärisch eingetragene Stäube einen hohen Erhaltungsgrad haben und in dem organischen Material kaum aufgelöst werden. Die Arbeit von Gaël Le Roux ist ein wesentlicher Beitrag zur Umweltforschung und verdient, gestützt von seinem Doktorvater Prof. Dr. William Shotyk, die Anerkennung des Viktor und Sigrid Dulger-Preises.
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