Siegel der Universität Heidelberg
Bild / picture

25 Jahre Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg

Hommelhoff plädiert für Teilnahme an Hochschulrektorenkonferenz – einzige private Hochschule des Landes mit Promotionsrecht

Vor 25 Jahren öffnete die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg (HJS) ihre Pforten. Jetzt wurde dieses Jubiläum im Beisein von Bundesinnenminister Otto Schily und Paul Spiegel, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, feierlich begangen.
Prominente Geburtstagsgäste (v.l.n.r.): Minister Peter Frankenberg, Manfred Oeming, Salomon Korn, Rektor Peter Hommelhoff, Paul Spiegel, Oberbürgermeisterin Beate Weber und Bundesinnenminister Otto Schily

Prominente Geburtstagsgäste (v.l.n.r.): Minister Peter Frankenberg, Manfred Oeming, Salomon Korn, Rektor Peter Hommelhoff, Paul Spiegel, Oberbürgermeisterin Beate Weber und Bundesinnenminister Otto Schily. Foto : Kresin


„Eine weit über unser Land hinaus bekannte und geschätzte wissenschaftliche Einrichtung“, würdigte Wissenschaftsminister Professor Peter Frankenberg bei dem Festakt die Hochschule und beschrieb sie als einen „unentbehrlichen Bestandteil der baden-württembergischen und deutschen Hochschullandschaft“. Sie ist die einzige private Hochschule des Landes mit Promotionsrecht, das sie in Kooperation mit der Universität Heidelberg ausübt. Neben dem Magister-Studiengang Jüdische Studien umfasst das Lehrangebot auch den in Deutschland einzigartigen Studiengang Jüdische Religionslehre für das Lehramt an Gymnasien. Seine Absolventen sind mit christlichen Religionslehrern gleich gestellt und können so für eine verbesserte Integration der jüdischen Schüler in den Schulen des Landes sorgen. Seit ein paar Jahren gibt es zudem eine Rabbiner-Ausbildung. Finanziert wird die HJS von Bund und Ländern gemeinsam, Träger ist der Zentralrat der Juden in Deutschland. Der Ministerrat des Landes Baden-Württemberg hat die Einrichtung im Jahr 1981 staatlich anerkannt.

Rektor Professor Peter Hommelhoff erinnerte in seinem Grußwort daran, dass die Gründung der Heidelberger Universität im Jahr 1386 das Verhältnis zum Judentum schwer belastet hatte: „Denn Ruprecht der Erste, dessen Namen die Ruperto Carola trägt, hatte jüdische Bürger Heidelbergs und ihre Gemeinde enteignet, um Raum für die neue Universität zu schaffen; im ehemaligen Betsaal der jüdischen Gemeinde fanden die ersten Vorlesungen statt. Und auch später hatten es jüdische Gelehrte schwer, in der Universität als gleichberechtigte Professoren zu Amt und Würden zu gelangen.“ Erst mit der Emanzipation der jüdischen Mitbürger im 19. Jahrhundert setzte auch und insbesondere in der Universität Heidelberg ein radikaler Umschwung ein. In ihrer damals ausgeprägten Liberalität zog sie jüdische Gelehrte und Studenten aus ganz Europa wie kaum eine zweite Universität in Deutschland an.

Mit dem „für mich persönlich bewegendsten und zugleich wohl schönsten Vortrag, der hier an diesem Pult gehalten wurde“, rief Hommelhoff bei dem Festakt in der Aula der Alten Universität die Ausführungen von Fania Oz-Salzberger in Erinnerung, die vor zwei Jahren anlässlich der Jahresfeier von ihrem an der Heidelberger Universität 1904 immatrikulierten Großonkel Joseph Klausner berichtet hatte und damit zugleich „eindringlich still den unermesslichen Verlust der Deutschen verdeutlicht“ habe, „mit ihren Mitbürgern jüdischen Glaubens nicht mehr am gemeinsamen Tisch zu sitzen.“ Durch die Rassegesetzgebung der Nationalsozialisten verlor die Ruprecht-Karls-Universität ein Viertel ihres Lehrkörpers. „Diese Zäsur“, so Hommelhoff weiter, „wirkt bis heute nach, denn über den unermesslichen menschlichen Verlust hinaus bedeutet dies einen vielleicht noch immer nicht vollständig überwundenen wissenschaftlichen Rückschlag; die liberale und weltoffene Ausstrahlung dieser Universität wurde für Jahrzehnte beschädigt.“

Vor diesem düsteren Hintergrund ist die heutige Situation aber umso erfreulicher. Der Rektor lobte die „mannigfachen Beziehungen und Kooperationen zwischen der Hochschule für Jüdische Studien und der Universität Heidelberg in Forschung und Lehre, aber auch in der Administration.“ Dies finde ihren Niederschlag auch in den Forschungsstrukturen der Universität, beispielsweise im Graduiertenkolleg „Religion und Normativität“.

Hommelhoff regte auch an, dass die „Ruprecht-Karls-Universität ihre Kooperationsfähigkeit gegenüber der HJS recht bald mit der Einrichtung eines Lehrstuhls für Judaistik unterlege“. Und als Sprecher aller deutschen Universitäten hofft der Rektor, die HJS noch während seiner Vizepräsidentenschaft in der Hochschulrektorenkonferenz begrüßen zu können: „Damit wäre der Traum Abraham Geigers, die Wissenschaft des Judentums an einer deutschen Universität zu etablieren, nach 140 Jahren in der HJS endgültig und weithin wahrnehmbar Wirklichkeit geworden.“

Zum Jubiläum ist im Winter-Verlag ein  von Monika Preuss und Margaretha Boockmann herausgegebener Bildband erschienen, der kostbare Bücher aus der Bibliothek der Hochschule für Jüdische Studien präsentiert und kommentiert.
Seitenbearbeiter Email
zum Seitenanfang