Faire Entfaltungschancen für alle Mitarbeiter
Gleichstellung garantiert, dass sich die Wissenschaft optimal entwickelt
von Jadranka GvozdanovicSeit Dezennien denken wir, dass die im Grundgesetz verankerte Gleichberechtigung zum Gemeingut unserer Kultur geworden ist. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache.
Noch immer hat die universitäre Wissenschaft einen pyramidalen Aufbau, bei dem die Wissenschaftlerinnen stärker in den untersten als in den obersten Bereichen vertreten sind. Insgesamt besteht das wissenschaftliche Personal an deutschen Universitäten zu rund 30 Prozent aus Frauen – in überwiegend niedrigen und befristeten Positionen. Im europäischen Vergleich nimmt Deutschland hinsichtlich des Frauenanteils in der universitären Wissenschaft den vorletzten Platz ein.
An der Universität Heidelberg erreichen wir mit 56 Prozent Studentinnen und 43 Prozent Promotionen von Wissenschaftlerinnen überdurchschnittlich gute Resultate, mit 18 Prozent Habilitationen liegen wir jedoch unter dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2006 befragte das Gleichstellungsbüro Doktorandinnen der Universität Heidelberg, warum sie eine Habilitation oder eine vergleichbare Qualifizierung nicht anstreben würden. Folgende Gründe wurden genannt: Stellenunsicherheit (22 Prozent), unattraktive Arbeitsbedingungen an der Universität (22 Prozent), unsichere finanzielle Förderung des wissenschaftlichen Projekts (18 Prozent), geringe ideelle Förderung im Umfeld (elf Prozent), Familiengründung (8 Prozent).
Die Universität Heidelberg reagierte auf dieses Ergebnis beispielsweise mit einer tenure-track-Beschäftigungsmöglichkeit für Nachwuchswissenschaftler, die nicht geschlechterspezifisch ist, mit frauenspezifischen Fördermaßnahmen auf dem Weg zur Venia legendi und mit allgemeinen Maßnahmen zum besseren Vereinbaren von Familie und Karriere. Das "Olympia-Morata-Programm" soll Wissenschaftlerinnen in die Lage versetzen, sich mit halben Stellen über zwei bis drei Jahre zu qualifizieren: 70 Prozent der Frauen, die bislang an diesem Programm teilgenommen haben, erhielten eine Berufung auf eine Professur oder auf eine andere führende Funktion. Seit Herbst 2007 hat die Medizinische Fakultät Heidelberg ihr eigenes Morata-Programm; seither wurden bereits drei Stipendien verliehen. Vor einem Jahr beschloss der Senat, künftig einen weiblichen Anteil von 25 Prozent an Habilitationen, Gruppenleiterpositionen und Juniorprofessuren anzustreben und diejenigen Fakultäten zu belohnen, die dies erfolgreich umsetzen.
Auch in Angebote zur besseren Vereinbarung von Beruf und Familie hat die Universität investiert. Davon sollen vor allem Wissenschaftler mit Kindern profitieren. In Kooperation mit dem Klinikum und Partnern wie der Max-Planck-Gesellschaft und unterstützt vom Ministerium, der Stadt Heidelberg und lokaler Sponsoren werden ab Ende des Jahres 45 zusätzliche Krippenplätze für das wissenschaftliche Personal bereitstehen. Auch zu den derzeit 40 verfügbaren Tagesstättenplätzen hoffen wir künftig weitere hinzufügen zu können. Bereits im Frühjahr 2007 haben wir den "KidsClub" eröffnet, in dem Kinder von Gastwissenschaftlern betreut werden. Unterstützt vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur führten wir zudem einen "Back-up-Service" ein, den Universitätsangehörige nutzen können, um über das Internet kurzfristig eine Kinderbetreuung zu organisieren.
Damit das Ziel – eine gleichberechtigte Entfaltung aller Universitätsangehörigen – erreicht werden kann, ist es erforderlich, dass Wissenschafts- und Verwaltungseinheiten der Universität, der Stadt, des Landes und der Wirtschaft in der Metropolregion Rhein-Neckar eng zusammenarbeiten. Wir planen, die Netzwerke besser auszubauen und wollen darüber hinaus eine Datenbank einrichten, die – zusätzlich zum Überprüfen von Dual-career-Möglichkeiten durch die Universität selbst – eine erfolgreiche Partnerbeschäftigung von Wissenschaftlern erleichtern soll.
Im internationalen Wettbewerb um die besten Talente müssen weibliche Wissenschaftler eine faire Chance haben: Gleichstellung garantiert, dass sich die Wissenschaft optimal entwickelt.
Prof. Dr. Jadranka Gvozdanovic ist Gleichstellungsbeauftragte der Universität Heidelberg
Kontakt: jadranka.gvozdanovic@slav.uni-heidelberg.de
Noch immer hat die universitäre Wissenschaft einen pyramidalen Aufbau, bei dem die Wissenschaftlerinnen stärker in den untersten als in den obersten Bereichen vertreten sind. Insgesamt besteht das wissenschaftliche Personal an deutschen Universitäten zu rund 30 Prozent aus Frauen – in überwiegend niedrigen und befristeten Positionen. Im europäischen Vergleich nimmt Deutschland hinsichtlich des Frauenanteils in der universitären Wissenschaft den vorletzten Platz ein.
An der Universität Heidelberg erreichen wir mit 56 Prozent Studentinnen und 43 Prozent Promotionen von Wissenschaftlerinnen überdurchschnittlich gute Resultate, mit 18 Prozent Habilitationen liegen wir jedoch unter dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2006 befragte das Gleichstellungsbüro Doktorandinnen der Universität Heidelberg, warum sie eine Habilitation oder eine vergleichbare Qualifizierung nicht anstreben würden. Folgende Gründe wurden genannt: Stellenunsicherheit (22 Prozent), unattraktive Arbeitsbedingungen an der Universität (22 Prozent), unsichere finanzielle Förderung des wissenschaftlichen Projekts (18 Prozent), geringe ideelle Förderung im Umfeld (elf Prozent), Familiengründung (8 Prozent).
Die Universität Heidelberg reagierte auf dieses Ergebnis beispielsweise mit einer tenure-track-Beschäftigungsmöglichkeit für Nachwuchswissenschaftler, die nicht geschlechterspezifisch ist, mit frauenspezifischen Fördermaßnahmen auf dem Weg zur Venia legendi und mit allgemeinen Maßnahmen zum besseren Vereinbaren von Familie und Karriere. Das "Olympia-Morata-Programm" soll Wissenschaftlerinnen in die Lage versetzen, sich mit halben Stellen über zwei bis drei Jahre zu qualifizieren: 70 Prozent der Frauen, die bislang an diesem Programm teilgenommen haben, erhielten eine Berufung auf eine Professur oder auf eine andere führende Funktion. Seit Herbst 2007 hat die Medizinische Fakultät Heidelberg ihr eigenes Morata-Programm; seither wurden bereits drei Stipendien verliehen. Vor einem Jahr beschloss der Senat, künftig einen weiblichen Anteil von 25 Prozent an Habilitationen, Gruppenleiterpositionen und Juniorprofessuren anzustreben und diejenigen Fakultäten zu belohnen, die dies erfolgreich umsetzen.
Auch in Angebote zur besseren Vereinbarung von Beruf und Familie hat die Universität investiert. Davon sollen vor allem Wissenschaftler mit Kindern profitieren. In Kooperation mit dem Klinikum und Partnern wie der Max-Planck-Gesellschaft und unterstützt vom Ministerium, der Stadt Heidelberg und lokaler Sponsoren werden ab Ende des Jahres 45 zusätzliche Krippenplätze für das wissenschaftliche Personal bereitstehen. Auch zu den derzeit 40 verfügbaren Tagesstättenplätzen hoffen wir künftig weitere hinzufügen zu können. Bereits im Frühjahr 2007 haben wir den "KidsClub" eröffnet, in dem Kinder von Gastwissenschaftlern betreut werden. Unterstützt vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur führten wir zudem einen "Back-up-Service" ein, den Universitätsangehörige nutzen können, um über das Internet kurzfristig eine Kinderbetreuung zu organisieren.
Damit das Ziel – eine gleichberechtigte Entfaltung aller Universitätsangehörigen – erreicht werden kann, ist es erforderlich, dass Wissenschafts- und Verwaltungseinheiten der Universität, der Stadt, des Landes und der Wirtschaft in der Metropolregion Rhein-Neckar eng zusammenarbeiten. Wir planen, die Netzwerke besser auszubauen und wollen darüber hinaus eine Datenbank einrichten, die – zusätzlich zum Überprüfen von Dual-career-Möglichkeiten durch die Universität selbst – eine erfolgreiche Partnerbeschäftigung von Wissenschaftlern erleichtern soll.
Im internationalen Wettbewerb um die besten Talente müssen weibliche Wissenschaftler eine faire Chance haben: Gleichstellung garantiert, dass sich die Wissenschaft optimal entwickelt.
Prof. Dr. Jadranka Gvozdanovic ist Gleichstellungsbeauftragte der Universität Heidelberg
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