Schauen und Schauenwollen
Fotografien von Friedemann von Stockhausen im Dialog mit Objekten aus dem alten Ägypten
Zeitgenössische Kunst trifft auf die Kultur des alten Ägypten. In Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Sonderforschungsbereich 619 "Ritualdynamik" ist derzeit im Völkerkundemuseum der J. & E. von Portheim-Stiftung Heidelberg eine Ausstellung mit Fotografien des Künstlers und Hochschulprofessors Friedemann von Stockhausen zu sehen. Begleitet werden sie von Fragmenten des magischen Papyrus Harris und einem Totenbuch aus der Sammlung des Völkerkundemuseums sowie Objekten aus der Ägyptischen Sammlung der Ruperto Carola.
Nofretete im Visier der Objektive. Foto: Friedemann von Stockhausen |
In einem Begleittext zur Ausstellung beschäftigt sich Professor Jan Assmann, ehemaliger Direktor des Seminars für Ägyptologie, mit dem Phänomen des Schauens und Schauenwollens: "Die Statuen, die die Ägypter des Alten Reichs (2800-2150 v. Chr.) in ihren Gräbern aufstellten, standen in unzugänglichen Kammern und waren nicht dazu gedacht, gesehen zu werden. Eher sollten sie selber sehen, denn diese Kammern waren durch Schlitze mit der Kultkammer verbunden, durch die der in der Statue verkörperte Tote hindurchsehen und den Weihrauch einatmen sollte." Heute, so Assmann weiter, holt man sie in die Museen, um sie "zum Objekt unseres Schauens zu machen. Dort kreuzen sich unsere flüchtigen und ihre unverwandten Blicke. Kunst ist ein Akt des Zeigens; der Künstler macht etwas sichtbar, das er uns zeigt. Hier aber stehen wir Bildern gegenüber, deren unersättlichem Schauenwollen wir uns zeigen. Diesen spannungsreichen Bogen des Schauens und Schauenwollens nehmen die künstlerischen Arbeiten von Friedemann von Stockhausen gekonnt auf."
Friedemann von Stockhausen, Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, hat Kunstgeschichte und Ethnologie an der Universität Köln und Kunst an der Slade School in London studiert. Herausragende Einzelausstellungen fanden u.a. in der Hamburger Kunsthalle und zuletzt in der Galeria Awangarda in Breslau statt. 2000 stellte er in der Ausstellung "Opening the Mouth" an dem University of Memphis Art Museum Papierarbeiten und Fotografien aus, die schon auf das alte Ägypten Bezug nahmen. Die aktuelle Ausstellung knüpft hier an.
Die Ausstellung im Völkerkundemuseum der von Portheim-Stiftung (Hauptstr. 235) ist vom 4. Februar bis zum 19. März 2006 für Besucher geöffnet. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag, 14.00 bis 18.00 Uhr; Sonntag, 11.00 bis 18.00 Uhr.