Siegel der Universität Heidelberg
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Editorial


 „Auf dem Weg zur Exzellenz gilt es jetzt, Exzellenzhindernisse zu beseitigen.“


Liebe Leserinnen, liebe Leser,
nachdem unsere große Freude über den Erfolg der Ruprecht-Karls-Universität in der dritten Säule des Exzellenzwettbewerbs allmählich den Mühen der Ebene weicht, tritt die Bedeutung weiterer Rahmenbedingungen exzellenter Wissenschaft deutlicher hervor. Dabei muss jede Betrachtung von dem selbst gesteckten Ziel des Exzellenzwettbewerbs ausgehen, wenigstens einige deutsche Hochschulen in die Lage zu versetzen, in eine internationale Spitzenstellung vorzustoßen.

Eine erste Schwierigkeit betrifft die Bausubstanz. Alle drei Säulen des Wettbewerbs haben eine erhebliche Zahl neuer Stellen und Projekte in die Universität Heidelberg hineingetragen. Hierfür benötigt die Ruperto Carola an vielerlei Stellen neue Räumlichkeiten. Erfreulicherweise scheint dies jetzt auch die Landespolitik einzusehen, sodass wir mehr Unterstützung aus Stuttgart in diesem Punkt bekommen.

Ein weiteres Hindernis resultiert aus beamten- und besoldungsrechtlichen Rahmenbedingungen. Der mit der W-Besoldung verbundene so genannte Vergaberahmen für Besoldungszulagen sieht zwingend vor, dass die Durchschnittsvergütung für Professoren an allen Landesuniversitäten jeweils dieselbe ist. Das wäre angemessen für ein System, in dem alle Universitäten exakt gleich gut sind oder sein sollen. Mit dem (endlich!) auf Differenzierung setzenden Gedanken des Exzellenzwettbewerbs ist ein solches System schlicht unvereinbar; und es erweist sich für die Universität Heidelberg zunehmend als Berufungshindernis bei der Gewinnung internationaler Spitzenwissenschaftler: Von dem Prokrustes-Bett des Vergaberahmens darf nicht abgewichen werden – selbst dann nicht, wenn es um Zulagen geht, die aus Mitteln finanziert werden, die der betreffende Bewerber selbst zur Verwendung für diesen Zweck eingeworben hat oder einwerben wird.

Misslich ist auch die mit der Befristung des Wettbewerbs verbundene Befristung von Stellen. Zwar hat die Universität Heidelberg versucht, die Zahl der Befristungen einzudämmen, in dem durch Einsatz der „2012-Professuren“ nachhaltige Besetzungen ermöglicht werden. Bei einer Vielzahl von Besetzungen bleibt dieses Exzellenzhindernis jedoch bestehen.

Weitaus gravierender als solche technischen Rahmenbedingungen ist eine psychologische „Anti-Exzellenz-Attitüde“, der man noch zu oft begegnet. Seit der Bekanntgabe der Ergebnisse des Wettbewerbs am 19. Oktober 2007 ist die Ruperto Carola bei der Entscheidung über eine Mittelvergabe an verschiedenen Stellen mehrfach mit dem Argument übergangen worden, als Exzellenzuniversität habe sie bereits genügend Geld. Eine solche Geisteshaltung ist mit dem Ziel des Wettbewerbs schlicht unvereinbar und muss verschwinden. Die Wahrheit ist: Um wirklich mit weltweit führenden Einrichtungen konkurrieren zu können, ist unsere Ausstattung im Verhältnis zu unseren Aufgaben immer noch unzureichend.
Thomas Pfeiffer
Prorektor für Lehre und Kommunikation

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