Der Professor aus Heidelberg als Vordenker und Reformer
Auf der Jahresfeier der Ruperto Carola ging es um den aktuellen Zustand der Universität – kleiner Schwerpunkt USA
Gewissermaßen an ihrem 620. Geburtstag fand in der Aula der Alten Universität die traditionelle Jahresfeier der Ruperto Carola statt – Gelegenheit für die zahlreichen Festredner, sich dem aktuellen Zustand ihrer Alma Mater zu widmen und dazu auch Kritisches anzumerken.
Rektor Professor Peter Hommelhoff verortete die momentane Lage atmosphärisch zwischen „kreativer Unruhe“ und „Aufbruchstimmung“. Dass damit auch ein Neubeginn verbunden sein kann, demonstrierte er am Beispiel der Neuausrichtung der Wirtschaftswissenschaften (siehe auch den entsprechenden Artikel auf Seite 4). Sie steht für einen umfassenden Umstrukturierungsprozess an der Universität, der sich derzeit bei der Umsetzung der Vorgaben aus dem Strategiepapier ergibt.
Mit Anspielungen auf diesen Fall kritisierte Universitätsratsvorsitzender Professor Peter Bettermann in dem Zusammenhang mutmaßliche Indiskretionen vor allem gegenüber der Presse, die der „universitätsinternen Reformdebatte“ schaden. Bettermann zählt auf den „Mut“ und die „Bereitschaft“ der Professoren, „den Ruf dieser Universität als Ort des Vordenkens und rechtzeitigen Implementierens von Reformen immer neu zu begründen und zu stärken“. Zum Thema Exzellenzwettbewerb gab der frisch gekürte Sprecher des Senats, Professor Peter Meusburger, folgendes zu bedenken: „Wissenschaftliche Kreativität und Exzellenz entwickeln sich bekanntlich nicht auf Kommando und werden auch nicht per Anordnung aus Berlin oder Stuttgart ausgelöst.“ Meusburger warnt in dieser Sache vor „hektisch ausbrechendem Aktionismus“, das Geld sei am sinnvollsten angelegt, „wenn die besten Wissenschaftler kontinuierlich mit den notwendigen Mitteln ausgestattet werden“.
Einen kleinen Schwerpunkt bildeten bei der Jahresfeier die Vereinigten Staaten von Amerika. Zum einen kündigte Rektor Hommelhoff an, dass als weiterer Baustein „universitärer Außenpolitik“ demnächst ein „Heidelberg House“ in Amherst (nahe Boston) errichtet werde. Zum anderen bot der Heidelberger Historiker Professor Detlef Junker in seinem Festvortrag eine umfassende Analyse des Verhältnisses von Europa zu den USA in Vergangenheit und Gegenwart. Junker betonte dabei mit Blick auf die aktuelle Situation die Notwendigkeit eines „Dialogs“ insbesondere auch zwischen den Institutionen beider Gesellschaften, um zu verhindern, dass „sich ein Anti-Europäismus in den Seelen der Amerikaner, ein Anti-Amerikanismus in den Seelen der Europäer einnistet“. Deshalb begrüßt Junker die vielfältigen Initiativen der Ruprecht-Karls-Universität, die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Neuen Welt zu vertiefen – neben dem erwähnten „Heidelberg House“ in Amherst lobte der Historiker vor allem die Unterstützung für das hiesige Heidelberg Center for American Studies.
Die Jahresfeier ist traditionell auch ein Ort von Ehrungen. Prof. Dr. Dr. Uwe Bicker, Vorstandsmitglied der Hoechst Marion Roussel AG und Mitglied der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim, wurde in Anerkennung seines langjährigen Engagements als Förderer der biologisch-medizinischen Wissenschaften sowie der stärkeren Verknüpfung von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung die Ehrensenatorenwürde verliehen. Die gleiche Ehre widerfuhr Prof. Dr. Dr. h.c. Diether Raff, ehemaliger Direktor des Internationalen Studienzentrums, dessen langjährige und erfolgreiche Pflege der Partnerschaft zwischen der Universität Heidelberg und der Universität Montpellier gewürdigt wurde.
Ebenfalls im Rahmen der Jahresfeier fand die Verleihung des Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preises statt – eine Auszeichnung, die sich an post-doktorale Wissenschaftler richtet und es ihnen ermöglicht, im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität ein Symposion durchzuführen. Darauf vorbereiten können sich nun Dr. Jens-Peter Knemeyer sowie Dr. Nicole Marmé vom Physikalisch-Chemischen Institut für ihre Forschungen im Bereich der Bioanalytik und Einzelmolekülspektroskopie.