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Lautenschläger-Forschungspreis

Auszeichnung an Tonio Hölscher verliehen – polnischer Wissenschaftsminister hielt Festvortrag

„Auszeichnungen wie der Lautenschläger-Forschungspreis verschaffen der deutschen Spitzenforschung großes Ansehen in der Öffentlichkeit“, befand Rektor Professor Peter Hommelhoff anlässlich dessen Verleihung an Professor Tonio Hölscher in der Aula der Alten Universität. Der klassische Archäologe ist der dritte Preisträger dieser mit 250 000 Euro dotierten Auszeichnung, die seit 2001 alle zwei Jahre vergeben wird.
Den Lautenschläger-Forschungspreis erhielt Tonio Hölscher (links) aus den Händen von Stifter Manfred Lautenschläger (rechts) und des polnischen Wissenschaftsministers Michal Kleiber.
Den Lautenschläger-Forschungspreis erhielt Tonio Hölscher (links) aus den Händen von Stifter Manfred Lautenschläger (rechts) und des polnischen Wissenschaftsministers Michal Kleiber.
Foto: Welker

Kamen die beiden ersten Preisträger (die Professoren Johanna Stachel und Peter Krammer) aus dem Bereich der Natur- und Lebenswissenschaften, so wurde mit Tonio Hölscher nun erstmals ein Geisteswissenschaftler bedacht, noch dazu einer aus einem eher kleineren Fachbereich – für Rektor Peter Hommelhoff keine Überraschung: „Die Ruperto Carola hat die kleineren Fächer nie in Frage gestellt, begründen sie doch den Weltruhm der Heidelberger Universität“.

Wie wichtig solche hoch dotierten Auszeichnungen für die Forschung sind, zeigte bei dem Festakt der Preisträger des Jahres 2003, Professor Peter Krammer. War ihm doch seinerzeit ein Forschungsantrag abgelehnt worden, welcher der Frage nachgehen sollte, wie es den in unserem Körper absterbenden Zellen gelingt, das körpereigene Immunsystem ruhig zu stellen. Dank des Lautenschläger-Forschungspreises konnte er diese Forschung dann doch zu Ende bringen. Dabei fand er heraus, dass die toten Zellen ein bestimmtes Molekül besitzen, das dafür sorgt, dass vor den eigenen abgestorbenen Zellen eine Selbsttoleranz besteht. Derartige Grundlagenforschung sei unbedingt notwendig, betonte Krammer. Kenntnisse über das körpereigene Immunsystem würden beispielsweise bei der Krebstherapie ihre Anwendung finden.

„Es ist bekannt, dass der Staat zu wenig Gelder für die Forschung bereit stellt“, hob Manfred Lautenschläger, der Stifter des gleichnamigen Preises, in seinem Grußwort hervor. Doch selbst wenn der Staat mehr Geld für die Wissenschaft ausgäbe, würden Preisgelder immer wieder helfen, Forschungsprojekte voranzubringen.

„Seitdem ich die Arbeiten von Professor Tonio Hölscher gelesen habe, ist mir klar geworden, wie tief die Stadtkulturen der Renaissance in der Antike wurzeln“, erläuterte Professor Wolfgang Frühwald, Präsident der Humboldt-Stiftung, in seiner Laudatio. So zeige Tonio Hölscher, dass die Stadtstrukturen der Antike ein Abbild des Lebensraumes ihrer Bewohner seien. Ausdruck seiner großen Anerkennung unter den Archäologen seien auch die internationalen Einladungen zu verschiedenen Vorlesungsreihen, die sich im Jahr 2007 mit den Sather Lectures in Berkeley (USA) fortsetzten.

Beispiele für seine Forschungen stellte denn auch Professor Tonio Hölscher selbst vor, wie beispielsweise die Säule des römischen Kaisers Trajan, deren Reliefs von verschiedenen Kriegsereignissen berichten. Welche politische und gesellschaftliche Bedeutung derartige Skulpturen in der Antike besaßen, will Hölscher auch in Zukunft mit Hilfe des Lautenschläger-Forschungspreises zusammen mit Nachwuchswissenschaftlern erforschen.

Mit einem ganz anderen Thema befasste sich beim Festakt zur Verleihung des Lautenschläger-Forschungspreises schließlich der polnische Wissenschaftsminister Professor Michal Kleiber in seinem Vortrag. „Die Gesellschaft wird nur so lange die Wissenschaft fördern, solange sie ihr auch trauen kann“, ging Kleiber auf das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft ein. „Deshalb müssen die Forscher belegen, wie die von der Gesellschaft zur Verfügung gestellten Gelder verwendet werden“, forderte der polnische Minister die Wissenschaftler auf. Dabei müssten aber auch Wege gefunden werden, kontroverse Themen, wie etwa die Gentechnik, öffentlich zu diskutieren. Auch mit dem Thema einer europaweiten Wissenschafts-Rechtsordnung befasste sich das Mitglied des EU-Forschungsrates in seinen Ausführungen. Zwar sei eine derartige Rechtsordnung politisch nicht erwünscht, doch sei alles in Bewegung. „Und hoffentlich in die richtige Richtung“, gab Michal Kleiber seinen Zuhörern mit auf den Weg.

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