Das Portrait
Pädagoge im Dienst der Wissenschaft
Professor Dr. Rüdiger Heim ist neuer Direktor des Heidelberger Instituts für Sport- und Sportwissenschaft
Wie ist es um den Sportunterricht an deutschen Schulen bestellt? Bestehen Zusammenhänge zwischen körperlicher Aktivität und kindlicher Entwicklung? Welche Risiken und Chancen birgt der Hochleistungssport für Jugendliche? Diesen Fragestellungen geht Professor Rüdiger Heim in verschiedenen empirischen Forschungsprojekten nach. Mit Beginn des vergangenen Wintersemesters hat er von Professor Klaus Roth die Leitung des Instituts für Sport und Sportwissenschaft (ISSW) an der Universität Heidelberg übernommen, wo er seinen Schwerpunkt „Sport und Erziehung“ weiter ausbauen möchte.
Heimspiel für den neuen Sportwissenschaftler an der Ruperto-Carola. Foto : Fink |
Im Anschluss an seine Promotion und das Referendariat trat er an der Freien Universität Berlin eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Sportpädagogik an. Auch in seiner Habilitation, die er im Jahr 2000 abschloss, widmete sich Heim sportpädagogischen Fragestellungen: „Mich interessiert vor allen Dingen, welches Bildungs- und Erziehungspotenzial in sportiven Situationen steckt“ – ein bislang noch recht unerforschtes Feld, wie der 45-Jährige deutlich macht. „In der Öffentlichkeit gibt es allerlei hehre Vorstellungen: Viele Kriminologen meinen beispielsweise, Sport sei eine Art Schutzimpfung gegen Jugendkriminalität.“ Diese Aussagen, betont der Wissenschaftler, seien jedoch noch kaum empirisch unterfüttert und müssten erst in längerfristigen Studien überprüft werden.
Empirische Grundlagen im Hinblick auf die Bedeutung von sportlicher Betätigung schaffen, ist eines der Ziele von Rüdiger Heim, das er bereits am Lehrstuhl für Sportpädagogik an der Universität Magdeburg verfolgt hat – seiner letzten Station vor Heidelberg. Hier laufen auch noch einige seiner Forschungsprojekte, die er in dieser Zeit auf den Weg brachte. Die umfangreichste Studie ist eine Situationsanalyse des Sportunterrichts in Deutschland, die in sieben Bundesländern durchgeführt wird. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die unterschiedlichen pädagogischen Konzepte der Sportlehrer und die Differenzen, die daraus im Hinblick auf Motivation und sportives Interesse der Schüler entstehen. „Unser Ziel ist, einen Zusammenhang herzustellen zwischen Lernbedingungen und Lernergebnissen im Sportunterricht.“
Ein weiteres Projekt untersucht die Bedeutung von Bewegung im Vorschulalter. Dazu wurde ein Programm zur Bewegungserziehung in Kindertagesstätten entwickelt, das derzeit erprobt und auf seinen Beitrag nicht nur für die motorische Entwicklung der Kinder, sondern auch für die Ausbildung von kognitiven und sozialen Fähigkeiten hin überprüft wird. Die Forschung im Bereich Sportpädagogik weiter vorantreiben – das schwebt Rüdiger Heim auch als Direktor des Heidelberger ISSW vor. Vor allem das ausgezeichnete Renommee der hiesigen Universität hat den gebür- tigen Lübecker und Wahlberliner in die Stadt am Neckar gelockt. „Das Heidelberger Institut gilt bundesweit als eines der besten – das ist ein Arbeitsplatz, den man sich wünscht“, freut sich Heim über seine neue Professur. „Natürlich möchte ich auch persönlich einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Instituts leisten.“ Dazu zählt etwa die Konzeption von Master- und Bachelorstudiengängen, „um das ISSW auf eine zukunftsweisende Basis zu stellen.“ Ein Forschungsschwerpunkt soll auch der Bereich Hochleistungssport werden, vor allem die Frage, wie die Verknüpfung von Leistungssport und Schule optimiert werden kann. „Als Pädagoge liegen mir alle Fragen von Nachwuchs- und Talentförderung nahe“, erklärt der Wissenschaftler sein Anliegen.
Im beruflichen Alltag steht der Sport bei Rüdiger Heim an erster Stelle – ist auch seine Freizeit von sportlichen Aktivitäten bestimmt? Von Leichtathletik über Rudern und Tennis bis hin zum Volleyball hat Rüdiger Heim viele Sportarten kennen gelernt, muss aber heute zugeben, dass die Zeit für intensives Sporttreiben fehlt: „Da geht es mir leider nicht anders als allen Berufstätigen“, bedauert er. Einen sportiven Lebenswandel möchte er dennoch jedem ans Herz legen, nicht zuletzt aus einem ganz simplen Grund: „Sport macht einfach Spaß.“
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