Das Portrait Im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Politik
Mit Professor Dr. Lars Feld wurde ein Wissenschaftler ans Alfred-Weber-Institut berufen, der auch das Bundesfinanzministerium berät
Steuern, Haushaltskonsolidierung, Föderalismusreform – alles Punkte, die momentan täglich die Berichterstattung in den Medien bestimmen. Einen ausgewiesenen Fachmann auf diesen Gebieten hat die Universität Heidelberg nun für sich gewinnen können. Prof. Dr. Lars P. Feld, Jahrgang 1966, ist seit Oktober neuer Professor für Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Finanzwissenschaften.
Besonders der neu eingerichtete Studiengang "Politische Ökonomie" trug dazu bei, dass Lars Feld seine Professur und das Amt des Dekans der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Marburg aufgegeben hat und an den Neckar gekommen ist – entspricht der Studiengang doch genau seinen Forschungsschwerpunkten.
An Heidelberg schätzt der gebürtige Saarländer besonders die Rahmenbedingungen, die seinen Forschungen entgegen kommen. "Mit den wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen an der Universität Mannheim und dem dortigen Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung bildet die Volkswirtschaftslehre in Heidelberg ein wirtschaftswissenschaftliches Zentrum, das in Deutschland einzigartig ist", führt er aus.
Steht für die Neuausrichtung der Heidelberger Wirtschaftswissenschaften: Lars P. Feld. Foto : Krug |
Neben vielen Beratungstätigkeiten ist die ehrenamtliche Mitgliedschaft Lars Felds im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Finanzen besonders hervorzuheben, dem er seit 2003 angehört. Die 1948 gegründete Runde ist unabhängig und erstellt Gutachten zur aktuellen Finanzpolitik, die Berufung erfolgt auf Lebenszeit. So war Feld bereits an der Ausarbeitung von Empfehlungen zur Einkommensbesteuerung, zur Gemeinnützigkeit und zur Haushaltsnotlagenproblematik – ein Problem, das Berlin gerade besonders betrifft – beteiligt. Auch bei der Reform des Gesundheitssystems konnte sich der Volkswirtschaftler zum Thema "Bürgerversicherung versus Gesundheitsprämie" einbringen. "Die Vorschläge des Wissenschaftlichen Beirats des Finanzministeriums werden häufiger umgesetzt als die anderer Beiräte, da wir sehr konkrete Themen behandeln", führt er aus.
Seine Dissertation verfasste Lars Feld über die Auswirkungen des Steuerwettbewerbs, bei dem verschiedene Gebietskörperschaften um mobiles Kapital und mobile Arbeitskräfte werben. Untersuchungsgebiet war die Schweiz, wo er auch einige Jahre während seiner Dissertation und Habilitation, unterbrochen durch Forschungsaufenthalte in Frankreich und den USA, verbrachte. Im Jahr 1999 wurde er an der Universität St. Gallen promoviert. Die kumulative Habilitation erfolgte dann im Jahr 2002 durch Forschungsarbeiten zu den Auswirkungen der direkten Demokratie auf die Wirtschaft, zur Steuerhinterziehung und zu Besteuerung, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit – Themen, die auch weiterhin die Forschungen des Ökonomen bestimmen.
Aktuell beschäftigt er sich mit verfassungsrechtlichen Unterschieden, wie etwa ein präsidential oder ein parlamentarisch geprägtes System oder direkte Volkseinwirkung die Wirtschaft beeinflussen. Ein weiteres Thema ist die Unabhängigkeit von Justiz und Staatsanwaltschaften sowie ihre Rolle für die Wirtschaftsentwicklung und das Korruptionsniveau in einem Land.
"Bei meinen Untersuchungen ist die Interdisziplinarität von eminent hoher Bedeutung", so Feld. Das zeigt sich auch bei den Vorschlägen, die er zur Reform des Föderalismus, etwa zum Problem der Haushaltsnotlage von Bundesländern, erarbeitet hat – hier ist das Zusammenspiel mit den Experten aus den Rechtswissenschaften, insbesondere des öffentlichen Rechts, unerlässlich. Und auch bei seinen Untersuchungen zur Steuerhinterziehung geht für Feld ohne Interdisziplinarität nur sehr wenig. "Denn ob die Abschreckung durch Strafen die erhofften Ergebnisse bringt oder eher das Gegenteil bewirkt und was in diesem Zusammenhang unter Steuermoral zu verstehen ist, lässt sich nur unter Einbeziehung von Philosophie, Politologie, Rechtswissenschaften und Psychologie ermitteln. Die grundsätzliche Frage, warum Menschen kooperieren, steht dabei im Mittelpunkt", erläutert der neue Professor für Finanzwissenschaft.
Das wissenschaftliche Potential des Heidelberger Instituts für Wirtschaftswissenschaften schätzt Feld sehr positiv ein. "In nur drei Monaten hat es das Alfred-Weber-Institut zudem geschafft, einen Bachelor-Studiengang einzurichten – das nenne ich eine beachtliche Geschwindigkeit", so der Ökonom. Bei der Entwicklung der zugehörigen Master- und Promotionsstudiengänge wird Feld nun selber tatkräftig mitwirken. Die Zukunft liegt für ihn eindeutig in der interdisziplinären Kooperation mit anderen Instituten in Heidelberg und Mannheim, um der Gestaltung eines international gewichtigen und konkurrenzfähigen Zentrums für ökonomische Forschungen an der Ruperto Carola weitere Konturen zu verschaffen.
Katinka Krug