Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Ruprecht-Karls-Universität ist eine Forschungsorientierte Volluniversität mit breitem Fächerspektrum von der Ägyptologie bis zur Zahnmedizin. Ihr profilgebendes Ziel ist und bleibt es auch in Zukunft, die Einheit von Forschung und Lehre so umzusetzen, dass die Universitätsangehörigen, namentlich die Studierenden, sie immer wieder erleben können.
Auf vielen Feldern haben die Forscher, die Forschernetzwerke und Forschungseinrichtungen der Ruperto Carola, vielfach verflochten mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Heidelberger Raum, eine national und international wahrgenommene Spitzenstellung errungen. Sie muss erhalten und ausgebaut werden. Dies fordert schon allein das Selbstverständnis der Universität Heidelberg; dringend erforderlich ist der Erhalt und Ausbau aber auch deshalb, weil nur Spitzenleistungen künftig die Chance eröffnen, die notwendigen Mittel des Staates sowie öffentlicher und privater Drittmittelgeber im Wettbewerb mit anderen Hochschulen zu erringen. Hier zeigt Heidelberg im Augenblick noch überraschende Defizite.
Die meisten Förderprogramme zur Forschung werden derzeit für die Naturwissenschaften und Medizin aufgelegt und in Heidelberg intensiv genutzt. In diesen Bereichen ist das Drittmittelaufkommen innerhalb der Ruprecht-Karls-Universität am höchsten. In einzelnen Bereichen der Geistes- und Sozialwissenschaften hingegen ist die Zahl der geförderten Projekte im internationalen – hier und da auch im nationalen Vergleich – erkennbar unterdurchschnittlich.
Die in Heidelberg im geistes- und sozialwissenschaftlichen ebenso wie im naturwissenschaftlichen Bereich vorhandene Exzellenz muss breitflächig und schnell für drittmittelfähige Projekte fruchtbar gemacht werden. Darauf ausgerichtete Aktivitäten wird das Rektorat ab dem Sommersemester beginnen: Fakultäten und Forschungseinrichtungen sollen gezielt dazu ermuntert werden, besonders im Hinblick auf die Förderung durch die Europäische Union.
Noch vor dem Mittelzufluss muss es der Ruprecht-Karls-Universität darum gehen, Forschungsprojekte zu initiieren, sich mit solchen Projekten dem sachkundigen Urteil der Fachkollegen, der "Peers", zu stellen und über den Erfolg geförderter Projekte der Allgemeinheit und dem Drittmittelgeber Rechenschaft abzulegen. Rektorat und Forschungsdezernat der Zentralen Universitätsverwaltung werden die Antragstellung deshalb künftig noch stärker unterstützen, möchten aber auch an erfolgreicher Drittmitteleinwerbung über "Overheads" in angemessenem Umfang beteiligt werden. Das Rektorat sieht hierin einen Akt praktizierter Solidarität mit allen Forschern der Ruperto Carola.
Insgesamt birgt diese Zeit vorzügliche Chancen, die Ruperto Carola als Forschungs-orientierte Volluniversität zu erhalten und sie vor der verhängnisvollen Modeströmung zu bewahren, die kleine Fächer – vornehmlich in den Geisteswissenschaften – zu Gunsten der (auch und gerade in Heidelberg glänzenden) Forschungsmoderne opfert. Allerdings erfordert all dies große Anstrengungen sämtlicher Universitätsangehöriger.
Ihr
Peter Hommelhoff,
Rektor