Rektorat und Senat einigen sich auf einen Konsens
1. Das Alfred-Weber-Institut bleibt erhalten, wird jedoch in seinen volkswirtschaftlichen Aktivitäten neu ausgerichtet und restrukturiert, um die in interdisziplinären Studiengängen der Universität Heidelberg, aber auch in ihrer interdisziplinären Forschung unverzichtbaren volkswirtschaftlichen Kompetenzen aus eigenen Ressourcen beisteuern zu können. Für diese Zwecke werden mindestens sechs Lehrstühle unter Einschluss der beiden entwicklungswirtschaftlichen bereitgestellt.
2. Über die Ausrichtung und fachliche Zusammensetzung des neuen Alfred-Weber-Instituts, sein Zusammenwirken mit den Instituten für Soziologie und Politologie sowie weiteren Einheiten der Universität Heidelberg soll ebenso erst später entschieden werden wie über die Neuordnung auf Fakultätsebene. Dabei werden sich die Gremien der Universität von einer auch international besetzten Kommission beraten lassen.
3. Im Rahmen der Umstellung auf die Bachelor/Master-Struktur ersetzt die Universität Heidelberg ihren bisherigen Studiengang Volkswirtschaftslehre spätestens 2010 durch interdisziplinär ausgerichtete wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Damit stärkt die Universität ihr interdisziplinäres Profil gegenüber dem der Universität Mannheim.
4. Der im Rahmen der Umstellung auf die Bachelor/Master-Struktur für das WS 2007/2008 schon beschlossene Immatrikulationsstop für Studienanfänger im bisherigen Studiengang Volkswirtschaftslehre wird auf das WS 2005/2006 vorgezogen. Der Senat fordert die Heidelberger Professoren der Wirtschaftswissenschaften, die Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie das Rektorat auf, mit geeigneten Maßnahmen verlässlich sicherzustellen, dass die bereits für Volkswirtschaftslehre eingeschriebenen Studierenden ihr Studium bis spätestens 2010 geordnet abschließen können. Entsprechend sind die Heidelberger Doktoranden und Habilitanden zu schützen.
5. Bei Analyse des mit der Technischen Informatik geplanten Tausches hat sich herausgestellt, dass nicht alle Mannheimer Lehrstühle in das Profil der Universität Heidelberg einfügbar sind, vor allem die drei ingenieurwissenschaftlichen. Deshalb bittet der Senat das Rektorat, in Gesprächen mit dem Wissenschaftsministerium und anderen Universitäten nach alternativen Lösungen zu suchen.
6. Es bleibt unverändert das Ziel der Universität Heidelberg, die Zusammenarbeit mit der Universität Mannheim in der Wissenschaftsregion Rhein-Neckar auszubauen und zu vertiefen. Dies betrifft insbesondere gemeinsame Sonderforschungsbereiche und Graduate Schools.
7. Der Senat unterstützt das vom Rektorat verfolgte Vorhaben, an der Universität Heidelberg ein Lehrerbildungs- und Fortbildungszentrum für Gymnasiallehrer einzurichten. Ein solches Zentrum ist für die Universität und die Fakultäten mit starken Anteilen von Studierenden für das Lehramt von erheblicher Bedeutung. Es wird daher beantragt, eine Universitätskommission einzurichten, die sich mit den Aufgabenstellungen, der Strukturierung und der Ausstattung eines solchen Zentrums befasst und erforderliche Vorarbeit für die Gremien der Universität leistet. Dabei ist sicherzustellen, dass die hauptsächlich betroffenen Fachwissenschaften in der Kommission kompetent vertreten sind.
Mit diesem Vorschlag werden die jetzt und auch in Zukunft für die Universität Heidelberg in Lehre und Forschung unverzichtbaren wirtschaftswissenschaftlichen Kompetenzen aus ihren eigenen Kräften sichergestellt. Die Wirtschaftswissenschaften werden in das interdisziplinäre und internationale Netzwerk der Ruprecht-Karls-Universität verstärkt eingebunden und damit sichtbar eigenständig gegenüber den wirtschaftswissenschaftlichen Aktivitäten anderer Hochschulen auch an den Zukunftsprojekten der Universität Heidelberg beteiligt. Ein so Heidelberg-spezifisch restrukturiertes Alfred-Weber-Institut soll seinen Bestand an diesem Standort auf Dauer sicherstellen. Zugleich soll die Zusammenarbeit mit der Universität Mannheim innerhalb der Wissenschaftsregion Rhein-Neckar weiter ausgebaut und vertieft werden.
Mit diesem Vorschlag hoffen Rektorat und Senat, das gute Funktionieren der Hochschulautonomie auch in schwierigsten Fragen der Umstrukturierung unter Beweis gestellt zu haben. Beide Universitätsorgane werden deshalb nun den Universitätsrat für ihr Lösungskonzept zu gewinnen versuchen und auch das Wohlwollen des Wissenschaftsministers und der Landesregierung. Mit diesem Beschluss hat der Senat zugleich nahezu einstimmig den Mitgliedern des Rektorats sein Vertrauen ausgesprochen; dafür danken diese und werden nun mit allen Kräften bemüht sein, die vereinbarten Umstrukturierungen zum Wohle der Ruprecht-Karls-Universität möglichst geschmeidig und schnell umzusetzen.