Junge Wissenschaftler
"Sonst würde hier alles zusammenbrechen"
Gewichtiger Standortvorteil: Wissenschaftler-Eltern schätzen das umfassende Betreuungsangebot des Uni-Kinderhauses
Große Kinderaugen strahlen einem entgegen, betritt man das Kinderhaus der Universität Heidelberg im Neuenheimer Feld. Durch eine Umfrage im Jahr 2003 zum Bedarf an Betreuungsplätzen angeregt, setzte sich das Rektorat der Universität dafür ein, das Angebot an Ganztagesbetreuung für Kleinkinder in Heidelberg zu verbessern. Seit September 2005 sind nun 25 Plätze für die Kinder von jungen Wissenschaftlerinnen und Mitarbeitern der Universität und des Klinikums vorhanden. Besonders für alle Heidelberger Eltern, die im Neuenheimer Feld arbeiten, besitzt das Kinderhaus durch die gute Erreichbarkeit, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, eine große Attraktivität.
Ausgeführt werden konnte die Neueröffnung des Kinderhauses, die mit einem Umbau der Räume in der schon vorher bestehenden Kinderkrippe des Studentenwerkes einherging, erst durch das Zusammenspiel verschiedener Kräfte. Die Verwaltung des Hauses liegt beim Studentenwerk, die Gelder für den Umbau und den Betrieb kommen jedoch aus den unterschiedlichsten Töpfen. So verteilen sich die Kosten auf die Universität, die private Tschira-Stiftung, die Heidelberger Volksbank-Stiftung und die Stadt Heidelberg.
Die Kinderkrippe im Kinderhaus bildet den ersten Baustein eines strategischen Gesamtkonzepts zur Betreuung von Kindern, deren Eltern an der Universität Heidelberg arbeiten. In den hellen, Licht durchfluteten Räumen werden in mehreren Gruppen die Kinder im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren betreut. Das Angebot wird sehr gut angenommen, die Gruppen sind voll besetzt. Besonders die langen Öffnungszeiten von 7.30 Uhr in der Frühe bis 18.00 Uhr abends bewerten die Eltern äußerst positiv.
Für die nahe Zukunft ist die Einrichtung eines "KidsClub" im Gästehaus im Neuenheimer Feld geplant mit offener Betreuung für Kinder im Alter von fünf bis fünfzehn Jahren. Die Universität richtet hierfür, getragen durch den Beitrag der Gesellschaft der Freunde und der Stiftung Universität Heidelberg einen Spielraum und einen Kommunikationsraum mit Computer-Ecke sowie Hausaufgabenbetreuung ein. Die Betreuung soll durch eine feste Stelle, die im Rahmen des freiwilligen sozialen Jahres besetzt wird, und durch ehrenamtliche Mitarbeiter erfolgen.
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Nachwuchsstrategen am Steuer. Fotos: Rothe |
Als weitere Schritte sind eine spezielle Kongressbetreuung und ein Kinderhotel geplant, in dem die Kinder auch übernachten können, wenn die Eltern auf Forschungsreisen sind. Das Angebot wird den Kindern Heidelberger Wissenschaftlern und denen von Gastwissenschaftlern, die in Heidelberg auf Kongressen sind, offen stehen – ein gewichtiger Standortvorteil. Daneben ist auch die Vermittlung von Tagesmüttern und Hortplätzen als "Back-up-Service" für Notfälle geplant, wenn beide Elternteile durch wichtige wissenschaftliche Arbeiten zeitlich eingeschränkt sein sollten – in diesem umfassenden Angebot liegt das Besondere des Heidelberger Kinderhauses. "Mit ihrem Betreuungsangebot nimmt die Universität Heidelberg eine Vorreiterrolle in Baden-Württemberg ein. Aber auch in anderen Bundesländern bietet kaum eine Universität Vergleichbares," so die Referentin im Gleichstellungsbüro der Universität, Dr. Agnes Speck.
Was für eine bedeutende Stellung schon heute das Kinderhaus für das berufliche Leben der Eltern hat, verdeutlichen die Aussagen der Wissenschaftlerpaare, die ihre Kinder in den Gruppen dort haben. Insbesondere die flexiblen Öffnungszeiten bewerten sie als positiv. Denn es sei kaum eine private Kinderkrippe zu finden, die solche Öffnungszeiten habe und dabei bezahlbar sei, äußern sich Dr. Alexandra Nieters und Dr. Ulrike Hauk, nachdem sie ihre Kinder in der Gruppe für die ganz Kleinen abgegeben haben. Auch die Unterbringung bei Tagesmüttern fällt im Vergleich mit dem Kinderhaus negativ aus, die seien weniger flexibel und zudem ein so großer Kostenfaktor, dass es gerade bei einer Halbtagsstelle nicht finanzierbar sei, so die einhellige Meinung der Jungwissenschaftlerinnen.
"Das Kinderhaus ist extrem wichtig für mich", erklärt deshalb Dr. Nieters, die eine Forschungsgruppe zur molekularen Tumorbiologie leitet und gerade dabei ist, sich zu habilitieren, "sonst würde alles zusammenbrechen." Dr. Hauk, die eine Post-Doc-Stelle innehat, stimmt dem vollkommen zu. "Vor allem die Flexibilität in der Betreuung im Kinderhaus ermöglicht es, dass wir weiterarbeiten können. Denn es kommt vor, dass noch am späten Nachmittag eine Forschungssitzung ansteht, dann braucht man einfach eine Einrichtung, die auch noch um diese Zeit für die Kinder sorgt", sind sich die Mütter einig. Und dass die Kinder sich wohl fühlen, bemerkt man schon bei einem kurzen Besuch. Auch die Mütter bestätigen, dass die Kinder gerne hier sind: "Die Qualität ist vorbildlich. Es wird sehr viel geleistet. Denn die Betreuung der Kleinen bedeutet eine große Herausforderung." Besonders die gute Atmosphäre und das Gespür für die Kinder seien so ausgeprägt, dass sich schon die Allerkleinsten im Kinderhaus wohl fühlen. Diesen Punkt betont auch die Leiterin Gisela Michael – gerade da sich nach der Neueröffnung alle, Erzieherinnen wie Kinder, erst einmal hätten zusammenfinden müssen. So stellt die Kinderbetreuung eine große Bereicherung für die gesamte Uni dar. Das belegen die Reaktionen der Eltern.