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Meinungen

Professor Franz Eisele vom Physikalischen Institut der Universität Heidelberg hält die Hochschulcharts des "Centrums für Hochschulentwicklung" für sinnvoll – wenn sie nachvollziehbar und fair sind. Er plädiert für eine aktive Beteiligung der Fachbereiche, um künftig grobe Fehler und Fehlinformationen zu vermeiden.

Prof. Dr. Franz Eisele
Prof. Dr. Franz Eisele, Physikalisches Institut

Das "Centrum für Hochschulentwicklung", eine Gemeinschaftsgründung der Hochschulrektorenkonferenz und der Bertelsmannstiftung, hat seit 1998 Studienführer mit Rankings für insgesamt 24 Fachbereiche an Universitäten und Fachhochschulen herausgegeben. In ihnen wird die Qualität von Lehre und Forschung, Ausstattung und Betreuung verglichen. Die Studienführer sind als Zeitschrift und als Angebot im Internet verfügbar. Für die Auswertungen wurden circa 750 Fakultäten und Fachbereiche, etwa 10 000 Professoren und rund 68 000 Studenten befragt. Die Hochschulrektorenkonferenz verspricht sich von den Rankings "einen wichtigen Beitrag zur umfassenden und objektiven Information für Studienbewerber, Studierende, deren Eltern sowie Arbeitgeber". Professor Detlef Müller-Böling vom Centrum für Hochschulentwicklung bemerkt dazu: "Qualität ist messbar (...); jeder kann bei uns die beste Hochschule nach seinen Kriterien heraussuchen."

Richtig ist zweifellos, dass die Fachbereiche der Hochschulen immer mehr um Studenten und Ressourcen konkurrieren und dass sich ihre Leistungen und Qualitätsniveaus erheblich unterscheiden. Eine externe Evaluation kann in der Tat eine wichtige Orientierungshilfe sein – falls die Rankings nachvollziehbar und fair sind.

Richtig scheint mir auch, dass die Evaluationen des Centrums erheblich besser sind als all das, was bisher in Deutschland auf diesem Sektor erfolgte: Das Centrum verfügt über einen guten wissenschaftlichen Ansatz, eine gute Ausstattung und hat Fachkompetenz im Bereich der empirischen Sozialforschung. Da zudem die Evaluationen als Dauereinrichtung konzipiert sind – und wir kaum damit rechnen können, dass sie wieder eingestellt werden – besteht genug Anlass, sich kritisch mit ihnen auseinander zu setzen.

Ein Faktum ist, dass bereits die ersten Studienführer bei den betroffenen Fachbereichen beträchtlichen Unmut provoziert haben. Abgesehen davon, dass schlecht weggekommene Fachbereiche sich immer beschweren werden, gibt es tatsächlich grobe Fehler in den Rankings. Exemplarisch möchte ich das am Beispiel der Evaluation der Physikfachbereiche diskutieren. In einer detaillierten ersten Stellungnahme unserer Fakultät zur Evaluation der Physikfachbereiche von 1999 wurde unter anderem Folgendes bemängelt:
– Grobe Fehler bei der Erhebung und Auswertung der Daten.
– Die Wahl ungeeigneter Indikatoren.
– Das Fehlen wichtiger Kriterien, die für die Wahl des Studienorts wichtig sind.

Den Charts des Centrums für Hochschulentwicklung für den Fachbereich Physik wurde daher von uns bescheinigt, dass sie in wichtigen Punkten grobe Fehlinformationen lieferten.

Die Ursachen für die Probleme lagen hauptsächlich darin, dass am Centrum keine Fachkompetenz für das Fach Physik vorhanden ist und kein Fachbeirat hinzugezogen wurde. Hinzu kommt, dass die Daten nicht hinreichend auf interne Konsistenz und Plausibilität geprüft wurden. Fehler sind dabei sowohl dem Centrum als auch den Fachbereichen vorzuwerfen. Hier hat sich das Centrum einsichtig gezeigt: In neuen Ausgaben der Studienführer wurden einige Fehler bereits korrigiert; systematische Verbesserungen erfolgten unseren Vorschlägen entsprechend.

Inzwischen wurde der Weg der konstruktiven Zusammenarbeit beschritten. Eine Arbeitsgruppe von Physikern, die von der Konferenz der Fachbereiche Physik eingesetzt wurde, hat vor kurzem Verbesserungen für das Evaluationsverfahren und die Wahl von Indikatoren vorgeschlagen. Sie wurden zum Teil bereits gemeinsam mit dem Centrum erarbeitet und von den Vertretern der Fachbereiche als Arbeitsgrundlage akzeptiert. Die Nagelprobe kommt nun mit der nächsten Evaluation der Fachbereiche Physik im Jahr 2002. Sowohl das Centrum für Hochschulentwicklung als auch die Fachbereiche Physik haben sich bereit erklärt, konstruktiv an einem verbesserten Verfahren mitzuwirken, das von einem Fachbeirat aus Physikern begleitet wird. Ich hoffe sehr, dass wir damit mittelfristig zu weitgehend akzeptierten Informationen und Rankings für die Physik kommen, die den fairen Wettbewerb beflügeln.

Anzufügen ist, dass die Physik nicht einzigartig ist: Eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der Physik könnte sich "stilbildend" auf andere Fachbereiche auswirken. Ich plädiere dafür, die Chance für objektive Vergleiche, wie sie das Centrum für Hochschulentwicklung bietet, zu nutzen und bisherige Probleme dadurch zu beheben, dass sich die Fachbereiche – ähnlich wie die Physiker – aktiv engagieren.

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