Junge Wissenschaftler
Frauen vor besonderen Herausforderungen
Vom Gleichstellungsbüro der Universität gehen Initiativen zur Unterstützung aus
Auch wenn die Universität Heidelberg deutschlandweit noch vergleichsweise gut dasteht: Nachwuchswissenschaftlerinnen haben es immer noch schwerer als ihre männlichen Kollegen. Das Gleichstellungsbüro der Ruperto Carola setzt sich deshalb schon seit Jahren für Chancengleichheit ein. Die bisherige Bilanz kann sich sehen lassen. Und dennoch: Es bleibt noch viel zu tun.
Die Zahlen sprechen Bände: 57 Prozent Studentinnen, 45 Prozent Doktorandinnen, 21 Prozent Habilitandinnen, 12 Prozent Professorinnen. So in etwa ist derzeit der Anteil der Frauen in den verschiedenen Phasen einer Wissenschaftlerinnen-Karriere an der Ruperto Carola. Positiv gesehen: Der hohe Anteil an Studentinnen lässt darauf hoffen, dass in Zukunft mehr von ihnen schließlich auf einer Professoren-Stelle landen werden. Doch der "Abstieg", da ist sich Dr. Agnes Speck vom Gleichstellungsbüro der Ruperto Carola sicher, wird noch einige Zeit bleiben.
Die Gründe liegen ihrer Meinung nach nur scheinbar auf der Hand: Familie und Kinder sind sicherlich noch immer ein Karrierehemmschuh in erster Linie für Frauen, doch Agnes Speck sieht auch andere Faktoren mit im Spiel: "Ich glaube, dass Frauen nicht konsequent herausgefordert werden. Und zwar im alltäglichen Umfeld, sie publizieren weniger, reisen weniger, treten weniger in Erscheinung. Vielleicht ist das eine Mentalitätsfrage, dass Frauen oft etwas zurückhaltender sind. Oder dass sie abwägender sind. Manchmal auch einfach pragmatischer. Und wir beobachten, dass kein konsequentes Werben um die Frauen stattfindet, was Habilitationen angeht. Viele Frauen machen das freischwebend, also ohne Stelle, ohne eine konstante Forschungsumgebung, und oft übernehmen Frauen auch nicht die innovativen Themen, mit denen man sich im Fach profilieren kann."
Es gibt allerdings einige Initiativen in Heidelberg, um solche Missstände zu beheben. Eine davon ist das auch im Strategiepapier hervorgehobene Olympia Morata-Programm, benannt nach der gleichnamigen Humanistin aus dem 16. Jahrhundert, der ersten Dozentin an der Heidelberger Universität. Ein "extrem erfolgreiches Programm, wenn man die bisherigen Teilnehmerinnen betrachtet", wie Agnes Speck erklärt. Gedacht ist es als Förderung der Qualifizierungsphase für Frauen in der Postdoc-Zeit. Und das funktioniert so: Wissenschaftlerinnen werden für ein Projekt mit einer halben Stelle ihres Instituts ausgestattet und bekommen von der Universität das Geld für die andere Hälfte der Stelle dazu. Das Programm dient der Beschleunigung und der Entlastung vor allem im Bereich Verwaltung und Lehre, weil ja nur die halbe Stelle abgeleistet werden muss. Die andere Hälfte der Zeit kann dann dem Forschungsprojekt gewidmet werden. Viele der Teilnehmerinnen sind im Übrigen Frauen mit Familie. Und da das Programm bereits 1998 aufgelegt wurde, weiß man um die erfolgreichen Berufswege jener, die das Olympia Morata-Programm bereits durchlaufen haben – heutige Professorinnen sind jedenfalls auch darunter.
Auch wenn in Sachen Familienförderung sich schon einiges getan hat, etwa im Bereich der Kinderbetreuung (lesen Sie dazu dazu den Artikel über das "Kinderhaus" auf der gegenüberliegenden Seite), besteht in einem Punkt immer noch Handlungsbedarf: Welche Möglichkeiten gibt es, bei einer Berufung auch den beruflichen Ambitionen des Ehepartners entgegenzukommen, insbesondere wenn dieser oder diese ebenfalls im wissenschaftlichen Bereich tätig ist?
Das was unter dem Begriff "Dual Career Service" derzeit diskutiert wird, soll auch in Heidelberg gängige Praxis werden – wie in den USA schon lange praktiziert. Dass in bestimmten Fällen, in denen etwa ein Ehepaar vielleicht sogar an ein Institut gewissermaßen gemeinsam berufen wird, Neid oder Misstrauen die Runde machen könnten, dieses Problem sieht Agnes Speck nicht. Probleme bekommt im Moment schon eher so manche junge Wissenschaftlerin mit kleinem Kind. Hier taucht nicht selten der Vorwurf mangelnder Leistungsfähigkeit auf, geäußert nicht selten von den "lieben Kollegen". Betroffene Frauen können sich in solchen Fällen an das Gleichstellungsbüro wenden. In der Vergangenheit ist man, so Agnes Speck, schon des öfteren als Schlichter aufgetreten: "Denn es hat keiner was davon, wenn Fronten entstehen. Man muss doch miteinander weiterarbeiten. Und das Ziel ist doch immer eine Arbeit mit dem bestmöglichst Ergebnis."
Kontakt: Dr. Agnes Speck, Gleichstellungsbüro der Universität Heidelberg; Telefon (06221) 547659, E-Mail: Agnes.Speck@urz.uni-heidelberg.de