Das Portrait
Brücken in die neue Welt
Professor Dr. Manfred Berg lehrt Amerikanische Geschichte
Manfred Berg untersucht die innen- und außenpolitischen Entwicklungen der USA in der jüngsten Vergangenheit.
Foto: Krug |
Berg gehört zu einer kleinen Gruppe von Historikern in Deutschland, die sich mit amerikanischer Geschichte beschäftigen. „Die amerikanische Geschichte ist an den Universitäten in Deutschland unterrepräsentiert, schaut man auf die politische, wirtschaftliche und kulturelle Macht, die die USA besitzen“, so der Historiker. Heidelberg sei hier allerdings eine Ausnahme. Mit der Einrichtung der Schurman-Bibliothek und der Curt-Engelhorn-Stiftungsprofessur für Amerikanische Geschichte – der ersten ihrer Art damals bundesweit – schuf die Universität Heidelberg schon in den 1980er und 90er Jahren die Voraussetzungen für den Aufbau intensiver Amerikastudien. Mit dem im Jahr 2003 durch Professor Detlef Junker gegründeten Heidelberg Center for American Studies (HCA) wurde zudem das internationale Profil der Universität Heidelberg weiter geschärft. An diesem interdisziplinären Forschungszentrum beteiligen sich die Vertreter von zehn Seminaren und Instituten aus den Bereichen Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften. Manfred Berg ist als Vertreter der Philosophischen Fakultät im Direktorium des HCA mit dabei. Auch für die Studierenden hat das Vorteile. So ist seine Vorlesung in diesem Semester über die Außenbeziehungen der USA eine Doppelveranstaltung am Historischen Seminar und am HCA, die in englischer Sprache angeboten wird.
Zum Lehrstuhl von Manfred Berg gehört die Schurman-Bibliothek – eine Spezialbibliothek für Amerikastudien am Historischen Seminar, die nach dem ehemaligen amerikanischen Botschafter in Deutschland (1925–30) und Ehrendoktor der Universität Heidelberg Jacob Gould Schurman benannt ist. Dort wirkte Berg schon in der Gründungszeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Denn nicht erst seit kurzem fühlt sich der in Wesel geborene Wissenschaftler in Heidelberg zu Hause. Manfred Berg hat Geschichte, Politikwissenschaft, Philosophie und öffentliches Recht an der Ruperto Carola studiert. Mit seiner 1988 abgeschlossene Doktorarbeit über „Gustav Stresemann und die Vereinigten Staaten von Amerika. Weltwirtschaftliche Verflechtung und Revisionspolitik, 1907–1929“, zählt Berg zu den ersten Preisträgern des Ruprecht-Karls-Preises der hiesigen Universität, der jährlich an die besten Promovenden vergeben wird.
Als besonders prägend für seinen weiteren Werdegang beschreibt der Historiker die Zeit von 1992–97, die er als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Historischen Instituts in Washington, D.C. verbrachte und dessen kommissarischer stellvertretender Leiter er von 1994–95 war. Dort entwickelte er sein Interesse für die Bürgerrechtsbewegung der schwarzen Bevölkerungsteile in den USA – ein Thema, mit dem er sich an der an der FU Berlin 1998 habilitierte. Ungewöhnlich ist, dass er seine Habilitationsschrift gleich zweimal schrieb – einmal auf deutsch und einmal auf englisch. „Um in den Vereinigten Staaten die Fachkollegen zu erreichen, muss auf englisch publiziert werden, während das deutsche Publikum von einem Amerika-Historiker die Funktion des Vermittlers und Übersetzers zwischen den Kontinenten und Kulturen fordert“, erklärt Prof. Berg sein Vorgehen.
Drei Schwerpunkte kennzeichnen seine aktuellen Forschungen: Die Außenbeziehungen der Vereinigten Staaten, die Rassenbeziehungen in den USA sowie die Forderung nach Wiedergutmachung historischen Unrechts an der afroamerikanischen Bevölkerung und den Native-Americans. Besonders seine Arbeiten zu den Entwicklungen in den USA seit dem 11. September 2001 und die Auswirkungen auf das Weltgeschehen machen den Historiker zum gefragten Publizisten. Für eine große deutsche Wochenzeitung verfasste er verschiedene Artikel über die Vereinigten Staaten und ihre Beziehungen zum Mittleren Osten. Und auch für die Beantragung eines Sonderforschungsbereiches „Überzeugungsstrategien“ konnte sich Berg mit seiner Thematik „Geschichtsbilder und Wiedergutmachung historischen Unrechts“ einbringen. Daneben ist er noch als Gutachter für die renommierten American Studies und das Journal of Southern History tätig.
Dass er als Professor für Amerikanische Geschichte am Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften beschäftigt ist, zu dem das Historische Seminar gehört, bringt Manfred Berg zum Schmunzeln – er finde es gut, dass das europazentrierte Geschichtsbild, das an deutschen Universitäten vermittelt werde, in Heidelberg durch Stellen wie seine und Einrichtungen wie das HCA erweitert werde. Heidelberger Brücken in die Neue Welt.